piwik no script img

Flugzeug zu Zwischenstopp gezwungenGefangen in Iran

Der Iran lässt Angehörige des früheren Fußballnationalspielers Ali Daei nicht ausreisen. Sie hatten sich mit systemkritischen Protesten solidarisiert.

Seit Monaten gibt es Proteste für die Frauenrechte im Iran, im Bild Protest in Istanbul Foto: Dilara Senkaya/reuters

Berlin Teheran taz/dpa | Die Frau und Tochter des ehemaligen iranischen Fußballnationalspielers Ali Daei wurden von den iranischen Behörden zur Rückkehr nach Teheran gezwungen. Am Montag waren sie am Flughafen in der iranischen Hauptstadt in ein Flugzeug gestiegen, um nach Dubai zu reisen. Doch kurz vor dem Ziel drehte die Maschine der staatlichen Fluglinie Mahan plötzlich um.

Auf der Flugverfolgungs-Website Flightradar24 war zu sehen, dass eine Maschine der iranischen Fluggesellschaft auf der Insel Kisch im Persischen Golf einen Stopp einlegte, bevor sie ein paar Stunden später nach Dubai weiterflog.

Die Zwischenlandung sei nicht angekündigt gewesen, hieß es. In Kisch wurden Daeis Frau und seine Tochter zum Ausstieg gezwungen. Seine Frau musste auf Anweisung von Sicherheitskräften nach Teheran zurück, die Tochter hätte weiterreisen dürfen, was sie jedoch nicht tat.

Daei reagierte fassungslos: „Wollten die (Sicherheitskräfte) etwa Terroristen verhaften“, wurde der 53-Jährige am Dienstag von Medien zitiert. Er habe versucht, bei mehreren Behörden einen Grund für den sonderbaren Vorfall zu erfahren, bislang jedoch vergebens, sagte er laut der Tageszeitung Etemad. „In den letzten Tagen wurden meine Familie und ich mehrmals von einigen Behörden und anonymen Personen bedroht“, schrieb Daei bei Instagram in einer Botschaft an das „iranische Volk“. Er stellte die Frage, was das System mit diesen Drohungen erreichen wolle.

„Was soll das Ganze?“

Laut iranischen Justizquellen hatte sich Daeis Frau bei den systemkritischen Protesten im Land mit „kontrarevolutionären“ Regimegegnern solidarisiert und war daher aufgefordert worden, das Land nicht ohne vorherige Erlaubnis zu verlassen. Da sie dies trotzdem tat, sei das Flugzeug gestoppt und ihr Weiterflug verhindert worden. Festgenommen wurde sie jedoch nicht, wie die Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf Quellen berichtete. Ihr wird vorgeworfen, sie habe in die USA weiterreisen wollen.

Daei weist die Angaben der Justizbehörde zurück. Seine Frau habe legal ausreisen wollen. Falls ein Ausreiseverbot vorgelegen hätte, hätte die Polizei ihr das bei der Passkontrolle in Teheran mitteilen sollen. „Was soll das Ganze? Das war doch nur ein Kurztrip und beide wollten nächste Woche wieder zurück.“

Auch Daei hatte sich nach Ausbruch der Proteste im September mit den Demonstranten solidarisiert. Sein Reisepass wurde deshalb von den Behörden vorübergehend beschlagnahmt.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!