Finanzierung von Klimaschäden: Neue Modelle sind nötig
Um Folgeschäden der Erderwärmung vorzubeugen, braucht es bezahlbare Pflichtversicherungen. Fair wäre, die Verursacher*innen zur Kasse zu bitten.
Z u glauben, dass die Klimakrise in erster Linie die kommenden Generationen treffen wird, ist ein gewaltiger Irrtum. Die Erderwärmung hat bereits im Hier und Jetzt verheerende Folgen, wie die Schadensstatistiken der Versicherungswirtschaft dokumentieren. Die Überflutung an der Ahr im vergangenen Sommer zeigt, dass das keineswegs ein Problem nur im Globalen Süden ist. Auch der Norden bekommt die Auswirkungen in Form von extremen Unwettern immer mehr zu spüren.
Niemand ist davor sicher, denn Starkregen oder schwerste Gewitter können jede:n jederzeit treffen. Deshalb wird es nicht nur höchste Zeit, Maßnahmen gegen die Erderwärmung mit Hochdruck voranzutreiben. Es müssen auch neue Modelle für die Finanzierung der Klimaschäden her. Denn die Klimakrise stellt die bisherige Form der Versicherung infrage. Die traditionellen Instrumente der Assekuranz wie Preisbildung nach Risikoeinschätzung helfen der Gesellschaft und vor allem den Betroffenen nicht mehr weiter.
Ein Modell mit Charme
Beispiel Überflutung: Sind Gebäude stark gefährdet, bekommen Eigentümer:innen keinen oder nur sehr teuren Versicherungsschutz, weil den Unternehmen das Risiko zu groß ist. Durch die Klimakrise wird die Zahl stark gefährdeter Gebäude wachsen, nicht sinken. Und: Tritt ein Schaden ein, können die Unternehmen den Vertrag kündigen. Das Klimakrisenrisiko wird so auf die Bürger:innen abgewälzt. Verbraucherschützer:innen fordern deshalb eine bezahlbare Pflichtversicherung für Gebäude.
So könnten die Prämien bezahlbar bleiben, alle hätten Versicherungsschutz. Dieses Modell hat den Charme, sofort umsetzbar zu sein. Aber das grundsätzliche Problem, dass Bürger:innen die Klimakrise finanzieren müssen, würde bleiben. Gerechter wären neue Modelle der finanziellen Schadensvorsorge. Eine Möglichkeit: Die Verursacher:innen der Erderhitzung zahlen in einen Fonds Geld ein, mit dem die Folgenbewältigung bezahlt wird.
Denn langfristig müssen noch viel mehr Klimaschäden finanziert werden, etwa ausbleibende Ernten oder zerstörte Industriekomplexe.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben