Frankfurt in der Frauen-Bundesliga: Die Richtigmacherinnen
Eintracht Frankfurt findet in der Frauen-Bundesliga als Ausbildungsklub zu alter Stärke zurück. Ob der Verein irgendwann wieder um Titel spielt?
D as Champions-League-Finale vor acht Jahren wirkt heute wie aus einer anderen Zeitrechnung. Damals, 2015, gewann ein selbstständiger Frauenverein namens 1. FFC Frankfurt die Champions League gegen, tatsächlich, Paris Saint-Germain. Paris spielt heute immer noch in der Champions League, am Dienstag im Viertelfinale gegen den FC Bayern. Der FFC dagegen stürzte nach diesem Schwanengesang ins Mittelfeld der Liga und bald danach in seine Auflösung. Die Champions League sah er nimmermehr.
Das könnte sich dieses Jahr ändern, denn unter dem neuen Dach der Eintracht sind die Frankfurterinnen derzeit die aussichtsreichsten Anwärterinnen auf Platz 3. Und das interessanteste Team der Liga. Die Fansehnsucht des „Zurück zu alter Größe“, die eigentlich verlässlich der Boden für Desaster ist, könnte sich dieses eine Mal erfüllen. Auch, weil die Summen andere sind. 375 Millionen in den Sand setzen, das kann in dieser Liga noch nicht passieren. Hier kann man es leicht mit ein bisschen Geld zu was bringen, vulgo, sich hochkaufen, wenn der dahinterstehende Klub sich nicht allzu blöd anstellt. Und Eintracht Frankfurt hat sich klug angestellt.
Viele Spielerinnen können gehalten werden
Statt ein fertiges Spitzenteam zusammenzukaufen – was vermutlich auch den Kostenvorstellungen des Patenklubs nicht ganz entsprochen hätte –, wurden in den letzten Jahren junge Spielerinnen aus dem meist nationalen Umkreis nach Frankfurt gelotst. Und im Gegensatz zum üblichen Ausbildungsklub können sie gehalten werden. Nicht der größte Name, Nationaltorhüterin Merle Frohms, die im Sommer nach Wolfsburg geht. Wohl aber etwa Kapitänin und Toptorschützin Laura Freigang, die wichtige Österreicherin Laura Feiersinger und die Garde aufstrebender Nationalspielerinnen: Sophia Kleinherne, Sjoeke Nüsken oder die Noch-U-Nationalspielerinnen Shekiera Martinez und Camilla Küver, die beide in Frankfurt ausgebildet wurden.
Begleitet wird all das von auffälliger Betonung der „Frankfurter Werte“ – Aggressivität, attraktives Offensivspiel, hohes Pressing, jenes Spiel also, was man in besseren Zeiten auch mit den Frankfurter Männern verbindet. Eine bewusste Corporate Identity, wie es sie in dieser Liga nur selten gibt. Ob die irgendwann wieder um Titel spielt? Eine deutsche Meisterschaft kostet mittlerweile mindestens 5, eher 10 Millionen Euro – ein Zuschussgeschäft, das für Eintracht Frankfurt finanziell ungemütlicher wäre als für den FC Bayern und den VfL Wolfsburg. Die wahre alte Größe dürfte eher auf ewig unter die Rubrik „Vielleicht eines Tages“ fallen.
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