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Feministischer Protest in IstanbulFestnahmen durch Polizei

AktivistInnen in Istanbul schließen sich der weltweiten Performance an und demonstrieren gegen Gewalt gegen Frauen. Die Polizei feuert Tränengas.

Sonntagnachmittag in Istanbul: Protest gegen Gewalt an Frauen Foto: Umit Bektas/reuters

Istanbul taz | Erst waren es scheinbar nur zufällig einige Frauen, die sich auf einem Platz im Istanbuler Stadtteil Kadıköy trafen, doch schnell wurden es immer mehr. Am Ende waren es wohl mehr als 300 Frauen, die sich in Reihen gestaffelt aufstellten. Wie aus dem Nichts tauchten auch Trommlerinnen auf und bevor ein einzelner Polizist, der gerade in der Nähe war, gemerkt hatte, was los war, legten die Frauen los.

Geboten wurde eine Performance, ein rhythmischer Tanz mit Sprechgesang, der enorme Power ausstrahlte. In ihrem Gesang verwahrten die Frauen sich dagegen, dass Männer, Polizisten und Gerichte immer wieder versuchen, ihnen selbst die Schuld für Vergewaltigungen zuzuschieben.

„Es ist nicht meine Schuld, egal, wo ich bin, egal, was ich anhabe, es ist nicht meine Schuld“, klang es über den Platz, „der Vergewaltiger bist du“. Schuld seien auch die Polizei, die Richter und die Präsidenten, die gegen Vergewaltigungen und Frauenmorde nichts unternehmen würden.

Natürlich werden wir weitermachen, dass die mit Tränengas anrücken ist doch immer so

Teilnehmerin in Istanbul

Nach einer knappen Viertelstunde hatte der Polizist seine Vorderleute soweit alarmiert, dass ein Trupp Zivilpolizei auf den Platz stürmte und einer Frau, die ein Mikro in der Hand hatte und wohl deshalb als „Anstifterin identifiziert wurde, anschnauzte. Die Performance sei illegal, der Text unzulässig. Doch der Tanz ging weiter. „Wir lassen uns nicht einschüchtern“, riefen die Aktivistinnen. Hunderte Frauen klatschten begeistert.

Mehrere Festnahmen

Als schließlich uniformierte Polizisten auf dem Platz eintrafen, trieben sie mit großen Plastikschildern in der Hand die Frauenformation auseinander. Bald lagen Pfefferspraywolken über der Runde. Auch die Polizeiphalanx begann die Demonstrantinnen auf die Straße zu drängen.

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Mehrere Frauen wurden festgenommen, darunter auch die Frau, die die Ansagen gemacht hatte. Sie ist die Vorsitzende der Organisation „Wir werden Frauenmorde stoppen“, hieß es später auf Twitter.

Die Idee für die Performance stammt von einem feministischen Kollektiv aus Chile, „Lastesis“, und macht derzeit weltweit Furore. In der Türkei wurde die Idee auch deshalb aufgegriffen, weil es gerade in letzter Zeit wieder zu brutalen Frauenmorden gekommen war, die das ganze Land in Aufruhr versetzt hatten.

Die meisten Frauen ließen sich von der Polizei indes auch wenig beeindrucken. „Natürlich werden wir weitermachen“, sagte eine Teilnehmerin, „dass die mit Tränengas anrücken ist doch immer so“.

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5 Kommentare

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  • Viel Erfolg den frauen aber bitte nur demos mit einer Genehmigung!! Einfach anzufangen zu demonstrieren wird in keinem land toleriet und mit den exikutiven gestoppt. Vor allem wenn nach mehreren warnungen trotzdem weiter gemacht wird!

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Ohne Gewalt(androhung) klappt das eben nicht mit dem Patriarchat. Das weiß eine Regierung, die diese alte Ordnung repräsentiert, natürlich gut und schickt ihre Exekutive, auf dass sie walte und die alte Ordnung verteidige.



    Wie lange geht das noch?



    Den Frauen Mut, Kraft und Ausdauer!

  • No pasaran!

  • Wir wünsche dieser weltweiten 'Frauenpower' viel Erfolg. In einem Kommentar eines SPIEGEL-online Artikels zu diesem Protest steht: "Tatsache ist, dass sexuelle Gewalt an Frauen und Kindern unter der AKP stark zugenommen haben und auch die Morde an Frauen in der Türkei seit Erdogan sich jährlich vermehren. In diesem Jahr wurden bis Oktober über 420 Frauen ermordet. Letztes Jahr waren es über 440. Das traurige ist, oft sind es Frauen die ermordet wurden, die Schutz in staatlichen Institutionen gesucht hat. Das Beispiel zeigt, dass auch der türkische Staat äußerst gewaltsam gegen Frauen vorgeht. Die Demonstranten am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wurde g e w a l t s a m aufgelöst." Dem ist nichts hinzuzufügen.