piwik no script img

Foodwatch warnt vor Protein-Produkten„Dreiste Abzocke“

Etwas Proteinpulver und Süßstoff: Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sieht „Hype“ und hält solche Lebensmittel für teuer und unnötig.

Verspricht viel, hält laut Foodwatch weniges Foto: Dr. Oetker

Berlin taz | Als besonders proteinreich vermarktete Lebensmittel sind nach Ansicht der Verbraucherorganisation Foodwatch „teuer und unnötig“. „Was bei Dr. Oetker, Ehrmann und Co. die Kassen klingeln lässt, ist aus Verbrauchersicht dreiste Abzocke“, erklärte Laura Knauf von Foodwatch am Sonntag. „Ein bisschen zugesetztes Proteinpulver und Süßstoff statt Zucker macht aus einem Pudding noch lange kein gesundes Lebensmittel.“

Der Organisation zufolge sind sogenannte Proteinlebensmittel deutlich teurer als Vergleichsprodukte: Das „Protein Müsli“ von Seitenbacher kostet demnach 86 Prozent mehr als dessen „Fitness Müsli“. Der „High Protein Vanille Pudding“ von Dr. Oetker ist sogar dreimal so teuer wie ein herkömmlicher Pudding derselben Marke.

„Der Protein-Hype ist eine Gelddruckmaschine für Lebensmittelhersteller“, führte Knauf aus. Denn in der Herstellung von Lebensmitteln koste der Zusatz von Protein nicht viel: Meist werde mit Molkeneiweiß ein Abfallprodukt der Käseherstellung verwendet, das sonst häufig zu Tierfutter verarbeitet wird.

Nötig für eine gesunde Ernährung sei der höhere Eiweißgehalt dieser Produkte ebenfalls nicht, erklärte Foodwatch. „Ein breites Spektrum natürlicher Lebensmittel ganz ohne Zusatzstoffe ist die beste Wahl, um den körpereigenen Proteinbedarf zu decken“, zitierte die Organisation den Ernährungsexperten Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Das gelte auch für Sportler.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Der Kunde lässt sich an so viele Stellen das Geld aus der Tasche ziehen.



    Ob Protein-Produkte, Hyaluron-Cremes, Benzin von der Markentankstelle, ... mit dem passende Markting lässt sich der Preis exorbitant in die Höhe treiben.

  • Hat aber ganz schön lange gedauert, bis die Foodwatch-Leute das mitgekriegt haben ... und ich dachte immer, nur ich lebe hype-mäßig hinterm Mond ...

  • Gerne und im Marketing wirksam, also gewinnbringend adressiert wird der TEF-Effekt.



    Bei focus.de fand ich:



    "So benötigt der Körper beim Verzehr von Fertigprodukten kaum zusätzliche Energie. Auch der hohe Zuckeranteil und die enthaltenen Konservierungsstoffe sind nicht gerade diättauglich. Stattdessen sollten Sie besser auf frische und naturbelassene Lebensmittel setzen.



    Es eignen sich besonders Eier, Fisch oder mageres Fleisch. Der hohe Proteinanteil erhöht den Kalorienverbrauch enorm: Während dieser laut übereinstimmender Studienlage beim Verzehr von Fetten und Kohlenhydraten nur um null bis zehn Prozent ansteigt, wird er bei Protein um 20-30 Prozent erhöht. So verbrennt der Körper mit einer eiweißhaltigen Ernährung also zusätzlich Kalorien, ohne dafür etwas tun zu müssen. Zudem sind proteinreiche Lebensmittel oft kalorienarm, halten länger satt und schützen Sie vor Heißhunger-Anfällen."



    Ich denke darüber aus pathophysiologischer Sicht bei Convenience Food und Lifestyle-Ernährung eher in den Kategorien überflüssig, verschwenderisch und energetisch eigentlich ineffizient.



    Jean Ziegler über "Low Protein" und "No Protein":



    taz.de/Massaker-des-Hungers/!5421420/

  • Einfach Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkorn-Getreide essen. Easy.



    Und Zutatenlisten lesen, das Verhältnis von Eiweiß zu Zucker beachten.

  • Hinzu kommt, dass "gewisse Lebensmitteldiscounter" längst bekannte Produkte einfach als "besonders Proteinreich" labeln und bei unveränderten Zutaten einfach mal den Preis verdoppeln.

    Einige dieser neuen proteinreichen Lebenmittel sind sogar ernährungstechnisch höchst bedenklich - wie z.B. "Einweißbrot" dass einen viel höheren Glutengehalt (=Weizenkleber) hat als herkömmliches Brot.