Fragwürdige Nebenkostenabrechnungen: Hohe Heizkosten haltlos
Mehr als 4.000 Euro Heizkosten hat Vonovia von einer Mieterin aus Berlin verlangt. Laut Gericht zu Unrecht. Hunderte weitere Mieter:innen sind betroffen.

Laut Gericht enthält die Heizkostenabrechnung „materielle Mängel“, da der Gesamtverbrauch nicht ordnungsgemäß erfasst worden sei. Ein entsprechender Wärmemengenzähler sei erst im August 2022 eingebaut worden. Eine Schätzung des Heizverbrauchs sei jedoch unzulässig gewesen, heißt es im Urteil.
Rechtskräftig ist das allerdings noch nicht, Vonovia hat gegen die Entscheidung Berufung eingelegt, wie Sprecher Christoph Metzner auf taz-Anfrage mitteilte. Der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzverein (AMV) forderte den Konzern am Dienstag auf, das Urteil zu akzeptieren und die Berufung zurückzunehmen.
„Viele der Betroffenen leben mit der Existenzangst, nicht zu wissen, wie sie die Nachzahlungsbeträge aufbringen sollen“, so der AMV-Vorsitzende Marcel Eupen. Der schwarz-rote Senat müsse jetzt auf Vonovia einwirken, damit der Konzern von den Nachzahlungsforderungen Abstand nimmt. Auch müssten bereits gezahlte Beträge zurückerstattet werden. Man sei diesbezüglich mit den Mieter:innen rund um den Tempelhofer Damm „in guten Gesprächen“, so Vonovia-Sprecher Metzner zu den Forderungen.
Linke fordert Heizkostendeckel
Die immensen Nebenkostenabrechnungen von Vonovia hatten im Dezember 2023 bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die Energiekrise infolge des Kriegs in der Ukraine hatte damit allerdings nichts zu tun. Vielmehr gehören überhöhte und intransparente Nebenkostenabrechnungen zur Geschäftspolitik von Berlins größtem Vermieter.
Eine Mieterin des Wohnblocks am Tempelhofer Damm berichtete der taz, sie habe im Abrechnungszeitraum wegen Bauarbeiten einen Monat lang gar nicht heizen können und auch sonst sparsam geheizt. Auch Mieter:innen aus anderen Stadtteilen berichteten von drastisch gestiegenen Heizkosten, teils gar von verdreifachten Vorauszahlungen.
Der mietenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Niklas Schenker, sieht in dem Urteil ein wichtiges Signal für weitere Betroffene: „Es zeigt, dass man sich gegen einen Immobilienriesen wie Vonovia erfolgreich wehren kann“, so Schenker zur taz. Die Entscheidung belege, dass sich eine genaue Prüfung der Nebenkosten lohnen könne, häufig handele es sich „schlicht um Abzocke“. Langfristig müsse jedoch auch der Bund für Maßnahmen sorgen, etwa einen Heizkostendeckel und strengere Transparenzvorgaben für Unternehmen.
Das Problem betrifft nicht nur die Mieter:innen am Tempelhofer Damm – bundesweit sorgt Vonovia mit intransparenten Abrechnungen für Unmut. In der Kritik steht dabei auch das sogenannte Wärme-Contracting: Vonovia überträgt dabei die Instandhaltung und Verwaltung der Heizung an externe Anbieter. Damit gibt der Konzern auch die Kontrolle über die Kosten ab – die letztlich auf die Mieter umgelegt werden.
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