Flüchtlingspolitik im Bundesrat: CSU lehnt Kretschmann-Deal ab
Baden-Württembergs Ministerpräsident will eventuell im Bundesrat den neuen „sicheren Herkunftsstaaten“ zustimmen. Die CSU lehnt seine Bedingungen ab.
„Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun“, sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete und Innenpolitiker Stephan Mayer dem Redaktionsnetzwerk. Die CSU werde die Zugeständnisse nicht akzeptieren, nur damit das von den Grünen regierte Baden-Württemberg im Bundesrat zustimme.
Kretschmann dringt auf ein großzügigeres Bleiberecht für seit langem in Deutschland geduldete Ausländer. Einem internen Papier, das der taz vorliegt, zufolge sollen Ausländer, die vor dem 31. Dezember 2013 eingereist sind und nur eine Duldung haben, bekämen eine Aufenthaltserlaubnis. Dies beträfe weniger als 20.000 Menschen, heißt es in dem Papier, „eine überschaubare, aber dennoch relevant entlastende Größenordnung“. Außerdem will Kretschmann eine Vereinfachung in asylrechtlichen Eilverfahren.
Bei vielen Grünen stößt das Dealangebot auf Unverständnis. „Was Kretsch da abzieht, ist unmöglich“, sagte ein gut vernetzter Landespolitiker der. „Sein Egoismus schadet anderen Grünen, die sich ebenfalls im Wahlkampf befinden.“ Das Verhalten des Baden-Württembergers verstoße gegen alle Verabredungen, so eine andere Parteistrategin. Außerdem verstößt der Deal womöglich gegen die Parteilinie. Ein Grünen-Parteitag hat das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten erst im November für „falsch“ erklärt.
Um mehr Staaten als sichere Herkunftsländer einstufen zu können, benötigen Union und SPD im Bundesrat die Unterstützung von mindestens einer Landesregierung mit grüner Beteiligung. Die Union verspricht sich davon eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen. Das grün-rot regierte Baden-Württemberg hatte 2014 schon die umstrittene Änderung des Asylrechts mit der Ausweitung der sicheren Herkunftsländer auf Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina ermöglicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Grünen und die Schuldenbremse
Im Nein steckt eine Chance
Ukraine-Gespräche in Saudi-Arabien
Was Selenskyj noch bleibt
Kursrutsch in den USA
Nicht mehr so kreditwürdig
CDU-Anfragen zu NGOs
Neue Offensive gegen die Zivilgesellschaft
Debatte über Solarenergie
Mentalitätswechsel nötig
AfD und Linke klagen in Karlsruhe
Schwächung der Opposition per Gesetzesänderung