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Flüchtlingsboote vor Westafrika vermisstNicht auf den Kanaren angekommen

Drei Flüchtlingsboote, die auf dem Weg vom Senegal zu den Kanaren waren, werden vermisst. Erneut könnten mehr als 300 Menschen gestorben sein.

Drei Flüchtlingsboote, die auf dem Weg zu den Kanaren waren, sind dort nicht angekommen Foto: Olaf Krüger/imago

Madrid dpa | Drei Flüchtlingsboote mit insgesamt möglicherweise mehr als 300 Menschen an Bord werden im Seegebiet zwischen Afrika und den zu Spanien gehörenden Kanaren vermisst. Zwei Boote mit je bis zu 60 Menschen an Bord seien am 23. Juni vom Senegal aus Richtung Kanaren aufgebrochen, ein drittes mit etwa 200 Menschen am 27. Juni von dem Küstenort Kafountine aus, sagte Helena Maleno von der in Afrika gut vernetzten spanischen Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ (Grenzgänger) am Montag. Die Organisation stehe mit Angehörigen der Vermissten in Kontakt, die keine Nachricht von den Menschen auf den Booten hätten.

„Wir sind sehr besorgt, weil die Menschen nach den Unruhen im Senegal im Juni und wegen der politischen Verfolgung die Flucht noch schlechter vorbereitet als sonst Hals über Kopf antreten“, sagte Maleno. Im Juni seien 19 Boote mit Flüchtlingen aus dem Senegal auf den Kanaren angekommen, während zuvor seit Jahresbeginn nicht eines registriert worden sei. Spanien setze zudem nur ein Suchflugzeug ein, das auch nur wenige Stunden pro Tag in der Luft sei, kritisierte Maleno.

Auch mangele es an der Kooperation mit Marokko. „Die funktioniert nur bei der Abwehr von Flüchtlingen, aber nicht bei deren Rettung“, beklagte Maleno. „Wenn 300 Deutsche auf dem Atlantik vermisst würden, dann gäbe es eine riesige Suchaktion“, fügte sie hinzu. Die spanische Seenotrettung sagte auf Anfrage eine Stellungnahme im Laufe des Tages zu.

Kafountine liegt rund 1.700 Kilometer von der spanischen Inselgruppe entfernt und der Atlantik mit seinen starken Strömungen und hohem Wellengang gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten zu europäischen Ländern. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden dieses Jahr bis zum 2. Juli auf den Kanaren 7.278 Migranten aus Afrika gezählt. Nach Angaben von „Caminando Fronteras“ starben im ersten Halbjahr auf der Atlantikroute bereits mindestens 778 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen.

Sollten sich Befürchtungen bestätigen, dass die Boote untergegangen sind, wäre es nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots vor der griechischen Küsten Mitte Juni mit bis zu 500 Toten eines der schwersten Unglücke mit Migranten auf See.

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120 Menschen gerettet

Unterdessen konnte die griechische Küstenwache in der Nacht zum Montag rund 120 Migranten aus einem felsigen Küstenabschnitt im Süden der Halbinsel Peloponnes retten. Der Wellengang hatte ihr Boot zu den Felsen von Kap Malea getrieben, wo es auf Grund lief.

Wie der staatliche Rundfunk unter Berufung auf die Küstenwache am Montag weiter berichtete, seien alle Menschen wohlauf und vorläufig in einer Schule des kleinen Hafens von Neapoli Voion untergebracht worden. Das Boot sei von der türkischen Ägäisküste gestartet und auf dem Weg nach Italien gewesen. Aus welchen Staaten die Migranten stammen, blieb zunächst unklar.

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2 Kommentare

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  • Wie auf der Karte gut zu erkennen ist führt der Pakt mit Marokko zu mehr Todesopfern, weil ein deutlich längere Strecke genutzt werden muss.

    "Wenn 300 Deutsche ..." 300? Selbst wenn es 1-3 Deutsche wären, die vermisst werden, wäre der Suchaufwand deutlich höher.

    • @sociajizzm:

      Außerdem können die Boot nicht in Küstennähe bleiben. Das sieht auf der Karte so klein aus, aber von Marokko sind es 1000 Km Luftlinie aufs offene Meer hinaus.