Frauenfußball im Nahen Osten: Saudische Versprechungen
Saudi-Arabien und Iran rühmen sich eines historischen Abkommens zur Förderung des Frauenfußballs. Die Absichten sind wohl eher andere.
E s ist eine schlichte Absichtserklärung, aber manche erkennen darin einen „historischen Schritt“. Saudi-Arabien und Iran nehmen nach acht Jahren Unterbrechung wieder Fußballkontakte auf. Sie wollen gemeinsame Trainer- und Schiedsrichterlehrgänge durchführen und, ja, doch, Saudi-Arabien und Iran haben tatsächlich angekündigt, gemeinsam den Fußball von Frauen und Mädchen zu fördern.
Das irritiert, gibt es in Saudi-Arabien doch erst seit 2021 ein Nationalteam. Und im Iran dürfen Frauen immer noch nicht Stadien betreten, in denen Männer kicken. Doch es scheint, dass zumindest Saudi-Arabien auch in den Frauenfußball investieren will: Ibtissam Jraïdi, marokkanische Spitzenspielerin, kickt bereits hier. Und Monika Staab, deutsche Nationaltrainerin Saudi-Arabiens, berichtete jüngst im Deutschlandfunk-Podcast „Players“ von Gerüchten, „dass ungefähr vier, fünf Weltklassespielerinnen, die auch an der WM teilnehmen, nach Saudi-Arabien gehen“.
Doch es gibt auch Rückschläge. Das Ziel, gemeinsam mit Griechenland und Ägypten die Fußball-WM 2030 auszurichten, ist zunächst geplatzt. Die Fifa verschob das Bewerbungsverfahren erst einmal, was die saudischen Chancen eher verschlechtert.
Am saudischen Milliardeninvestment in Weltklassesport ändert das jedoch nichts. Es wird die Asiatischen Winterspiele 2029 ausrichten und forderte die weltbesten Schachspielerinnen zum Tragen eines Kopftuchs auf. In Saudi-Arabien fanden Wrestling- und Profiboxevents statt. Im Dezember gibt es hier die Fifa-Klub-WM der Männer, 2027 die Asienmeisterschaft, und ganz viel saudisches Geld steckt im europäischen Männerprofifußball. Und dann wurden ja noch Stars der Ex-traklasse verpflichtet: Cristiano Ronaldo, Benzema, Neymar …
Abhängigkeit vom Öl minimieren
Menschenrechtsorganisationen sprechen von Sportswashing: Aufpeppung des Ansehens in der Welt, indem man sich ans weltoffene, moderne Image des Sports ranwanzt. Doch der englische Politologe James M. Dorsey, Experte für nahöstlichen Fußball, vermutet, dass die teure Sportpolitik in erster Linie gar nicht dem Wunsch entspringt, „die angeschlagene Menschenrechtsbilanz Saudi-Arabiens aufzupolieren“, sondern eher „das Bestreben von Kronprinz Mohammed bin Salman, die vom Ölexport abhängige Wirtschaft des Königreichs zu diversifizieren“ ausdrückt.
Abkehr vom Öl, Orientierung auf andere Quellen sowohl des Reichtums als auch der kulturellen Macht – wozu sowohl das Megaprojekt der futuristischen Stadt Neom am Roten Meer als auch die Verpflichtung von Fußballstars zählt. Eine Art überdimensioniertes Monaco, so darf man sich das wohl vorstellen. Glamour muss her, und das künftige Sprechen über Saudi-Arabien soll doch bitte nicht von politischer Verfolgung oder fehlenden Menschenrechten für Frauen geprägt sein.
Warum aber ertönt gerade jetzt dieses propagandistische Gepolter über ein historisches Abkommen zwischen saudischem und iranischem Fußballverband, das in Wirklichkeit kein allzu verpflichtendes Memorandum of Understanding ist? So schwer fällt die Antwort nicht: weil diese Machthaber ja nur an ihnen nutzender PR interessiert sind. Hauptsache, wohlgefällig die Macht genießen. Menschenrechte, zu denen auch das Recht auf Sport gehört, sind ihnen egal.
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