Fraktionsvorsitz der Brandenburger AfD: Kalbitz lässt Amt ruhen
Nach seinem Ausschluss aus der AfD wollte der Rechtsextremist Kalbitz Fraktionschef im Brandenburger Landtag bleiben. Es kam anders.

Doch nach einer Sondersitzung, zu der sich die Fraktion am Dienstag traf, ist klar: Kalbitz wird sein Amt ruhen lassen, bis das Landgericht Berlin über seine Klage gegen die Entscheidung des Parteischiedsgericht befindet. Die Fraktion habe sein entsprechendes Angebot einstimmig angenommen, sagte Kalbitz nach der Sitzung. Ganz freiwillig dürfte er dieses Angebot nicht gemacht haben. Vize-Fraktionschef Steffen Kubitzki hatte bereits nach der Bestätigung des Rauswurfs durch das Bundesschiedsgericht angekündigt, dass über die Konsequenzen beraten werden müsse, damit die Partei nicht weiter Schaden nehme. Die Sondersitzung dauerte fast vier Stunden.
Dass es nicht so locker werden würde, wie Kalbitz zunächst gerne glauben machen wollte, zeigte schon, dass Alexander Gauland, Ehrenvorsitzender der Partei und Vorsitzender der Bundestagsfraktion, Kalbitz zur Sitzung begleitete. Gauland hat Kalbitz gefördert und unterstützt; als er selbst in den Bundestag einzog, trat Kalbitz seine Nachfolge als Landes- und Fraktionschef an. In dem aktuellen Konflikt hat Gauland sich eindeutig auf die Seite von Kalbitz und gegen Parteichef Jörg Meuthen gestellt, der Kalbitz’ Rausschmiss forciert hatte. Gauland griff auch das Schiedsgericht der Partei scharf an.
Der AfD-Bundesvorstand hatte im Mai auf Antrag Meuthens Kalbitz’ Parteimitgliedschaft annulliert. Zuvor war Kalbitz auch Mitglied im Bundesvorstand und einer der Anführer des rechtsextremen „Flügels“ gewesen. Der Grund für die Annullierung der Parteimitgliedschaft: Kalbitz habe beim AfD-Eintritt die Mitgliedschaft bei den „Republikanern“ und der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ), einer inzwischen verbotenen Neonazi-Organisation, verschwiegen.
Bei den Reps gewesen zu sein, hat Kalbitz schon vor einiger Zeit eingeräumt, die Mitgliedschaft in der HDJ bestreitet er weiter. Inzwischen hat das Bundesschiedsgericht der AfD die Entscheidung des Bundesvorstands für rechtens erklärt. Die Urteilsbegründung allerdings liegt noch nicht vor, Kalbitz klagt nun vor dem Berliner Landgericht.
Parteichef Meuthen hatte zuvor gegen eine weitere Führung der Landtagsfraktion durch Kalbitz Widerstand angekündigt. „Das wäre eine Beschädigung der Partei im Ganzen“, sagte er. Nach der Entscheidung am Dienstag war er zufrieden. Diese sei richtig, sagte Meuthen. Und mache deutlich, „dass Andreas Kalbitz unter den gegebenen Umständen nicht Vorsitzender der Fraktion sein kann“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Nichtwähler*innen
Ohne Stimme