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Femen-Aktivistinnen in TunesienVier Monate Haft für oben ohne

Eine Deutsche und zwei Französinnen wurden in Tunesien zu vier Monaten Haft verurteilt. Sie hatten bei einer Femen-Protestaktion ihre nackten Brüste öffentlich gezeigt.

Ende einer Femen-Aktion: Am 29. Mai wurden die drei europäischen Aktivistinnen festgenommen, zwei Wochen später folgte die Verurteilung. Bild: reuters

TUNIS dpa | Eine deutsche Studentin ist wegen eines Oben-Ohne-Protests in der tunesischen Hauptstadt Tunis zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Das zuständige Gericht bewertete das Zeigen der nackten Brüste am Mittwoch als „unsittliches Verhalten“ und damit als Straftat. Die Aktivistin der Frauenrechtsgruppe Femen bleibt damit vorerst im Gefängnis. Sie war am 29. Mai direkt nach der Aktion in Untersuchungshaft gekommen.

Gemeinsam mit der jungen Philosophiestudentin aus Hamburg sprach das Gericht auch zwei Französinnen schuldig. Die drei Frauen hatten vor dem Justizpalast ihre Oberkörper entblößt und laut schreiend gegen die Inhaftierung einer tunesischen Aktivistin demonstriert. Diese soll einen Femen-Schriftzug auf eine Friedhofsmauer gesprüht haben.

Vor Gericht sagte die Deutsche aus, die Aktion habe sich nicht gegen die tunesischen Wertvorstellungen gerichtet, sie sei vielmehr eine Form des politischen Protests gewesen. Anwälte aus konservativen Kreisen in Tunesien machten dagegen geltend, dass Nacktauftritte auch in Deutschland als exhibitionistische Handlungen mit Gefängnisstrafen von bis zu einem Jahr verfolgt werden könnten.

Während des Prozesses waren die drei angeklagten Frauen – wie vor tunesischen Richtern üblich – in helle bodenlange Gewänder gehüllt. Das Verfahren war vergangenen Mittwoch eröffnet, aber sofort vertagt worden. Während seines Berlin-Besuchs in der vergangenen Woche hatte der tunesische Ministerpräsident Ali Larayedh ein rechtsstaatliches Verfahren zugesagt. Die Höchststrafe hätte sechs Monate Haft betragen.

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16 Kommentare

 / 
  • DR
    Dr. rer. nat. Harald Wenk

    im religiös versierten orient weiss man um die verbindung von "schuld und scham" zu unterweefungszwecken - unter das patriarchat. (genau an der stelle) - die erbsünde wird schliesslich aus der vertreibung aus dem paradies mit scham vor der eigen nacktheit seit jahrtausenden narrativ begründet. die hysterische reaktion des staates zeigt die

    das treffen des "wunden punktes"

     

    schliesslich noch ein westlicher rechtsfakt. blanke busen werden hier seht oft öffntlicvh dargestellt und stehen nicht unte strafe, besondsrs nicht im zusammenhag sinnbehafteter aktionen (einschliesslich kindersäugen).

     

    der tunesische staat handelte also nicht nach westlichen oder menschenrechtstandards.

  • A
    Anna

    Eine hirnlose Aktion hat keinen Beifall verdient.

  • AS
    Andere Solidarität

    Würden die Firma von der Femen-Promotion-Tour ihre Schaufensterpuppen bitte zu hause lassen, es gibt auch sonst viele Feministinnen in Tunesien. Die aber diese Form der Provokation und Show ablehnen.

     

    Der Nacktprotest in Tunesien hat einer Deutschen und zwei Französinnen Haftstrafen eingebracht. Jetzt fordern selbst tunesische Feministinnen ein Ende der Femen-Aktionen in ihrem Land. Denn: „Ihr macht kaputt, wofür wir gekämpft haben.“

    SPON 13.06.

     

    Ein Recht auf Nacktsein in der Öffentlichkeit kann immer auch als Aufforderung zur Erniedrigung ausgelegt werden.

  • AJ
    Andreas J

    Natürlich muß der Kampf für mehr Rechte der Frauen in islamischen Ländern unterstützt werden. Aber nicht so! Die Menschen haben dort ein anderes Schamgefühl als wir und das muß man auch ein Stück weit akzeptieren. So ist es nur eine respektlose Demonstration westlicher, kultureller Überheblichkeit und Ignoranz. Ich glaube die sind noch zu unreif, um das zu verstehen.

  • A
    ama.dablam

    Wer hat denen das Mandat erteilt, sich dort einzumischen? Kennen die da so viele? Oder traut man den tunesischen Frauen nicht zu, für sich das zu fordern, was diese für sich wollen - oder auch nicht wollen?

     

    Peinlich, peinlich...

  • E
    Elvenpath

    Es wird leider noch lange dauern, bis sich universelle Menschenrechte weltweit durchsetzen und alte barbarische Sitten ablösen.

  • D
    Demokratie-Troll

    Politische Aktionen gegen die ekelhafte Unterdrückung von Frauen in islamisch fundamentalistischen Regionen und gegen die Beschneidung ihrer Menschenrechte im Namen eines unbewiesenen Gottes sind in jeder Hinsicht legitim und notwendig. Auch die ersten europäischen Frauen, die sich für Gleichberechtigung bei uns einsetzten, sind volles Risiko gegangen, wurden brutalst verprügelt und saßen teils jahrelang im Knast.

    Jeder gewaltlose Protest gegen die gemeine Unterdrückung dort ist eine Heldentat. Die Mädels aus Europa waren das ihrer mutigen Kollegin aus Tunesien schuldig, denn es gilt natürlich der Satz: wenn du im Club bist, gehörst du dazu, egal wo du lebst, und was man einer von uns antut, hat man allen von uns angetan. Weitere Aktionen sollten folgen und sie sollten noch viel weiter gehen.

  • C
    Cometh

    Forschlag: Fusion fon Femen & fuck for the forest.

  • G
    gleichheitweltweit

    Irrtum,

     

    Femen hat kämpft für universale Menschenrechte. Ich kann Femen nur respektieren, wenn sie dies weiterhin tun. Oben ohne im linksliberalen Berlin ist weder mutig noch protest noch irgendwie produktiv. In Tunis können sie die patriachalische Gesellschaft bekämpfen, in Berlin gehören sie zum Etablissment.

  • JH
    Julia H.

    Gute Aktion. Der Islam ist Frauen verachtend. Diese Damen verschließen nicht die Augen vor diesem Fakt und somit ist es absolut verstaendlich zu Protesten in Ländern in denen der Islam herrscht aufzurufen.

     

    Macht weiter so! Und lasst euch von den geblenden Ideologieanhaengern nicht brechen!

  • G
    Goi

    Könnte den glorreichen Siegern der "Arabellion" mal jemand den Unterschied zwischen primären und sekundären Geschlechtsorganen klarmachen? Entblößte Brüste sind keine "Nacktauftritte" und werden somit "in Deutschland" NICHT "als exhibitionistische Handlungen mit Gefängnisstrafen von bis zu einem Jahr verfolgt..."

    Vielleicht sollte man denen mal ein Aufklärungsbuch schenken.

     

    POV: ROFL, dass die "tapferen" Maghrebiner solche Angst vor nackten Frauenbrüsten haben!

  • AG
    Anton Gorodezky

    Das setzt ein wenig in die rechte Perspektive, welche Gefechte hierzulande schon gewonnen wurden.

    Ich hoffe die Aktivistinnen waren sich vorher im Klaren darüber, dass in diesem Land nach ihrer Aktion durchaus mehr als ein Hausverbot rausspringen kann, obwohl sie westliche Ausländerinnen sind und deshalb sowieso vielleicht milder behandelt werden. Wenn ja, finde ich es ziemlich mutig, so weit für die eigenen Überzeugungen zu gehen - wenn nein, erwecken sie eher den Eindruck naiver Idiotinnen.

  • VL
    @vergessene liebe

    das mußten die nicht "auf harte weise lernen", das wußten die schon vorher, daß sie da "opposition" kriegen, deswegen sind sie ja dahin gefahren!

    und sie sind sicherlich kein "phänomen der westlichen kultur" angesichts dessen, daß weibliche nacktproteste in afrika schon tradition haben.

  • B
    Beelzebub

    Ist doch bestens gelaufen für das Mädel. Jetzt sitzt sie erst mal die 4 Monate ab (für arabische Verhältnisse eine sehr milde Strafe), wahrscheinlich zu Vorzugsbedingungen und noch wahrscheinlicher kaum mehr als zur Hälfte, und schon kann sie sich hier als Märtyrerin und weiblicher Mandela mausig machen, wird in Talk-Shows herumgereicht, schreibt ein Buch (oder läßt es schreiben) und die anschließende Traumkarriere als Berufsfeministin - aka "Gender-Wissenschaftlerin" - ist so gut wie gesichert.

     

     

    Die dummen Mädels gehen zu DSDS, um prominent zu werden, die schlauen machen Femen-Fisimantenten.

  • M
    Marauder

    Allen Respekt vor den Frauen die sich dies in einem muslmischen Land trauen. Allerdngs ist die TAZ fragwürdig zu diesem Thema. Fragen sie mal Herrn Bax, die Frauen können ja in Berufung gehen.

  • VL
    vergessene Liebe

    Respekt für `FEMEN` ...

    Aber:

    Die Mädels lernen- auf `harte weise´ ... dass ihre Ideen von Aufklärung im Sinne säkulär-dialektischer Prinzipien,

    im Rahmen ethisch-moralisch-sozialer Traditionen der verschiedenen Kulturen ...

    nicht anerkannt werden- und Opposition erzeugen!

    -----------------

    `FEMEN´ Frauen sollten evtl. akzeptieren, dass sie ein gesundes Phänomen der westlichen Kultur sind,

    und sollten etwas mehr sensibel- emphatisch sein gegenüber den moralisch- ethischen Grenzen in anderen Kulturen!