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Folgen des KlimawandelsGletscher in Gefahr

Eine Studie zeigt: Die Hälfte der Gletscher wird bis zum Jahr 2100 verschwinden. Selbst bei Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels drohen drastische Folgen.

Alaskas Gletscher schmelzen in Rekordgeschwindigkeit Foto: Sergi Reboredo/VWPics/imago

Washington afp | Durch den Klimawandel wird einer neuen Studie zufolge rund die Hälfte der Gletscher auf der Welt bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden. Selbst bei einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter verschwinden nach Schätzungen der Forscher 49 Prozent der 215.000 Gletscher weltweit bis zum Jahr 2100, wie aus der am Donnerstag in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Studie hervorgeht.

Die Ergebnisse bieten den bisher umfassendsten Blick auf die Zukunft der Gletscher auf der Erde. Die Autoren heben hervor, wie wichtig es ist, die Treibhausgasemissionen und die Folgen der Gletscherschmelze wie den Anstieg des Meeresspiegels zu begrenzen.

Sie untersuchten für die Studie die Auswirkungen von vier Szenarien auf die Gletscher, bei denen die globale Durchschnittstemperatur um 1,5, zwei, drei und vier Grad ansteigt. „Jedes Grad mehr führt zu mehr Schmelze und Verlusten“, sagte Regine Hock von der Universität Oslo sowie der University of Alaska Fairbanks und Mitautorin der Studie der Nachrichtenagentur afp. „Das bedeutet aber auch, dass man die Verluste verringern kann, wenn man den Temperaturanstieg reduziert. Insofern gibt es noch ein wenig Hoffnung.“

Auswirkungen auf Wasserressourcen

Bei einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad würden die Verluste etwa 26 Prozent der weltweiten Eismasse ausmachen, weil die kleinsten Gletscher als erste betroffen wären. Der Meeresspiegel würde sich im Schnitt um neun Zentimeter erhöhen.

Im schlimmsten Szenario mit einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur würde es der Studie zufolge einen Anstieg des Meeresspiegels um 15 Zentimeter geben. Dann wären auch größere Gletscher, zum Beispiel in Alaska, stärker betroffen. Bis zum Ende des Jahrhunderts würden dann 83 Prozent der Gletscher verschwinden, was 41 Prozent der Eismasse entspräche.

Hock sagte, neun bis 15 Zentimeter Erhöhung des Meeresspiegels würden vielleicht nicht viel erscheinen. Die Werte seien jedoch ein „großer Grund zur Sorge“, denn je höher sie sind, desto mehr Überschwemmungen würden bei Stürmen auftreten und damit „viel mehr Schäden“ verursachen. Das Verschwinden von Gletschern wirkt sich der Studie zufolge auch auf die Wasserressourcen aus. Demnach lieferten sie Süßwasser für rund zwei Milliarden Menschen. Hock sagte, noch sei es möglich, die Folgen zu begrenzen. „Ob es dazu kommt, hängt von den politischen Entscheidungsträgern ab.“

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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Der Krieg allgemein und die zugrunde liegenden Ursachen führen dazu, dass die Entwicklung in Richtung Katastrophe läuft.

  • Es gibt nach wie vor enorme Einsparmöglichkeiten beim weltweiten Energieverbrauch und beim Verbrauch von Resourcen. Die Lösung ist aber nicht, immer effektivere Möglichkeiten zur Herstellung unsinniger Produkte zu schaffen, sondern auf Unsinn zu verzichten.

    Eine Härte wäre das allenfalls für solche, die total abgehoben den Sinn ihres eigenen Lebens darin sehen, Geld zu scheffeln und maßlos Resourcen zu verschwenden. Für alle anderen wäre es keine Härte, sondern eine erhebliche Erleichterung, ohne daß sie dabei weiterhin um ihr ohnehin schon knappes Geld erleichtert werden.

  • Über die Folgen der Gletscher-Schmelze für die Regulation der Wasserstände in Binnengewässern hat häufig der Meteorologe Sven Plöger berichtet. Die taz hat einen sehr eindrucksvollen Artikel im Archiv:



    //



    taz.de/Niedrigwasser-am-Rhein/!5877777/



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    Alexander von Humboldt sagte: "Alles hängt mit allem zusammen" - die Ketten des Lebens erscheinen zunehmend fragil.

  • Bei aller verständlichen und angebrachten Sympatie für die Ukraine gehen leider nicht nur viele lokalen Kathatrophe unter (Jemenkrieg zb), sondern auch die globale Kathatrophe!



    Die Verhältnismäßigkeit stimmt einfach nicht. Es gibt aktuell (und gab seitdem zweiten Weltkrieg) keinen Krieg auf der Welt, der so viel Leid verursachen wird wie der Klimawandel!



    Da finde ich es schon erstaunlich, dass die einstige Klimapartei der Grünen inzwischen eine Politik macht bei der MerkelsKlimapolitik in der Nachbetrachtung inzwischen als sehr fortschrittlich angesehen werden muss!

    • @Alexander Schulz:

      Deutet darauf hin, dass die Balance zwischen Wunsch oder Forderung nach CO2 Neutralität und der Realpolitik um ein Land am laufen zu halten, bzw. mit zu regieren, nicht so einfach ist.

      Obwohl. Einige einfache Massnahmen gäbe es schon. Aber die würden nur niedrige Prozente bringen. Die großen Massnahmen wären aber noch instabilisierend für die Gesellschaft.