Fernsehdebatte der Republikaner: Trump will nicht mitdiskutieren
Trump versteht sich nicht gut mit dem Sender Fox News und dessen Moderatorin Megyn Kelly. Nun will er die letzte TV-Debatte vor der ersten Vorwahl boykottieren.
Seit Kelly dem Polit-Quereinsteiger Anfang August bei einer früheren TV-Debatte kritische Fragen über seine als sexistisch eingestuften Äußerungen stellte, ist sie Zielscheibe von Verbalattacken Trumps. Dieser warf ihr und dem Sender unter anderem vor, ihn unfair behandelt zu haben. Zu Kellys Fragestil sagte Trump: „Aus ihren Augen kam Blut, Blut lief überall aus ihr heraus.“ Seine Mitbewerber warfen ihm Beleidigung und Frauenfeindlichkeit vor.
Am Dienstagabend bestätigte Trumps Wahlkampfmanager Corey Lewandowski den Debatten-Boykott seines Chefs. Stattdessen werde der Präsidentschaftsbewerber zeitgleich zu der für Donnerstag geplanten Diskussion in Iowa eine Benefizveranstaltung zugunsten verwundeter Veteranen abhalten. In dem US-Staat findet am kommenden Montag die erste Vorwahl statt.
Vor der Ankündigung teilte Trump heftig gegen Fox News aus. „Mit mir haben sie es mit jemandem zu tun, der ein bisschen anders ist. Sie können mit mir nicht spielen wie sie mit anderen tun. Lasst sie ihre Debatte haben und sehen, wie sie quotenmäßig abschneiden“, erklärte er. „Warum muss ich Fox reich machen?“
Spöttische Reaktion
Fox News hatte indes schon auf vorangegangene Andeutungen Trumps über einen Boykott spöttisch reagiert. „Der Ajatollah (Ali Chamenei) und (Wladimir) Putin haben beide vor, Donald Trump unfair zu behandeln, wenn sie sich mit ihm treffen, wenn er Präsident wird“, erklärte der Sender. Am Abend ließ Fox News dann über einen Sprecher wissen, dass Trump immer noch bei der Debatte willkommen sei. Doch werde man nicht zulassen, die „Moderatoren oder Fragen zu bestimmen.“ Vor Ultimaten von Politikern hinsichtlich der Wahl eines Debatten-Moderators zu kapitulieren verletzte alle journalistischen Standards.
Die hohen Einschaltquoten bei den sechs vorangegangenen Debatten der Präsidentschaftsbewerber der Republikaner waren vor allem der Präsenz Trumps zugeschrieben worden. Mit seinem Fernbleiben verbleiben beim nächsten Schlagabtausch die Senatoren Ted Cruz, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson, Ex-Gouverneur Jeb Bush, New Jerseys Gouverneur Chris Christie, Ohios Gouverneur John Kasich und der Senator Rand Paul.
Cruz, der zuletzt in der Gunst der Parteianhänger in Iowa zu Trump aufschließen konnte, warf dem Immobilienmogul Hasenfüßigkeit vor und forderte ihn zu einem Debatten-Duell auf. Trump habe einfach Angst vor Kelly, sagte Cruz bei einer Kundgebung in Iowa. Die Debatte zu schwänzen sei dasselbe wie ein Bewerbungsgespräch auszuschlagen. „Wenn jemand nicht bei einem Vorstellungsgespräch auftauchen würde, wisst ihr, was man demjenigen dann sagen würde? Sie sind gefeuert“, erklärte Cruz in Anlehnung an Trumps Reality-Show „The Apprentice“ (Der Lehrling), in der ein Kandidat für eine Ausbildung in einem Unternehmen Trumps ausgewählt wird.
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