Fairer Handel bei Computermäusen: 60.000 faire Mäuse
Baden-Württemberg setzt ein Zeichen für mehr Fairness und Transparenz bei IT-Produkten – und vergibt einen Großauftrag an Nager IT.
Seit 2012 produziert Nager IT die faire Maus. Damit will das kleine Projekt beweisen, dass es auch in der Elektronik- und IT-Branche möglich ist, Verantwortung für gute Arbeitsbedingungen zu übernehmen. Einfach ist das nicht, weil die Komponenten von Zulieferern stammen, die wiederum Vorprodukte oder Rohstoffe von weiteren Zulieferern bekommen. Ziel des Unternehmens ist es, die Lieferkette komplett transparent zu machen und das Produkt ausschließlich aus fair gehandelten Komponenten herzustellen.
Erschwert wird das laut Gründerin Susanne Jordan zusätzlich dadurch, dass so kleine Firmen nur bedingt die Möglichkeit hätten, die großen Zulieferer dazu zu bringen, ihre Geschäftspraktiken zu ändern.
Aber es gibt immer wieder Fortschritte. So hat das Unternehmen beschlossen, das Gehäuse der Maus, das bisher zu 80 Prozent aus Zuckerrohr bestand, zukünftig aus Recyclingkunststoff herstellen zu lassen. Dies wäre umweltfreundlicher und ressourcenschonender, so Nager IT: Durch die Umstellung würden alle Produktionsschritte in Europa stattfinden, da der Kunststoff aus Österreich stamme. Das Zuckerrohr musste importiert werden.
Landesbehörden als wichtigste Kunden
Außerdem soll der Kupferdraht des USB-Kabels bald fair gehandelt sein. Dies war lange ein Problem, da Jordan zwar den Rohstoff fair bekommen konnte, jedoch nicht das fertige Kabel. Selbst produzieren kann Nager IT die Kabel nicht. Die Verhandlungen mit einem Zulieferer aus China sind aufgrund der aktuellen Coronavirus-Krise jedoch ins Stocken geraten.
Landesbehörden sind derzeit die wichtigsten Kunden von Nager IT. 2017 hatte die Firma ihren ersten Großauftrag von der Landesverwaltung Niedersachsen erhalten, die rund 20.000 Mäuse bestellte – ebenfalls für die Polizei.
Im Januar hat die Fraktion der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus einen Antrag gestellt, auch Berliner Verwaltungen zukünftig standardmäßig mit fairen IT-Produkten auszurüsten, um der Auszeichnung Berlins als Fairtrade-Stadt würdig zu werden. Bisher sei jedoch noch keine Zunahme an Bestellungen aus Berlin zu verspüren, berichtet Jordan. Zwischen 2016 und 2018 hatten Berliner Behörden insgesamt 19.902 Computermäuse geordert, darunter nur 86 der fairen Mäuse. Begründung: Man müsse Kosten sparen.
Bereits 2014 hatte das Beschaffungsamt für die Bundesregierung eine Erklärung veröffentlicht, bei IT-Artikeln auf die Lieferketten zu achten.
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