Fair gehandelte Bananen: Preiskampf bedroht Bauern
Aldi, Netto und Edeka bieten die Südfrucht unter einem Euro pro Kilo an. Darunter müssen faire Produzenten im Süden leiden.
Vier Konzerne kontrollierten 85 Prozent des Lebensmittelhandels in Deutschland, sagte Frank Braßel, bei der Verbraucher-NGO Oxfam für den Bereich Fairtrade zuständig. Anstatt sich für einen Lebensmittelmarkt ohne Ausbeutung einzusetzen, zahlten sie „Lieferanten und Erzeugern ruinöse Preise und diktieren ihnen unfaire Konditionen in die Verträge“, so Braßel. Dies führe in den Anbauländern zu Menschenrechtsverletzungen.
Die deutschen Discounter wollten den Einkaufspreis pro Kiste Bananen (à 18 Kilogramm) auf 4,50 Dollar drücken, sagte Silvia Campus von Fairtrade International. In Ecuador, dessen Regierung in einem offenen Brief gegen die Aldi-Preissenkung protestiert hatte, liegt der gesetzliche Mindestpreis bei 6,20 Dollar pro Kiste. Für Fairtrade-Bananen, die den Bauern auskömmliche Löhne, Ausbildung und ökologische Standards ermöglichen, wäre eigentlich ein Einkaufspreis von 9,45 Dollar zu realisieren.
Dabei hätte alles so schön werden können. 2018 gingen 90.000 Tonnen fair produzierte Bananen aus den Anbauländern Costa Rica, Ecuador, Guatemala und Kolumbien nach Deutschland, die sich damit einen Anteil von 12,5 Prozent am gesamten Handel mit Bananen – inzwischen der Lieblingsfrucht der Deutschen – eroberten.
Im Herbst hatte der Discounter Lidl angekündigt, vollständig auf Fairtrade-Bananen umzustellen. „Wir hatten auf einen Domino-Effekt gehofft, dass andere Handelsketten nachziehen“, sagte Overath. „Es ist schockierend, dass genau das Gegenteil passiert und mit Preissenkung reagiert wird.“
Nach Meinung von Transfair und Oxfam müssten die Verbraucher mehr Druck auf die Ketten ausüben, damit sie ihre unfairen Einkaufpraktiken beenden. Auch der Gesetzgeber sei gefordert. Für den Oxfam-Experten Braßel jedenfalls ist die Zeit gekommen, dass sich das Bundeskartellamt mit dem Oligopol der deutschen Lebensmittelriesen beschäftigt: „Mit dem Kartellrecht könnte ihre Macht gebrochen werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren