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Flugzeugbauer in der KriseAirbus will Tausende Jobs streichen

Wegen der Coronakrise will der Flugzeugbauer in Deutschland mehr als 5.000 Stellen abbauen. Gewerkschaften setzen auf mehr Kurzarbeit.

Airbus-Montage in Hamburg-Finkenwerder Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg taz | Nun sind die Zahlen offiziell, die Beschäftigen zittern um ihre Jobs. Der Airbus-Konzern will aufgrund der coronabedingten Auftragseinbrüche weltweit rund 15.000 Stellen abbauen, davon allein 5.100 in Deutschland. Außerdem sind die Arbeitsplätze zahlreicher Beschäftigter der Airbus-Zulieferer gefährdet. Airbus Deutschland beschäftigt nach eigenen Angaben 46.000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten – etwa in Hamburg-Finkenwerder, Stade oder Bremen. In der Verkehrsflugzeugsparte arbeiten hierzulande gut 28.000 Menschen, weltweit sind es 90.000.

Nach bislang unbestätigten Meldungen soll die deutsche Hauptproduktionsstätte in Hamburg-Finkenwerder mit einem Abbau von etwa 2.500 Stellenstreichungen betroffen sein. Weitere 5.000 Jobs sollen im Mutterland des Konzerns, in Frankreich, wegfallen, 1.700 in Großbritannien, weitere 900 in Spanien. Das teilte Konzernchef Guillaume Faury am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz JournalistInnen mit. Faury schloss dabei betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich nicht aus.

Airbus hat nach eigenen Angaben wegen des coronabedingten Totalzusammenbruchs der zivilen Luftfahrt im ersten Quartal des Jahres einen Verlust von 481 Millionen Euro gemacht. Im Vorjahresquartal hatte unter dem Strich noch ein Gewinn von 40 Millionen Euro gestanden.

Die Konzernspitze erwartet, dass sich der Luftverkehr nicht vor 2023 erholt und wohl erst 2025 das Vor-Corona-Niveau erreicht. Deshalb wird Airbus seine Produktion um 40 Prozent drosseln. Alle Modelle würden, so Faury, „weiter produziert, aber in langsamerem Tempo“. So sollen von der meistverkauften Baureihe A320 etwa nur noch 40 statt 60 Maschinen pro Monat gefertigt werden. Die Details des Stellenabbaus will die Konzernleitung in den kommenden Wochen mit den Sozialpartnern besprechen.

Kurzarbeit alleine reicht nicht aus, um diese Lage zu überbrücken

Jürgen Kerner, Aufsichtsratsmitglied

Gewerkschaften und Airbus-Betriebsräte monieren, dass Deutschland von der angekündigten Stellenstreichung überproportional betroffen sei, und kündigten an, betriebsbedingte Kündigungen verhindern zu wollen. Statt auf Jobabbau setzen sie auf Umverteilung der Arbeit und verstärkte Kurzarbeit. „Der Gesetzgeber muss die Möglichkeit der Kurzarbeit für von der Pandemie besonders betroffene Branchen auf die Dauer der Krise – also auch über ein Jahr hinaus – ausweiten“, fordert IG-Metall-Küste-Tarifsekretär Carsten Brenner im Gespräch mit der taz. Es gehe nun darum, Arbeitsplätze und damit das Know-how zu sichern, bis die Produktion wieder hochgefahren werde.

Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Airbus-Aufsichtsratsmitglied, dagegen befindet: „Kurzarbeit alleine reicht nicht aus, um diese Lage zu überbrücken.“ Kerner will weniger Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilen und fordert „Modelle für eine tarifliche Arbeitszeitabsenkung“. Airbus könne sich nicht „den Abbau Tausender Fachkräfte leisten, die noch vor der Krise händeringend gesucht wurden“ und nach der Auftragsdelle wieder dringend benötigt würden.

„Dafür brauchen wir eine Brücke in die Zukunft statt einen Kahlschlag“, ergänzt der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Der Hamburger Airbus-Betriebsrat will mit seiner Stellungnahme noch abwarten, bis offiziell klar ist, was Airbus in Finkenwerder plant. Zu Gesprächen soll es kommende Woche kommen. Der deutsche Airbus-Konzernbetriebsrat fordert unterdessen neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und der Erhaltung aller Produktionsstandorte auch die Ausweitung „der Eigenproduktion und Rückholung fremdvergebener Arbeit“.

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