Forscher über Menschen-Verwandte: Happy ohne Hirn
Das Denkorgan des „Flores Menschen“ ist winzig – und es ist im Laufe der Evolution immer kleiner geworden. Japanische Biologen wissen, warum.
BERLIN taz | Er ist nur einen Meter groß. Sein Kopf hat die Ausmaße einer Pampelmuse. Damit ist der „Flores Mensch“ der kleinste Verwandte des heutigen Menschen. Selbst für die geringe Körpergröße ist sein Hirn mit ungefähr 430 Kubikzentimeter (ccm) auffallend klein – der Homo Sapiens verfügt über durchschnittlich 1300 ccm.
Homo floresiensis wurde 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckt. Die Art der Gattung Homo hat eine gegenläufige Entwicklung durchgemacht: Sie wurde immer kleiner. Evolutionsbiologen bezeichnen die Schrumpfung von Tieren in größtenteils unzugänglichen Lebensräumen als „Inselverzwergung“. Ein Prozess, der etwa beim Borneo-Zwergelefanten zu beobachten ist.
Ungewöhnlich am „Flores Menschen“ ist, dass auch das Gehirn immer kleiner wurde – und zwar überproportional schnell. Japanische Wissenschaftler haben nun eine Theorie entwickelt, warum das so ist.
Das Team um Daisuke Kubo von der Universität Tokio hat Schädel mit einem hochauflösenden Computertomografie-Verfahren vermessen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der „Flores Mensch“ vom Homo erectus abstammt. Der ist rund 1,60 Meter groß und sein Gehirn misst ungefähr 860 ccm. Die Ursache für die letztliche Halbierung des Hirnvolumens ist einfach. Die Forscher vermuten in der britischen Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B, dass in der Lebewelt der „Flores Menschen“ ein größeres Denkorgan schlicht nicht nötig war.
Neben dem Komodowaran und einer Riesenstorch-Art hatte der Homo floresiensis kaum Konkurrenten um Nahrung, außerdem verbraucht ein großes Gehirn sehr viel Energie. Folglich wurden der „Flores Mensch“ und sein Denkorgan immer kleiner. Genutzt hat das alles nichts. Vor rund 20.000 Jahren starben die indonesischen Hobbits aus.
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