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Fehler bei der SchufaKein Kredit dank falscher Daten

Banken, Vermieter und Handyanbieter machen Verträge mit Kunden häufig von Auskünften der Schufa abhängig. Die jedoch kosten Geld und sind dazu oft fehlerhaft.

Falscher Name, falscher Wohnort, falscher Score: Bei fast jeder zweiten Person macht die Schufa Fehler. Bild: dpa

BERLIN taz | Es ist Fiktion, kann aber jederzeit passieren: Sie haben die Familie zum Essen in ein italienisches Restaurant eingeladen. Sie wollen mit Kreditkarte zahlen. Doch die ist plötzlich gesperrt. Ihre Bank erklärt Ihnen, Sie hätten einen negativen Schufa-Eintrag. Schufa, das ist die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Diese erklärt Ihnen: Sie haben eine offene Rechnung bei einem Versandhändler. Das stimmt aber nicht.

Solche Fehler passieren. Und zwar zu oft, erklärte CSU-Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner am Mittwoch. Sie stützte sich dabei auf eine Studie, die ihr Ressort in Auftrag gegeben hatte. 100 Testpersonen fragten bei Firmen nach, welche Daten über sie gespeichert sind. Ergebnis: Die Schufa macht bei fast jeder zweiten Person Fehler. Und andere Firmen rücken erst gar nicht alle Angaben raus.

Firmen wie Creditreform, Bürgel, Arvato oder eben die Schufa verdienen ihr Geld damit, Verbraucherdaten zu speichern. Adresse, Alter, aber auch Umzüge, Warenbestellungen oder Mahnbescheide. Daraus ermitteln sie das wahrscheinliche Zahlungsverhalten von Kunden. Ihre Auftraggeber sind Banken, Vermieter, Telekomfirmen.

Benutzt werden dabei rein mathematisch-statistische Verfahren. Die Firmen vergeben einen Score (deutsch: Punkte, Note). Und so gilt ein Kunde selbst dann nicht unbedingt als kreditwürdig, wenn er seine Rechnungen stets pünktlich gezahlt hat. Wohnt er in einem armen Viertel und verdient im Job wenig, fällt sein Score schlecht aus. Dann kann es sogar schwierig werden, ein Girokonto zu eröffnen. Warensendungen dürfen nicht per Rechnung, sondern müssen per Nachnahme gezahlt werden.

Betroffene wissen oft nichts vom Scoring, Datenschützer kritisieren es seit langem. Nun fällt die Fehleranfälligkeit auf - die Branche aber zeigt sich gelassen. "Wenn Sie Millionen von Daten haben, sind Fehler nicht auszuschließen", sagt Michael Bretz von der Auskunftei Creditreform. Da werde etwa ein Name falsch geschrieben. Und schon, so Bretz, "kommt es zu Verwechslungen". Und topaktuell könnten die Daten auch nicht immer sein. "Es ist unser eigenes Interesse, dass die Daten möglichst vollständig sind", meint Katrin Haase von der Schufa. "Wir überprüfen unsere Daten kontinuierlich." Fehler aber bleiben.

Warum nutzen Firmen überhaupt das Scoring? "Damit wir die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Kunden einschätzen können", sagt Michaela Roth vom Deutschen Sparkassen und Giroverband. Es sei aber nur eine Hilfe. "Am Ende entscheidet der Bankberater." Martin Lichtenthaehler von der Telekom erklärt: "Wir prüfen die Bonität. Doch bevor wir eine Auskunft über Kunden einholen, unterschreiben diese eine Einwilligung." Das ist ein extra Passus im Vertrag. Für jemanden, der nicht einwilligt, werde es jedoch "schwierig", so Lichtenthaehler.

Auch Ministerin Aigner stellt nicht das Scoring an sich in Frage. Sie empfiehlt jedem Verbraucher nur, Einsicht in die über ihn gespeicherten Daten zu verlangen und Fehler korrigieren zu lassen. Eine Änderung im Datenschutzgesetz verpflichtet Schufa und Co., einmal im Jahr kostenlos Auskunft zu geben. Die Regelung tritt allerdings erst im April 2010 in Kraft.

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8 Kommentare

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  • R
    Rico

    Ich verstehe es einfach nicht, dass keine Sau was gegen die Schufa unternimmt die so vielen falschen Daten was die rausgeben und die Bürger die dadurch ruiniert wurden sind nie entschädigt worden, was soll das eigendlich auch gibt es viele menschen die wirklich ungewollt in diese drecks Schufa gerutscht sind und dadurch dessen Leben komplett runter ist dann wundern sich die da oben das es immer mehr kriminelle gibt, die können doch ihr leben nie wieder in den griff kriegen wenn Sie nichtmal eine Wohnung, Handyvertrag, Auto Möbel.....usw. bekommen

    können und mal ganz im ernst wer kann sich heute noch etwas Geld ab die seite tun um es dann in Bar kaufen zu können??? Die Löhne seit dem EURO sind gleichgeblieben aber Miete und alles andere ist 2x-3x teurer 60qm Wohnung 630€ HALLOOOO 1260 DM Halllooo

    Was soll das!!!!???? Die da da oben tun ein SCH... für uns Bürger!!!

  • B
    Benjamin

    Schufa .. Das ich nicht lache... Richtig das Unternehmen wie Banken und so Absicherungen brauchen damit nicht einer 12 Konten hat aber nicht auf die Kosten des ehrlichen Bürgers. War gerade bei Media markt und wollte mir meinen neuen Fernseher holen ( geplant war der eigentlich erst in 3 monaten mit Barzahlung, da jedoch der alte Vorzeitig den Geist aufgab zog ich den Termin halt vor ). Als ich oben in der Verwaltung war wurde mir bei der Finanzierung dann offenbart das ich angeblich mehrere "Schlechte" Einträge im Schufa verzeichniss hätte und somit mit nur 80% Scoring nicht Kredit/Finanzierungswürdig sei. Jetzt frage ich mich wieso ich dann eigentlich noch Pünktlich meine Rechnungen zahle. Auf eigen initiative habe ich mir sofort über das Online Verfahren einen Kostenpflichtigen selbstauskunfts Vermerk geholt. Wo ich dann erfahren habe das ich angeblich 4 Kinder hätte und Arbeitslos sei. Außerdem meine Rechnungen immer auszögern würde bis kurz vor der letzten Mahnung. Mit Rechten dingen geht dieses System bei weitem nicht mehr vor. Nun darf ich gut 8 Monate warten bis mir eine Bank einen Kredit geben wird so einschätzung der Media Markt mitarbeiterin. Vielen Dank

  • MF
    Michael F.

    Das Schufa- und Scoring-Prinzip ist von vorne bis hinten undemokratisch und intransparent. Die Indiferrenz, mit der die jeweiligen Stellen über ihre "Fehler" berichten, die sich für die betreffenden Personen existenzbedrohend oder zerstörend auswirken können, ist erschreckend. Und die Behauptung, letzten Endes entscheidet ja der Berater, ist blanker Hohn, denn es wird ja von vornerherein durch Scoring ausgesiebt, so dass Anträge überhaupt nicht mehr bei echten Menschen ankommen und in Ablehnungsschreiben und bei der Hotline jede Nachfrage und Beschwerde mit dem Hinweis auf das automatisierte Verfahren abgebügelt werden kann.

    Die Politik sieht indessen einfach zu, wie die Daten der Bürger benutzt werden, um die Gesellschaft möglichst effektiv nach dem Matthäus-Prinzip ("der da hat, dem wird gegeben") zu organisieren.

  • A
    Anonyma

    Bei der Beantragung eines Studienkredits durfte ich der Schufa 7,90€ zahlen um festzustellen, dass ich ca 10 Wohnsitze gehabt hatte, 5 Handyverträge, 5 Konten in den verschiedensten Regionen Deutschlands und als größter Brocken soeben einen kleinen VW gekauft hatte für gknapp 20.000€. Und das wo cih doch gar keinen Führerschein habe.

    Monate später bekam ich ein lächerliches Entschuldigungsschreiben von der Schufa. Die Beantragung des Studienkredits verzögerte sich um ca 2 Monate.

    Die 7,90€ erhielt ich nicht zurück.

  • MN
    Martin N.

    Solche Fehleinschätzungen aufgrund gesammelter Daten wird es auch bei Polizei und Geheimdiensten geben! Es wurde ja schon mal ein Soziolage als Mitglied einer miltanten Gruppe vom BKA verdächtigt nur weil er die Begriffe "Gentrification" und "Prekarisierung" benutzt hat.

    Wenn dann Daten auch noch an ausländische Geheimdienste weitergegeben werden, steigt das Risiko für solche Fehleinschätzungen weiter.

    Gegen die Weitergabe von Bankdaten an US-Geheimdienste läuft übrigens zur Zeit eine e-Petition, die man mitzeichnen kann:

    https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=6411

  • G
    gast

    Einem Bekannten wurde erst neulich die Namensverwechslung bei der Creditreform zum Verhängnis: plötzlich wollte ihm keine Firma mehr Ware liefern (er ist selbstständig).

     

    Eine Nachfrage ergab, er wäre angeblich Insolvent. Eine Mitarbeiterin bestätigte auf beharrliche Nachfrage die Verwechslung, fügte aber wörtlich hinzu: Je öfter sie anrufen, desto länger dauert die Überprüfung des Sachverhalts. Als dann gar nichts weiter passierte drohte er auf Anraten seiner Rechtsschutzvers. mit Regress; das half dann (man muss wohl die richtigen Paragrafen nennen, damit es für Creditreform ernst genug klingt).

  • B
    Bürgel-Opfer

    Jaja, das kenne ich. Mobilfunk-Provider bucht versehentlich nur 10 statt 40 Euro ab, leitet trotz ausreichender Kontodeckung für den Rest ein Inkassoverfahren ein, Kunde weigert sich, die Kosten dieses Fehlers zu übernehmen, wird an Bürgel gemeldet, bekommt auch bei anständigen Providern nie wieder einen Vertrag. Das nenne ich Aushebelung der Justiz.

  • S
    Stephan

    Auf Wohnungssuche wurde ich mal nach einer Eigenauskunft gefragt und musste feststellen, dass die Schufa 3 falsche Eintraege ueber mich hatte.

    U.a. Kuendigung eines Dispokredites.