Filmfestspiele Cannes 2024: Kann dieser Film Trump verhindern?
Cannes Cannes 2: Der künstlerische Leiter des Filmfestivals beschwört die ästhetische Kraft des Kinos und weicht möglichen politischen Konflikten aus.
Am Montag ist es im Festivalpalast an der Croisette noch vorwiegend ruhig, die Rolltreppen stehen still, nur wenige Journalisten steigen die große Treppe im Foyer hinauf, auf dem Weg zum Pressezentrum. Der künstlerische Leiter Thierry Frémaux stellt sich vor Beginn der Internationalen Filmfestspiele von Cannes in einer Konferenz den Fragen der versammelten Journalisten. Diese sind vor allem neugierig auf das Krawallpotenzial der 77. Ausgabe des Festivals.
Ein Aufruf zum Streik der Beschäftigten könnte dazu führen, dass der Betrieb empfindlich gestört wird, man streitet über die Arbeitsbedingungen auf dem Festival. Fragen danach beantwortet Frémaux zunächst etwas unbestimmt, erwähnt die laufenden Verhandlungen und dass man einen Streik vermeiden wolle. Auf die Nachfrage, ob dies bedeute, dass ein Streik möglich sei, verweist Frémaux den Journalisten an das Personalbüro, das die Gespräche führe.
Ein bisschen ähnlich verhält es sich bei Fragen rund um #MeToo. Im Vorfeld war berichtet worden, dass es während des Festivals zu Anschuldigungen gegen mehrere Filmemacher wegen sexualisierter Gewalt kommen könnte, begleitet von lautstarken Protesten. Zudem hatte die Zeitung Le Figaro die Präsidentin des Festivals Iris Knobloch zitiert, sie habe Maßnahmen ergriffen oder plane, auf etwaige Vorwürfe gegebenenfalls zu reagieren. Frémaux jedoch stritt dies ab. Knobloch habe diese Dinge der Zeitung gegenüber gar nicht gesagt, daher könne auch er nichts dazu sagen.
Stattdessen kam er wiederholt auf die Rolle der Filme zu sprechen. Das Festival solle dafür Sorge tragen, dass diese hinreichend zur Geltung kommen, schließlich spiele das Kino in Cannes die Hauptrolle. Auch seien die Filme nicht bestimmter inhaltlicher Aspekte wegen, sondern rein aus ästhetischen Gründen ins Programm genommen worden. Zu den 22 Filmen des Wettbewerbs kommen mit den übrigen Sektionen weitere 33 Filme.
Anteilnahme an Mohammad Rasoulof
An anderer Stelle meinte man mitunter eine leichte Gereiztheit zu spüren. So erwähnte eine Journalistin die Bedeutung von medialer Öffentlichkeit für den iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass er zu acht Jahren Haft verurteilt wurde. Berichte über ihn könnten daher lebenswichtig für ihn sein.
Als sie wissen wollte, warum sein Wettbewerbsfilm „The Seed of the Sacred Fig“ erst am letzten Tag des Festivals läuft, wo doch viele Journalisten dann schon abgereist seien, reagierte Frémaux fast empört. Ob das etwa ihre Frage zum Film sei? Die Produktion habe bis zur letzten Minute gedauert, aus technischen Gründen sei der Film daher ans Ende des Wettbewerbs gesetzt worden. Die Presse, die vorher abreisen wolle, solle eben länger bleiben.
Einige andere Fragen hatten eher hilflosen Charakter. So wollte ein Pressevertreter wissen, ob der ebenfalls im Wettbewerb gezeigte Film des Regisseurs Ali Abbasi über den jungen Donald Trump, „The Apprentice“, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in den USA im November beeinflussen könne. Hier verwies Frémaux auf die begrenzte Wirkung des Kinos. Diese werde gemeinhin überschätzt.
Am Abend nach der Pressekonferenz kam überraschend die Meldung, dass Rasoulof den Iran verlassen hat. Die Agentur seines neuen Films zitiert ihn mit den Worten: „Ich hatte nicht viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Ich musste zwischen dem Gefängnis und der Ausreise aus dem Iran wählen. Schweren Herzens entschied ich mich für das Exil. Die Islamische Republik beschlagnahmte im September 2017 meinen Reisepass. Daher musste ich den Iran heimlich verlassen.“ Laut der Agentur ist noch unklar, ob er auch nach Cannes kommen kann.
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