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Flüchtlingsheim in HeidenauRechter Wachmann muss gehen

Die Sicherheitsfirma Securitas hat einen Mitarbeiter von der Unterkunft abgezogen. Dieser hatte auf Facebook Flüchtlinge beschimpft und sich zur NPD bekannt.

Draußen ist man möglicherweise sicherer als drinnen: Frau vor der Flüchtlingsunterkunft in Heidenau Foto: dpa

Heidenau/Berlin epd |/dpa | Ein Wachmann, der das Flüchtlingsheim in Heidenau bewachen sollte, ist aufgrund rechter Sympathien abgezogen worden. „Gegenüber rechten oder gar fremdenfeindlichen Tendenzen haben wir eine Null-Toleranz-Politik“, sagte der Sprecher der Sicherheitsfirma Securitas, Bernd Weiler, am Donnerstag der dpa.

Der Mann sei in einem Subunternehmen angestellt gewesen. Er habe in Heidenau das Flüchtlingsheim kurze Zeit bewacht. Wie die Süddeutsche Zeitung (Donnerstagsausgabe) berichtet, bekenne sich der 22-jährige Dresdner Philipp B. auf Facebook zur NPD und einer rechtslastigen Hooligan-Gruppierung und bezeichne Flüchtlinge als „Asylschmarotzer“.

Das Antifa Recherche Team Dresden (ART) hatte Philipp B. am Tor der Erstaufnahmeeinrichtung Heidenau wiedererkannt. Ein Foto zeigt den Mann bei der Einlasskontrolle am Gelände des ehemaligen Baumarkts, auf dem seit dem Mitte August knapp 600 Flüchtlinge untergebracht sind. Der Sicherheitsmann soll auch rund um den Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Einsatz gewesen sein.

Securitas ist nach eigenen Angaben in Deutschland der größte Sicherheitsdienstleister im privaten Sicherheitsgewerbe. Auf seiner Internetseite wirbt der internationalen Konzern mit „drei grundlegenden Werte von Securitas: Ehrlichkeit, Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft“. Securitas hatte laut Weiler vor dem Dienstantritt des Mannes in Heidenau die Personalunterlagen sowie polizeiliche Führungszeugnisse geprüft. Es habe keine Auffälligkeiten gegeben.

Immer wieder rechtes Wachpersonal

Ähnliche Fälle mit Wachmännern, die der rechtsextremen Szene angehören, gab es bereits in Jena und Brandenburg. Bekanntester Fall ist der Übergriff in einem Heim in Burbach (Nordrhein-Westfalen), wo ein Wachmann einen Flüchtling misshandelt hatte.

Mit Gewalt hatten in Heidenau rechte Demonstranten, vor allem aus dem Hooligan-Spektrum, versucht, den Einzug von Flüchtlingen in den ehemaligen Baumarkt zu verhindern. Sie blockierten Straßen und warfen mit Steinen, Böllern und Flaschen auf Polizisten und Gegendemonstranten. Es waren die gewalttätigsten Proteste gegen eine Flüchtlingsunterkunft seit den 1990er-Jahren.

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18 Kommentare

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  • Wer von denen, die hier posten war in dem Gewerbe schon mal tätig? Wes Geistes Kind viele Securities sind, habe ich vor Jahren selber bei einer Sicherheits-Schulung der IHK erlebt. Einer der 'Lehrer' - im Hauptberuf Polizeikommisar - betonte die höhere Delinquenz Junger Migranten. Dadurch fühlten sich viele Teilnehmer bestärkt und pöbelten über die 'klauenden Polen". Und kein Lehrgangsleiter schritt dagegen ein. Teilnehmer mit Migrationshintergrund schwiegen meist betreten. Als ich mir das Gepöbel verbat, kam später ein Teilnehmer zu mir und bedankte sich - er war Roma.

  • Ich finde das richtig.

    Emphatie gehört nunmal zum zur Qualifikation eines Wachmanns in einem Flüchtlingsheim.

    Wer die nicht hat ist nicht qualifiziert - Ende der Geschichte, da muss man nicht mal mit der hier beliebten Gesinnungsjustiz kommen.

     

    Ich hab allerdings etwas bedenken wenn schon ein Facebook like so massive Konsequenzen hat.

     

    Man stelle sich nur mal vor die Industrie würde jeden entlassen der bei Facebook die LINKE oder irgendwelche sozialistischen Bündnisse liked.

     

    Ums klar zu stellen - es trifft hier keinen Falschen, aber ein gewisses ungutes Gefühl, dass das zu weit geht kann ich nicht verneinen.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Hier ist niemand entlassen worden. Hier wurde lediglich ein Sicherheitsitarbeiter abgezogen von einem Objekt, das zu bewachen und gegen seine Facebook-Kumpels zu beschützen er selber vermutlich auch wenig Bock hat.

       

      Was mich bekümmert: Wie eine ach so angesehene Firma wie Securitas selbst am Tag des Besuchs der Bundeskanzlerin das Objekt von Subs bewachen läßt.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Schwierigkeiten, Links und Rechts voneinander zu unterscheiden?

       

      Kleine Nachhilfe:

       

      > Nazis bedrohen und attackieren unschuldige und wehrlose Leute, machen dabei auch vor Kindern und Frauen nicht Halt

       

      > Nazis zünden Unterkünfte an

       

      > Nazis brüllen "Juden ins Gas" und "Sieg Heil"

       

      > Nazis wollen "lebensunwertes Leben" vernichten

       

      > Nazis verehren SS und SA

       

      Führen Sie die Liste ruhig ein wenig weiter, man lernt ja immer noch dazu.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Was an "richtig" verstehen sie nicht, dass sie sich genötigt fühlen mich aufklären zu müssen was ein Nazi ist.

         

        Den wichtigsten Punkt haben sie vergessen

        - Nazis benutzen in Flüchtlingsdebatten das Wort "aber"

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Empathie schreibt sich das! Und der Begriff benennt die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer einfühlen zu können. Die Nazifreunde und Rassisten fühlen nur sich selbst und sonst nix!

  • Das "Antifa Recherche Team" könnte den Cops sicher auch weiterhelfen, wenn es um Teilnehmer an den Randalen in Dresden, Freital und Heidenau geht. Einfach ma jemand fragen, der sich damit auskennt! So man es denn auch wissen will, und natürlich auch handeln.

    • @DDHecht:

      An dem Wissenwollen wird es wohl mangeln... (wie DDHECHT sicher weiß)

       

      Wissen zu den rechten Strukturen und Personen dahinter gibt es ja in Sachsen, nur möchte ja leider niemand aus (sächsischer) Politik und Gesellschaft das wissen - im Gegenteil es wird ja sogar eher dafür was getan, damit es nicht an die Öffentlichkeit gelangt und entsprechende Gelder für Vereine etc. gestrichen.

       

      Hingegen besteht sehr großes Interesse an "Hinweisen" oder Vermutungen (z.B. erhoffte Terrororganisationen) aus dem politsch linken Bereich. Da ist die Polizei dann schnell dabei mit Sondereinsatztruppen, die Büros mit Gewalt eintreten oder auch mit Funkzellenabfragen. Und selbstverständlich auch beim stetigen Wiederholen des Betonens, dass der Rechtsextremismus mit dem Linksextremismus gleich zu setzen sei.

      Auffällig dabei ist nur, dass es in Sachsen anscheinend kaum bekannte rechtsextreme Personen gibt, sind alles nur "besorgte Bürger", die ihre Meinungsfreiheit ausleben, dafür aber gleich alle Menschen, die zu einer Blockade gegen einen rechten Aufmarsch kommen ALLE als linksextrem eingestuft werden.

       

      Aber die Polizei und Politik wird ja auch sicher nicht ihre gedanklichen (rechten) Brüder und Schwestern vor Gericht bringen, da hat man dann einfach keine Zeit und kein Personal für...

      • @Hanne:

        Weiß ich, leider zu gut!

    • @DDHecht:

      Im letzten Satz sagen Sie´s.

  • Security-Jobs kommen der Mentalität der Nazi-Spacken doch sehr entgegen. Da kann man dann ganz legitim den Lagerleiter geben und kriegt auch noch Geld dafür. Ansonsten kommt eigentlich nur noch der Verfassungsschutz in Frage - wird zwar besser bezahlt, soll aber auch deutlich höhere Anforderungen an den Mann stellen.

    • @Rainer B.:

      Ja ja, die bösen bösen Sicherheitsdienste. Wo kämen wir nur hin wenn es die nicht mehr gäbe? Kein Bahnhof, kein Einkaufszentrum und keine Großverstanstaltung wäre mehr sicher. Und Gutmenschen wie Sie würden feststellen, dass die Polizei diese Aufgaben schon seit vielen vielen Jahren nicht mehr wahrnehmen (können).

       

      Aber klar, alle Sicherheitskräfte sind Nazis und Lagerleiter. Es lebe das dumme Klischee!

      • @John Doe:

        Es hat niemand behauptet, dass alle Sicherheitskräfte Nazis und Lagerleiter sind.

        Es wurde lediglich festgestellt, dass der Job als Sicherheitskraft einem Nazi, der gerne mal Lagerleiter gewesen wäre, die Möglichkeit gibt, das in einem gewissen Rahmen auch auszuleben.

        Den Schluss, dass deshalb alle Sicherheitskräfte Nazis sind, haben Sie gezogen.

      • @John Doe:

        Wenn Sie sich unter Bewachung von Nazi-Spacken und anderen Schlechtmenschen sicherer fühlen, können Sie doch dergleichen nicht auch von allen anderen erwarten. Das ist schon sehr speziell.

      • @John Doe:

        "Wo kämen wir nur hin wenn es die nicht mehr gäbe? Kein Bahnhof, kein Einkaufszentrum und keine Großverstanstaltung wäre mehr sicher."

         

        Wo wir hinkämen? Vielleicht mal wieder runter von der ganzen Paranoia.

      • @John Doe:

        Wenn es jemand als negative Eigenschaft sieht, dass ein anderer Mensch versucht ein guter Mensch zu sein, dann ist dieser jemand wohl so weit von jeglicher Menschlichkeit entfernt, dass man sich jegliche Diskussion ersparen kann.

        • @anteater:

          Ich hoffe doch, dass auch Sie verstehen, wie das Wort "Gutmensch" gemeint ist. Wenn nicht, dann haben Sie recht, dann ist jede Diskussion obsolet.

    • @Rainer B.:

      Wollte auch gerade in diesem Sinne loslegen, da sehe ich: Sie haben das Notwendige schon gesagt.