Fortschritt bei digitalen Lesegeräten: E-Books werden bunt und biegsam
Die bislang schlicht gehaltenen digitalen Bücher werden besser. Technologische Fortschritte bei der elektronischen Tinte und bei Leuchtdioden machen es möglich.
Bildschirme mit elektronischer Tinte, E-Ink genannt, haben auf den ersten Blick etwas Magisches: Sie wirken auf den Betrachter wie die Seiten eines Paperback-Buchs mit gestochen scharfem Text. Im Gegensatz zum Druckwerk können sie jederzeit mit neuen Inhalten befüllt werden und speichern bestenfalls viele Tausend Bände. Die Technik, die in zahllosen digitalen Lesegeräten für elektronische Bücher steckt, hat auch einige Nachteile: Die Bildschirme sind nicht farbig und schalten langsam, was bedeutet, dass sie sich nicht für Videos eignen und auch für Spiele kaum zu gebrauchen sind.
Das soll sich nun zumindest teilweise ändern. Die amerikanisch-taiwanesische E-Ink Corporation, führender Hersteller von Displays mit der gleichnamigen Technik, hat eine farbige Variante ihrer elektronischen Tinte präsentiert, die sie Triton nennt. Neben 16 Graustufen sollen so auch "Tausende von Farben" angezeigt werden können. Technisch realisiert wird die neue Buntheit mithilfe eines Rot-Grün-Blau-Weiß-Farbfilters, der über den bislang schon verwendeten schwarz-weißen Mikrokapseln sitzt. Sie sind so dünn wie ein menschliches Haar und enthalten viele Tausend Pigmentpartikel.
Allerdings sind die Farben bei Triton noch etwas matt. Sie erinnern an farbig bedruckte Zeitungen auf relativ dunklem Papier. Und auch Videos werden sich trotz einer Verbesserung der Schaltgeschwindigkeit um 20 Prozent noch immer nicht darstellen lassen, dafür bleibt E-Ink zu langsam. Die bisherigen Vorteile der Technik wie etwa die lange Batterielaufzeit, die bei Wochen oder gar Monaten liegt, bleiben erhalten. Triton soll bald erhältlich sein.
Wenn sich Triton nicht durchsetzen sollte, hat vielleicht die OLED-Technik eine Chance. Dabei sollen organische Leuchtdioden ein helles, farbiges und vor allem schnell schaltbares Bild erzeugen - bei höherem Stromverbrauch als E-Ink. Mittlerweile lassen sich OLEDs derart flach und flexibel herstellen, dass sie biegsam werden. In den USA arbeitet eine Firma an einem Bildschirm für das US-Militär, der sich um den Ärmel tragen lässt. Ein weiterer neuer Trend sind durchsichtige Displays. Hier wird nur an den Stellen etwas angezeigt, wo Inhalte sind, sonst verhalten sie sich wie Fenster. Für elektronische Lesegeräte sind sie allerdings noch zu dick.
So interessant die neuen Technologien sind, die Hersteller müssen sich die Frage stellen lassen, ob man nicht auch mit der bisherigen Technik einfacher und billiger multimediale Funktionen hätte haben können. Tablett-Computer wie Apples iPad setzen noch auf herkömmliche LC-Bildschirme, wie man sie aus Laptops kennt. Bei ihnen hat der Betrachter zwar wie bei Computerbildschirmen und Flachbildfernsehern ein wenig das Gefühl "bestrahlt" zu werden.
Diese Technik bietet seit vielen Jahren den Zugriff auf Videos und Spiele, ist kostengünstig und funktioniert auch in Flachbildschirmen. Technische Verbesserungen haben die Auflösung in den letzten Jahren derart gesteigert, dass man einzelne Bildpunkte nur noch schwer erkennen kann, die Qualität der Bild- und Textschärfe hat zugenommen. Kommerzielle Hersteller wie LG verfügen über viele Angebote.
Elektronische Tinte bietet dagegen in bestimmten Situationen unschätzbare Vorteile, wie Amazon neulich in einem Werbespot für seinen E-Ink-basierten E-Book-Reader Kindle demonstrierte. Darin versucht ein iPad-Nutzer, der am Pool in der Sonne liegt, verzweifelt etwas zu erkennen. LCDs sind dafür ungeeignet, sie spiegeln stark. Die Frau, die neben dem iPad-Nutzer sitzt, hat einen monochromen Kindle in der Hand, der auch in der Sonne gut ablesbar ist. Fragt sich nur, wie oft man in der Sonne liest.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen