Flutkatastrophen in Südasien: Klimawandel verschärfte extreme Regenfälle
Steigende Temperaturen im Indischen Ozean machten zwei Zyklone tödlicher und zerstörerischer. Doch es gibt Unsicherheiten, zeigt eine Schnellstudie.
Die Zyklone „Ditwah“ und „Senyar“ wurden angetrieben von steigenden Meerestemperaturen infolge des Klimawandels. Das zeigt eine Schnellstudie von Forscher*innen des Projekts World Weather Attribution (WWA). Die Wissenschaftler*innen stellen aber erhebliche Unsicherheiten fest, die mit regionalen Wettermustern zu tun haben.
Die Überschwemmungen und Erdrutsche, die „Ditwah“ und „Senyar“ verursachten, töteten mehr als 1.600 Menschen in Malaysia, Thailand, Indonesien und Sri Lanka. Hunderte werden noch vermisst. In Sri Lanka und Indonesien mussten jeweils mehr als 600.000 Menschen ihr Zuhause verlassen.
Laut den WWA-Forscher*innen lagen die Meeresoberflächentemperaturen im Nordindischen Ozean um 0,2 Grad Celsius höher als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahrzehnte. Ohne die globale Erhitzung wären sie der Analyse zufolge um etwa ein Grad niedriger gewesen.
„Wenn sich die Atmosphäre erwärmt, kann sie mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Infolgedessen regnet es in einer wärmeren Atmosphäre mehr als in einer Welt ohne Klimawandel“, erläuterte Mariam Zachariah vom Centre for Environmental Policy am Imperial College London, eine der Autorinnen des WWA-Berichts.
Auch regionale Wettermuster spielen eine Rolle
Die WWA ist ein Zusammenschluss von Forschern, die bei schnellen Analysen mit geprüften Methoden untersuchen, wie extreme Wetterereignisse mit dem Klimawandel zusammenhängen.
Den Forscher*innen zufolge lässt sich beobachten, dass extreme Regenfälle in der Region mit Fortschreiten der Erderhitzung immer heftiger werden, in Sri Lanka je nach Messung um 28 bis 160 Prozent und um die Straße von Malakka in Südostasien um 9 bis 50 Prozent.
Das Wetter in der Region wird aber von zwei natürlichen Wetterereignissen mitbestimmt: La Niña und der Indischer-Ozean-Dipol, die die Oberflächentemperaturen des Indischen Ozeans beeinflussen und damit auch die Intensität von Starkregen. Laut der Studie machten sie die Regenfälle des Zyklons Senyar, der Thailand, Malaysia und Indonesien verwüstete, 5 bis 13 Prozent heftiger.
Genaues Beziffern nicht möglich
Die WWA-Forscher*innen vergleichen in ihren Schnellstudien normalerweise die echte, sich erhitzende Welt mit einer modellierten Welt, in der es keinen Klimawandel gibt. Daraus leiten sie ab, wie viel wahrscheinlicher und intensiver der Klimawandel Naturkatastrophen gemacht hat. In diesem Fall tun sie das nicht: Die Klimamodelle können die saisonalen Wetterschwankungen infolge von La Niña und dem Indischer-Ozean-Dipol nicht abbilden, schreiben die Forscher*innen.
Obwohl Messungen und Beobachtungen also zeigen, dass extreme Regenfälle in den vergangenen Jahrzehnten heftiger geworden sind, können die Wissenschaftler*innen deswegen nicht beziffern, wie groß der Einfluss des Klimawandels auf die Zyklone war.
Es ist jedoch wissenschaftlicher Konsens, dass der Klimawandel Tropenstürme verstärkt. „Die Region und die Welt haben sich auf diesen Weg begeben, weil jahrzehntelang der wirtschaftlichen Entwicklung Vorrang vor der Klimastabilität eingeräumt wurde“, sagte Jemilah Mahmood von der malaysischen Denkfabrik Sunway Centre for Planetary Health. (mit ap)
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