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Flüchtlingspolitik in der SlowakeiNur für christliche Flüchtlinge

Muslime sollen in der Slowakei nicht als Migranten akzeptiert werden. Das Innenministerium begründet den Entschluss mit fehlenden Moscheen.

Regierungschef Robert Fico hat islamische Flüchtlinge zum Sicherheitsrisiko erklärt. Foto: dpa

Bratislava dpa | Die Slowakei will offensichtlich ausschließlich christliche Flüchtlinge aufnehmen und hat damit für Wirbel gesorgt. Muslime würden bei der in den kommenden zwei Jahren anstehenden Aufnahme von Migranten nicht akzeptiert, sagte Ivan Netik, der Sprecher des Innenministeriums in Bratislava, dem britischen Rundfunksender BBC.

Er begründete diese Haltung unter anderem mit fehlenden Moscheen in der überwiegend katholischen Slowakei. „Wie können Muslime integriert werden, wenn sie sich hier nicht wohlfühlen?“ sagte er. Dies sei keine Diskriminierung. Einen offiziellen Regierungsbeschluss über die Aufnahme ausschließlich christlicher Flüchtlinge gibt es aber nicht.

Slowakische Regierungsvertreter hatten sich wiederholt für die Aufnahme etwa syrischer Christen ausgesprochen. Innenminister Robert Kalinak und Regierungschef Robert Fico sprachen von einem „Sicherheitsrisiko“: Unter islamischen Flüchtlingen könnten sich Terroristen mischen.

Auch im Baltikum und in Polen betonten Politiker, sie bevorzugten christliche Flüchtlinge, da diese leichter in ihren Ländern integriert werden könnten. In Lettland und Estland wird derzeit vor der Ankunft muslimischer Flüchtlinge über ein Burka-Verbot diskutiert.

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7 Kommentare

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  • Über die Verfolgung von ca. 100 Millionen Christen ( Quelle Hilfsorganisation Open Doors, Handelsblatt 07.01.15 ) durch Muslime in fast allen islamischen Staaten, auch der Türkei, spricht hier kein Mensch. Wo sind denn unsere Politiker , wenn es um dieses Leid und Unrecht geht ? In Nigeria, Somalia, Iran, Jemen gilt es nicht einmal als Kavaliersdelikt, wenn Muslime einen Christen umbringen. Es mag durchaus sein, dass die Slowakei derartige Risiken religiöser Gewalt durch diese Entscheidung ausschließen will. Religiös motivierte Massenschlägereien und Messerattacken kennen wir doch auch aus unseren Flüchtlingsunterkünften und unsere Polizei fühlt sich oft total überfordert. Warum hat es also für Wirbel gesorgt, wenn jemand vorausschauend handelt ? Das schützt doch auch die Flüchtlinge. Viele sind traumatisiert und erschöpft, warum also neuen Stress riskieren , insbesondere, da meistens viel zu viele Menschen auf engem Raum leben müssen.

    • @Angelika Schroedter:

      Wie soll ich das jetzt verstehen? Sind Muslime in den überwiegend islamisch geprägten Staaten so sehr verfolgt, dass dies nahezu automatisch als Asylgrund anerkannt werden sollte? Bei allen Problemen in der beispielhaft genannten Türkei sehe ich das aber normaler Weise dort nicht gegeben. Sie etwa?

       

      Und dann behaupten Sie, es gälte in verschiedenen von Ihnen genannten Staaten nicht einmal als Delikt, Christen zu ermorden. Wie soll ich das wieder verstehen, wenn ich weiß, dass in diesen Ländern auch wegen Mordes unabhängig von der Religion des Opfers bestraft wird. Könnten Sie mir dazu mal Ihre Quellen nennen, die da andere Erkenntnisse haben (sollen)?

       

      In den Unterkünften gab es wegen sehr schlechter Organisation der Bundesländer udn des Bundes selber jetzt Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln. Da kam es zu Schlägereien. Beschämend für eines der reichsten Länder der Welt. Von religiös motivierten Schlägereien habe ich kein Beispiel mitbekommen.

       

      Mal ganz generell die Frage: Prüfen Sie denn vorher, was sie dann hier behaupten?

      • @Celsus:

        Celsus, Sie müssen schon genau lesen, dann finden Sie auch ohne Probleme meine Quellenangaben, bereits in der zweiten Zeile ! Ich habe lediglich aus Veröffentlichungen der anerkannten Organisation "Open Doors" zitiert, dass Christen ( nicht Muslime ! ) in fast allen islamischen Staaten verfolgt werden. Zu Ihrer zweiten Frage und um bei zwei Beispielen zu bleiben, obwohl ich zahlreiche nennen könnte: "Die Welt", dort finden Sie aktuell den Artikel 1. -"Krawalle in Flüchtlingsheim nach Streit über Koran" und 2. " Zeit online", vom 16.04.15-Muslime werfen 15 Christen über Bord von Flüchtlingsboot". Wenn Sie davon nichts mitbekommen haben, dann muss es daran liegen, dass Sie sich nicht umfangreich informieren.

      • @Celsus:

        Gut, dass jetzt auch geklärt ist, wer die Suhler Ausschreitungen zu verantworten hat. Willkommenskultur alleine reicht halt nicht, da muss auch materiell endlich geklotzt werden. Wir sollten uns schämen, wo doch Geld genug da ist.

    • @Chutriella:

      Natürlich ist es legitim, sich auch im zusammenhang mit Migration Sicherheitsfragen zu stellen. Hier ging es aber speziell um die Ablehnung muslimischer Flüchtlinge. Das könnten bei uns derzeit die Flüchtlinge aus Syrien sein - dort bekennen sich 3/4 der Bevölkerung zum muslimischen Glauben. Es ist eine Gruppe, deren Anträge in D zu nahezu 100 % positiv verbeschieden werden.

       

      Aber wollen wir diese Menschen auf die Religion beschränkt betrachten? Da sind Ärzte, Anwälte und sonstige Menschen unter den syrischen Flüchtlingen, die sich und ihrer Familie durch ihre Berufe die Flucht eben leisten konnten.

       

      Die Anträge der Flüchtlinge aus den christlichen Ländern des Balkans hingegen werden in D meist abgewiesen. Das sind Menschen, die Produkte ihrer kleinen landwirtschaftlichen Betiebe nicht mehr in den aufkommenden Discountern unterbringen können. Ortsfern angebaute landwirtschaftliche Produkte überwiegen bereits - mit schrecklichen Folgen für Rumänien und Europa.