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Forschung zu Folgen des KlimawandelsErhöhtes Risiko von Fehlgeburten

Forschung zeigt die Folgen der Erderwärmung auf schwangere Frauen, Mütter und Neugeborene. Die Gefahr sei ein „blinder Fleck“ laut dem Bericht.

Wassermangel und Lebensmittelknappheit können die Muttermilchproduktion beeinflussen Foto: Fernando Bustamante/ap

BERLIN taz | Wetterextreme wie Hitze oder Starkregen, die durch den Klimawandel immer häufiger auftreten, beeinträchtigen die Gesundheit von schwangeren Frauen, Müttern und Neugeborenen erheblich. Bislang ist diese Gefahr jedoch ein „blinder Fleck“ in den nationalen Aktionsplänen, warnt ein neuer Bericht.

Der Bericht von 80 Wis­sen­schaft­le­r*in­nen aus 45 Ländern richtet sich an die Ent­schei­dungs­trä­ge­r*in­nen der Weltstaatengemeinschaft im Vorfeld der 29. UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan, die nächste Woche beginnt. Er ist eine Synthese der wichtigsten jüngsten Fortschritte in der Klimaforschung und wird jedes Jahr von den Wissenschaftsnetzwerken Future Earth, The Earth League und World Climate Research Programme veröffentlicht.

Bereits im vergangenen Jahr forderten UN-Organisationen dringende Maßnahmen für den Schutz von schwangeren Frauen und Kindern vor Klimaextremen. Bislang beziehen sich jedoch nur 27 von 119 nationalen Klimaplänen (NDCs) auf die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen, kritisiert der Bericht.

Studien zeigen, dass mit steigenden Temperaturen häusliche Gewalt zunimmt

„Globale Temperaturrekorde werden weiter gebrochen, wodurch die Bedrohungen für die Gesundheit von Müttern verschärft werden“, sagt die Ärztin und Menschenrechtsaktivistin Jemilah Mahmood, die an dem Bericht beteiligt war. Die Gefahren seien besonders akut in Ländern des Globalen Südens und gingen in der Regel mit eingeschränktem Zugang zu Bildung und niedrigen Einkommen einher, so Mahmood weiter.

Eine Studie aus Indien fand heraus, dass schwangere Frauen, die beruflich extremem Hitzestress ausgeliefert sind, ein doppeltes Risiko für eine Fehlgeburt hatten. In Südkalifornien wurde ein Zusammenhang zwischen langfristiger Hitzebelastung von Schwangeren und Früh- oder Totgeburten beobachtet. Auch wird geschätzt, dass Überschwemmungen in Mittel- und Südamerika, Afrika und Asien jedes Jahr für über 107.000 Schwangerschaftsverluste verantwortlich sein könnten. Wassermangel und Lebensmittelknappheit können die Muttermilchproduktion beeinflussen.

Studien zeigen außerdem, dass mit steigenden Temperaturen die häusliche Gewalt zunimmt. Frauen, die aufgrund des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen, sind oft unzureichender medizinischer Versorgung, Ruhe, Hygiene und sozialer Unterstützung sowie einem erhöhten Risiko sexueller Gewalt ausgesetzt. Laut Bericht müsse die Gesundheit von Müttern und Kindern als zentraler Problembereich anerkannt werden, im VAE-Rahmen für globale Klimaresilienz, der auf der letzten Weltklimakonferenz beschlossen wurde.

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2 Kommentare

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  • Nun ja. Bei uns geht das aber nicht. Die Un-Partei FDP will die Mittel für jeden Klimaschutz und somit Menschenschutz streichen. Die CDSUAFDBSW ist auf dem gleichen Weg unterwegs, der Klimakanzler ist mit den Wahlplakaten 2021 verschwunden. Die Einzigen, die sich wenigstens etwas gegen die Klimakatastophe einsetzen, werden massiv bekämpft und verleumdet von den og. Parteien und -natürlich- von der Springerpresse und Konsorten. Armes Deutschland.

  • Das klingt alles plausibel. Aber der sehr viel deutlicher wahrnehmbare Stress mit Folgen für Schwangere und Kind durch Gesetze in Afghanistan oder Iran, durch Angriffe im Gaza und Libanon, durch Fluchtrouten über tausende von Kilometern, durch Sturzregen in Spanien oder Krieg in der Ukraine hat bisher keinerlei Einfluß auf Entscheidungen oder Verhalten einzelner gehabt, die ihn hätten verhindern können.