Fonds Sexueller Missbrauch: Kein Thema für Lisa Paus
Der Fonds Sexueller Missbrauch steht vor dem Aus. Dabei war lange bekannt, dass die Hilfseinrichtung ein großes finanzielles Loch hat.

D er Vorteil des Fonds Sexueller Missbrauch (FSM) ist seine Niedrigschwelligkeit: Menschen, die als Kinder und Jugendliche sexuelle Gewalt erlebt haben, können Geld für Therapien, medizinische Hilfsmittel, Beratungen, durch Traumata verpasste Ausbildungen beantragen, ohne dass sie dafür gesundheitliche Atteste vorlegen müssen. Das fällt demnächst weg, der Fonds steht vor dem Aus. So können Betroffene nur noch bis August dieses Jahres einen Antrag auf Hilfsgelder einreichen, die der Fonds bis Ende 2028 auszahlt.
Nun kommt diese Nachricht nicht überraschend. Seit Jahren ist bekannt, dass der Fonds eine millionenschwere Finanzierungslücke hat, der Bundesrechnungshof forderte bereits im vergangenen Frühjahr seine rasche Abwicklung. Damals schon hatten die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus und die Opferverbände darauf hingewiesen, dass mit dem Aus des Fonds nicht nur den Betroffenen großer Schaden zugefügt würde, sondern der Staat seine Pflicht zur Fürsorge vernachlässigte. Die grüne Noch-Familienministerin Lisa Paus indes hatte versichert, dass eine „Einstellung des FSM nicht vereinbart worden“ sei – um jetzt doch sein Ende bekannt zu geben.
Ja, so einfach kann man es sich machen, wenn man aus der Regierungsverantwortung auf die Oppositionsseite wechselt. Wenn der Familienministerin das so große wie schwierige Thema sexuelle Gewalt tatsächlich wichtig gewesen wäre, hätte sie viel Zeit gehabt, sich um eine Anschlussfinanzierung des Fonds zu kümmern. Es ist – neben der Kindergrundsicherung – eine weitere folgenreiche Pleite, die Paus in ihrer Amtszeit verursacht hat. Von der Ministerin dürfte vor allem eines bleiben: die berühmte Differenz zwischen verbaler Aufgeschlossenheit und anhaltender Verhaltensstarre.
Zu guter Letzt sickerte am Sonntag durch, dass die Grüne auf den letzten Metern ihrer Amtszeit für zwei Vertraute attraktive Stellen schaffen ließ. So kann man staatliche Fürsorge auch interpretieren.
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