Forscher warnen: Antarktis könnte kippen
Nicht nur Kaiserpinguine sind bedroht, zeigt ein Forschungsüberblick. Demnach verändert sich die Südpolregion gerade abrupt und womöglich unumkehrbar.
In einem Überblick über den Forschungsstand warnen sie vor einem „schnellen, ineinandergreifenden und teils selbstverstärkenden Wandel“ in Eis, Ozeanen und Ökosystemen. Wichtig sei, zu erkennen, dass alles miteinander zusammenhänge: „Wenn wir einen Teil des Systems verändern, hat das Auswirkungen auf alle anderen Teile“, wird Erstautorin Abram zitiert.
Vor allem warnen die Experten, dass die Eisschilde gefährdet seien, am stärksten der Westantarktische Schild: Ein vollständiger Zusammenbruch würde den Meeresspiegel um mehr als drei Meter ansteigen lassen und weltweit Küstenstädte bedrohen, warnen die Wissenschaftler.
Die Folgen könnten dann noch für kommende Generationen desaströs sein. Möglicherweise könne auch eine weltweite CO2-Reduktion die Entwicklung nicht mehr stoppen. Folge seien möglicherweise „globale Kippkaskaden“ – Kettenreaktionen, die schwer zu stoppen sind: Das Eis schmilzt, der Meeresspiegel steigt. Wärmeres Wasser fließt an andere Eisflächen, woraufhin noch mehr Eis schmilzt – und der Meeresspiegel wieder weiter steigt.
Meeresströmungen schwächen sich ab
Zugleich sehen die Forscher Hinweise, dass sich tiefe Meeresströmungen rund um den Kontinent abschwächen, die für die Verteilung von Wärme, Sauerstoff und Nährstoffen in den Weltmeeren verantwortlich sind. Der Ozean könnte dann weniger CO2 aufnehmen. Das wirke wie ein Verstärker, der die Erde über Generationen noch stärker aufheizen könnte.
Der anhaltende Klimadruck droht sich auch auf Pflanzen- und Tierarten auszuwirken. Vor allem Kaiserpinguine benötigen stabiles Meereis für ihre Brut. Inzwischen gebe es im Grunde keinen sicheren Ort mehr für die ikonischen Vögel, sagte die Antarktisforscherin und Ko-Autorin Barbara Wienecke dem australischen Sender ABC. Bis 2100 könnten sie ausgestorben sein.
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