Festnahme von Roman Polanski: Fall eines Stars

Roman Polanskis Festnahme durch die Schweizer Justiz wird zu einem internationalem Politikum.

Ein Polanski-Fan plädiert für dessen Freilassung. Bild: dpa

Die Verhaftung des Regisseurs Roman Polanski wegen sexuellen Missbrauchs sorgt für internationale Verwicklungen. Der französische Außenminister Bernard Kouchner hat gemeinsam mit seinem polnischen Amtskollegen Radoslaw Sikorski in einem Brief an US-Außenministerin Hillary Clinton Gnade für den 76-Jährigen gefordert. An die Schweizer Regierung appellierten sie, Polanski auf Kaution freizulassen. Das sei auch "nicht ganz ausgeschlossen", sagte ein Sprecher des Schweizer Justizministeriums.

Eigentlich sollte Polanski am Sonntag auf dem Zürich Film Festival für sein Lebenswerk geehrt werden, doch schon auf dem Flughafen wurde er am Samstag von den Schweizer Behörden verhaftet. Die Aktion war gemeinsam mit den US-Behörden minutiös vorbereitet worden. Jetzt sitzt Polanski im Bezirksgefängnis Zürich in Auslieferungshaft - die sich mehrere Monate hinziehen kann.

In den USA droht Polanski ein Verfahren wegen Vergewaltigung. Er hat gestanden, 1977 Sex mit einer 13-Jährigen gehabt zu haben. Doch kurz bevor das Urteil verkündet wurde, floh er nach Frankreich, da ihm eine längere Gefängnisstrafe drohte. Wegen eines Haftbefehls aus dem Jahre 1978 fahndeten die USA seit 2005 weltweit nach Polanski - mehrmals schlugen Festnahmeversuche fehl. Polanski selbst ist seit 30 Jahren nicht mehr in die USA gereist, auch nicht 2003, als er für den Film "Der Pianist" den Oscar gewann. Er hat auch Länder gemieden, die Auslieferungsverträge mit den USA abgeschlossen haben. Dass ihn ausgerechnet in der Schweiz seine Vergangenheit auf diese Weise einholen würde, ist überraschend. Schließlich besitzt er ein Ferienhaus im Berner Oberland und war mehrfach dort.

Die USA haben nun 60 Tage Zeit, ein formelles Auslieferungsgesuch nachzureichen. Polanskis Anwalt Hervé Temime hält es für unvertretbar, dass sein Mandant auch nur einen Tag im Gefängnis sitzen muss. Schließlich stelle er keine Gefahr für die Gesellschaft dar, sagte er.

In Frankreich zeigte man sich empört. Außenminister Bernard Kouchner bezeichnete die Verhaftung als eine "finstere Geschichte". Er klage nicht die internationale Justiz an, "sondern die Art und Weise, wie sie benützt wurde". Der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand kritisiert, es gebe neben dem gutherzigen Amerika auch das Amerika, das Angst macht: "Und dieses Amerika zeigt uns jetzt sein Gesicht".

Polanski wurde in Frankreich geboren und zog als Dreijähriger mit seiner Familie nach Polen, er ist französischer Staatsbürger. Als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Schauspieler hat er an über 40 Filmen mitgewirkt, etwa "Chinatown" und "Tanz der Vampire".

Viele Schauspieler und andere Kulturschaffende, darunter etwa Costa-Gavras oder Monica Bellucci, verurteilten in einer Petition die Verhaftung Polanskis. Auch sein damalige Opfer, Samantha Geimer, fordert seit langem ein Ende des Verfahrens. Sie hat ihm öffentlich verziehen und bei einem Zivilprozess eine Entschädigung in unbekannter Höhe erhalten.

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