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Fazit zum Treffen der G7-StaatenDennoch zu wenig

Marc Engelhardt
Kommentar von Marc Engelhardt

Trump weg, Corona fast weg – das G7-Treffen hätte toll werden können. Doch die Staats- und Regierungschefs haben inhaltlich versagt. Was zudem fehlte: die Proteste.

Gehen inhaltlich baden: Protestaktion zum G7-Gipfel in England Foto: Jon Super / ap

W as haben wir früher über die ständigen Gipfeltreffen gelästert, bei denen die immer gleichen Köpfe die immer gleichen Sätze über die immer noch ungelösten Probleme von sich gaben: Klima, Armut, globale Ungerechtigkeit. Gerade die G7-Gipfel waren eine Zumutung. Dann kam Donald Trump, und dann die Pandemie. Der eine sorgte dafür, dass Worte nichts mehr wert waren, die andere dafür, dass nicht mehr miteinander gesprochen, sondern nur noch verkündet wurde. Merkel, Macron, Johnson und die anderen wurden bei den virtuellen Gipfeln via Zoom zuletzt konsequenterweise voraufgezeichnet. Ob sich das andere StaatschefInnen wirklich angehört haben? Wohl kaum.

Jetzt also endlich wieder ein realer Gipfel; das Strahlen in den Gesichtern der Regierenden wirkt ausnahmsweise echt. Mit Trump und Covid-19 sind gleich zwei Geißeln überwunden, zumindest vorläufig. Und das ist die gute Nachricht: Das globale Gespräch ist wieder im Gang. Im persönlichen Miteinander entsteht ein Gefühl dafür, was möglich ist, vielleicht ja sogar die eine oder andere gute Idee.

Doch trotz berechtigter Freude darüber, dass Joe Biden nicht sein Vorgänger ist: Inhaltlich haben die G7 in Cornwall weitgehend versagt. Statt globaler Gerechtigkeit in der Pandemiebekämpfung ein Versprechen von zu wenig Impfstoff in der zu weit entfernten Zukunft; statt konkreter Klimapläne eine Taskforce für unbestimmtes grünes Wachstum in Entwicklungsländern; immerhin ausdrückliche Kritik an den Menschenrechtsverletzungen im chinesischen Xinjiang. Dennoch: Das ist zu wenig.

Und es zeigt: Wenn der Multilateralismus jetzt wieder zurückkehrt, dann darf er nicht so exklusiv und abgehoben sein wie früher. Schon gar nicht dürfen Gipfel zusätzlich abgeschottet werden, begründet etwa mit Ansteckungsgefahr in Zeiten der Pandemie. Regierende dürfen sich bei ihren Gipfeltreffen auch künftig nicht zu wohl fühlen. Dafür gibt es die Zivilgesellschaft, die ein unverzichtbarer Teil des Multilateralismus ist und mehr Einfluss bekommen muss. Nach anderthalb Jahren im virtuellen Schneckenhaus müssen die Mächtigen dieser Welt sich wieder abweichenden Meinungen stellen.

Endlich wieder Gipfeltreffen, das muss auch heißen: Endlich wieder Raum für Kritik und Druck der Öffentlichkeit. Zu Gipfeln gehören Proteste, Demos und Einmischung aller Art. Andernfalls wäre mit der an sich erfreulichen Rückkehr des Multilateralismus nichts gewonnen.

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Marc Engelhardt
Korrespondent bei den UN
Seit 2011 berichtet Marc Engelhardt aus Genf von den Vereinten Nationen und den 200 anderen internationalen Organisationen mit Sitz am Genfer See, außerdem über die Schweiz und Liechtenstein. Davor war er sieben Jahre lang als Afrika-Korrespondent in Nairobi, nach Volontariat beim NDR und ein paar Jahren bei der Tagesschau. Ansonsten schreibt der gebürtige Kölner gerne Bücher, zuletzt über den Baobab, seine Lieblingsinsel Rügen und eine nackte Reise um die Welt.
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7 Kommentare

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  • Vielleicht sollte noch hinzugefügt werden, dass die generös bereit gestellten Impffdosen ungefähr der Menge entspricht, die diese Staaten zuviel bestellt haben und sowieso bezahlen müssen.



    Der Glaube, dass Proteste a la G7-Gipfel in Hamburg mehr als das Wohlbefinden der Ptotestierenden ändern, ist nicht nachvollziehbar.



    .

    • @Ignaz Wrobel:

      In Hamburg 2017 gab es den G20-Gipfel, nicht G7. Der G8 war 2007 in Heiligendamm.



      Proteste sind vielfältig.

  • Schöne Zusammenfassung, nur eine Sache stört mich doch an dem Bericht:

    Glaubt denn wirklich irgendwer, dass es einen internationalen Top-Politiker interessieren oder gar beeinflussen würde, wenn irgendwelche Hanseln aus der Zivilgesellschaft eines anderen Landes 100m vorm Gebäude ein paar Protestplakate hochhalten? Politiker interessieren sich nur für die nächste Wahl (im eigenen Land natürlich), nur da kann man ihnen die Meinung geigen...

    • @hderk:

      Nur macht das kaum einer, also das mit dem geigen. Wie oft konnten wir das schon beobachten: Vor der Wahl zeigten die Umfragen oft auf "Protest". Aber wenn es dann "ernst" wird, dann ziehen viele den Schwanz ein und wählen doch lieber wie "immer", um ja nichts zu riskieren..

  • Ja stimmt. Zu wenig. Was gänzlich fehlt: Infos ob und wie überhaupt noch über den immerhin von Biden und Macron unterstützten Vorstoß zur Patentaufhebung (Coronaimpfstoffe) während der Pandemie geredet wurde. Oder hat sich der Punkt dann erledigt mit dem Almosenpaket von 2,3 Milliarden Impfdosen für einen Bedarf von mindestens 11 Milliarden Impfdosen, um nur das Gesundheitspersonal und die am stärksten gefährdeten Gruppen in Finanzschwachen Staaten zu schützen, erledigt? Ein Heuchlerpaket, denn die Zusagen für die Wohltat sollen ja erst so Ende nächstes Jahr die "Bedürftigen" erreichen, also dann wenn all jene, die bei einer Infektion mit Covid-19 sterben werden, schon tot sind?

  • Danke für 's Mut machen.



    Trotz allem

  • Danke für den informativen Artikel!