Familienurlaub am Meer: Das Gaffer-Problem

Strandurlaub ist nicht immer einfach, wenn überall leicht bekleidete Menschen herumlaufen. Das gilt für mich, aber auch für meine Frau.

Ein überdimensionaler Kopf mit Schnorchel und Taucherbrille liegt als Skulptur am Strand Cottesloe

Große Augen: Skulptur der Ausstellung „Sculpture By The Sea“ 2018 am australischen Strand Cottesloe Foto: dpa / David Dare

„Osman, schau doch nicht die ganze Zeit aufs Wasser, verdammt!“, brüllt meine Frau unvermittelt.

„Eminanim, herzlichen Glückwunsch, heute hast du dich ja selbst übertroffen. Auf so eine gemeine Folter kommt sicherlich nicht mal der nordkoreanische Diktator. Ich sitze gerade mal zwei Meter vom Wasser entfernt, aber darf mir das schöne Meer nicht anschauen! Klasse! Hieß dein Vater Idi Amin oder Kim Jong-il?“

„Du sollst nicht ständig die nackten Weiber anstarren, du Gaffer! Ist ja wirklich peinlich mit dir!“

„Wir sind doch hier so was von zusammengepfercht. Ich kann mich kaum drehen. Deshalb bin ich gezwungen, das Meer vor mir anzustarren. Und diese 17 Damen da hüpfen nun mal direkt vor mir rum.“

„Siehst du? Du weißt sogar deren genaue Anzahl. Weißt du mittlerweile auch, welche Körbchengröße diese 17 Frauen jeweils haben?“

„Das ist schwierig. Seitdem es diese Mogelpackung Namens Push-up gibt, liege ich mit meinen Vermutungen oft daneben.“

Paaaatsch!

„Auaaa! Warum schlägst du mich? Du hast mich vor Tausenden von Frauen blamiert.“

„Nicht vor Tausenden – vor 17! Osman, ich hab dir schon Zuhause gesagt, wenn du den Weibern am Strand nachgaffst, kleb ich dir eine. Egal wo, egal wann! Außerdem habe ich gar nicht so feste gehauen. Es hat sich nur so angehört, weil dein Gesicht voll mit Sonnenöl und Schweiß ist!“

„Aber was soll ich denn machen? Wir liegen hier wie die Ölsardinen nebeneinander und die Frau geht nur zwei Zentimeter an meinem Kopf vorbei. Außerdem hat das doch keiner gemerkt, weil ich meine coole Spiegelsonnenbrille aufhabe.“

„Ich hab’s gesehen, du Spanner, das reicht! Und ich sehe, dass du schon wieder gaffst. Gleich kleb’ ich dir noch eine.“

Paaaaatsch!

„Osman, ich habe die Nase voll! Jetzt laufe ich den ganzen Strand rauf und runter und gehe Männer anglotzen.“

„Nein, Eminanim, komm sofort zurück! Das darfst du nicht! Du bist doch meine Frau!“

„Osman, du bist unmöglich! Lass dich begraben!“

„Ja, das ist eine gute Idee. Heißer Sand soll hervorragend gegen Rheuma sein.“

„Aber bitte mit dem Kopf nach unten! Tschau, Osman, bis heute Abend!“

„Eminanim, warte, warte doch! Hatice, Haticeeee, wo bist duuu?“

„Papa, was ist denn los? Ich wollte doch nur einer Katze Schwimmen beibringen.“

„Hatice, lauf sofort deiner Mutter hinterher. Und wenn ein Mann in ihrer Nähe ist, zieh an ihrem Arm und schrei: Mamaaaa, Mamaaaaa! Dafür kriegst du zwei Euro von mir.“

„Das geht nicht, Papa. Da musst du schon mit dem Preis etwas höher gehen.“

„Was heißt das denn? Du quakst doch ständig ‚Mamaaaa, Mamaaaaa‘, ohne dafür was zu bekommen.“

„Das schon. Aber hier arbeite ich zu Urlaubsbedingungen. Mama hat mir eben fünf Euro versprochen, wenn ich sie vor anderen Männern mit ‚Schwester‘ anrede.“

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