Fall Anis Amri: Hoffen auf schnelle Ergebnisse
Viele Fragen sind offen im Fall des Attentäters vom Berliner Weihnachtsmarkt. Union und SPD wollen die Hintergründe nun mit einer internen Ermittlung klären.
Ein SPD-Fraktionssprecher sagte am Dienstag in Berlin, die sogenannte Task Force könne mit der parlamentarischen Aufklärung sofort beginnen und schnell zu Ergebnissen kommen. Ein späterer Untersuchungsausschuss wird damit nicht ausgeschlossen.
Das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) soll demnach kurzfristig einen Bericht vorlegen. Im Lichte der Erkenntnisse und deren Bewertung werde dann das weitere Vorgehen beraten.
Ein Sprecher der Unionsfraktion sagte, es werde erwartet, dass neben dem Bund auch die Länder die Aufklärung aktiv unterstützten. Die Union sei nach wie vor für einen Untersuchungsausschuss offen. Denn die Ergebnisse der Ermittlergruppe könnten durch dessen Recherchen ergänzt und vertieft werden könnten.
Amri war den Behörden als sogenannter Gefährder bekannt. Er raste kurz vor Weihnachten mit einem Lastwagen auf einen Berliner Weihnachtsmarkt und tötete zwölf Menschen. Rund 50 wurden teils schwer verletzt.
Kritik von den Grünen
Die Grünen werfen der Bundesregierung im Fall Amri vor, Rechte des Parlaments zu missachten. „Der Bundesinnenminister will Antworten auf unsere Fragen zum Versagen im Fall Amri nicht rechtzeitig liefern“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Britta Haßelmann, der Deutschen Presse-Agentur. Die Regierung scheine die Aufklärung aufschieben zu wollen.
In einem Brief an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärt Haßelmann, die Regierung habe für die am 24. Januar fällige Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen um eine Fristverlängerung von zwei Wochen gebeten, da die Fragen „detailtief“ und „vielseitig“ seien.
Dies sei nicht nachvollziehbar, da sich Regierungsvertreter zu „diversen Komplexen“ des Falls öffentlich äußerten, sagte die Grünen-Politikerin. Zudem seien Dokumente der Opposition nicht zur Verfügung gestellt, aber an Medien und damit die Öffentlichkeit weitergegeben worden. Dies sei „unverständlich und missachtet die parlamentarischen Kontrollrechte.“
Fraktionen im Bundestag haben das Recht, mit Kleinen Anfragen von der Regierung Auskunft zu verlangen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen