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"Berufsabschlüsse müssen leichter anerkannt werden, damit keine syrische Ärztin oder afghanische Lehrerin ungelernte Hilfsjobs annehmen muss. Auch dass Migrant*innen mindestens Deutschkenntnisse auf Niveau B1 nachweisen müssen, ist unnötig und kontraproduktiv."
Wenn die syrischen Ärzte und afghanischen Lehrerinnen mit Patienten und Schülern zu tun haben ,die nicht aus ihrem Heimatland stammen,sind ausreichende Deutschkenntnisse unbedingt notwendig!Und gilt für alle in pädagogischen,sozialen .medizinischen Berufen Beschäftigte mit direkten Kontakt zu Schülern,Patienten,Klienten,usw. Das ist eigentlich selbstverständlich. Außer für Leute ,die zu wenig aus ihrer ideologischen Blase ins reale Leben kommen!
@Mustardmaster Und übrigens ist das Niveau von B1 gerade für Ärzt:innen oder Lehrer:innen noch viel zu niedrig.
@resto Ärzte müssen zumindest in Baden-Württemberg eine Fachsprachenprüfung machen. Die liegt vom Niveau deutlich über B1.
Der Hauptgrund, warum die Anerkennungsverfahren so lange dauern: Das Gesetz schreibt vor, dass in jedem einzelnen Fall geprüft werden muss, ob die ausländische Ausbildung "wesentliche Unterschiede" zur deutschen Ausbildung aufweist. Und dabei müssen dann auch individuelle Kenntnisse berücksichtigt werden, die durch "lebenslanges Lernen" oder Berufstätigkeit erworben wurden. Die Sachbearbeiter dürfen also nicht pauschal nach Land entscheiden, sondern müssen jede einzelne Ausbildung bewerten. Und so ein Curriculum für Medizin umfasst halt z.T. hundert Seiten und mehr.
Folglich werden Gutachten eingeholt. Problem: Das dauert monatelang und ist teuer.
Gelöst werden kann das nur vom Gesetzgeber. Der müsste die Anforderungen an die Gleichwertigkeit viel stärker formalisieren und länderspezifisch konkret bestimmen, welche Ausbildungen "gleichwertig" sind. Zudem könnte auf legalisiert Urkunden usw. verzichtet werden. Dann besteht natürlich die Gefahr, dass gelegentlich mal einer "durchrutscht" - aber im Ergebnis bekommen spätestens nach einem Rechtsstreit 99% der Bewerber Ihre Anerkennung.
Man sollte jedes Altenheim und jedes Krankenhaus dass nicht das erfoderliche Personal einstellt sofot schliessen bzw enteignen. Oder noch besser: Staatliche Kräfte (sowas wie eine "Pflegefeuerwehr") gegen eine immense Gebühr in diese Einrichtungen schicken.
Denn es gibt genug Arbeitskräfte am Markt.
Aber keine, die für befristete Arbeitsverträge unter Tarif (weil nicht als Pflegepersonal eingestellt sondern als Putzpersonal) zu kaum planbaren Arbeitszeiten bereit sind ihren Wohnort zu wechseln und beim Discounter um die Ecke für ein ähnliches Gehalt einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit geregelten Arbeitszeiten haben.
Eine Pflegefeuerwehr wäre wirklich eine Superidee ! Denn das würde den Heimbetreibern mal so richtig "vor den Koffer scheißen"
Aber das wird es natürlich niemals geben - denn auch die Heimbetreiber sitzen bequem unter der schützenden Hand einiger Poilitiker.
@Bolzkopf Sicher gibt es Arbeitskräfte, aber die sind keine Pflegekräfte. Verstehen Sie den Unterschied?
@resto Alle, die in der Pflege arbeiten sind Pflegekräfte.
Einige von denen haben sogar eine Ausbildung im Pflegeberuf.
Für die allermeisten Pflegetätigkeiten reicht die sechsmonatige Ausbildung zum Pflegehelfer /Pflegehelferin aus.
Und für die komplexeren Tätigkeiten gibt es halt die examinierten Fachkräfte.
Aber tatsächlich ist es so, dass die exam. den ganzen Schreib- und Verwaltungskram machen müssen, für die ein Hilfsbuchhalter gerade gut genug wäre.
Und das Ganze dann auch noch, wie ein Wanderarbeiter, für mehrere Stationen.
Und die Hauptursache für die Personalmisere sind definitv diese von der FDP mit Klauen und Zähnen verteidigten befristeten Arbeitsverhältnisse ohne sachlichen Grund.
Weidel verharmlost die AfD, Wagenknecht hilft ihr dabei. Das TV-„Duell“ war für beide ein Erfolg, und auch für den Springer-Sender Welt TV.
Fachkräftemangel in Berlin: Kein Bock auf Ausbeutung
Im Berliner Betriebspanel beklagen Arbeitgeber steigenden Fachkräftemangel. Dabei liegt es in ihrer Hand, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Falsche Prioritäten: Der Fachkräftemangel etwa in der Pflege ist hausgemacht Foto: Jörg Carstensen/dpa
Alle Jahre wieder beklagen Unternehmen einen angeblichen Fachkräftemangel und dass sie Schwierigkeiten haben, neues Personal zu finden. So auch in der Arbeitgeber*innenbefragung von 2021, dem Berliner Betriebspanel, das in dieser Woche vorgestellt wurde. Danach konnten 38 Prozent der ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt werden. Das klingt auf den ersten Blick dramatisch, auf den zweiten Blick wird allerdings klar: Die Unternehmen haben sich dieses Grab selbst geschaufelt.
Schon der von der Kapitalseite verwendete Begriff „Fachkräftemangel“ verdreht die Tatsachen und verstellt den Blick auf die Ursachen der Misere: Es gibt weniger einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften als vielmehr einen Mangel an guten Arbeitsbedingungen. Spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich der Wind gedreht, und viele Menschen sind nicht länger bereit, sich für wenig Geld maximal ausbeuten zu lassen – nur um am Ende kurz vor dem Burn Out zu stehen und die Gasrechnung trotzdem nicht bezahlen zu können, während die Dividenden der Unternehmen munter weiter steigen.
Nicht wenige Arbeiter*innen, die in Kurzarbeit die jahrelang selbstverständlich erschienene Last der täglichen Maloche nicht mehr tragen mussten, überlegten sich am Ende zweimal, ob sie in einen Job zurückkehren, der ihnen die Lebensfreude nimmt, aber nur wenig gibt. Das Narrativ, dass wir nur genug arbeiten müssen, um am Ende ein Leben in Wohlstand zu führen, funktioniert in Zeiten, in denen die Schere zwischen Kapital und Arbeit immer weiter auseinanderklafft, nicht mehr.
So ist es wenig überraschend, dass die Branchen mit dem höchsten Fachkräftebedarf das Gesundheitswesen und der Pflegebereich sind. Hier ist die Belastung besonders hoch, von einer fairen Bezahlung kann trotz aller Lobhudeleien durch die Politik keine Rede sein. Die Folge ist eine massive Abwanderung von dringend benötigten Fachkräften, was die Situation zusätzlich verschlimmert.
Die Lösung für die Misere liegt auf der Hand: Wer im Kapitalismus ein schlechtes Produkt anbietet und deshalb keine Abnehmer*innen findet, muss das Produkt verbessern, da hilft alles Jammern nicht. Die Unternehmen haben es selbst in der Hand: Entweder eine schmalere Rendite oder ein Betrieb ohne Arbeiter*innen – ohne die sich am Ende gar kein Gewinn erwirtschaften lässt. Für das Gesundheitswesen wäre das ohnehin die bessere Lösung, denn unsere Gesundheit lässt sich nicht mit Geld aufwiegen.
Doch was tun, wenn man trotz guter Arbeitsbedingungen und auskömmlichen Löhnen kein Personal findet? Hier ist die Politik gefragt. Noch immer sind Tausende Migrant*innen zum Nichtstun verdammt, weil sie keine Arbeitserlaubnis erhalten. Dass in Berlin mittlerweile auch geduldete Menschen einer Arbeit nachgehen dürfen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, dem allerdings weitere folgen müssen.
Alle Geflüchteten müssen arbeiten dürfen
Was für die Ukraine-Flüchtlinge gilt – sofortige Arbeitserlaubnis und Bewegungsfreiheit – muss für alle Geflüchteten gelten. Berufsabschlüsse müssen leichter anerkannt werden, damit keine syrische Ärztin oder afghanische Lehrerin ungelernte Hilfsjobs annehmen muss. Auch dass Migrant*innen mindestens Deutschkenntnisse auf Niveau B1 nachweisen müssen, ist unnötig und kontraproduktiv.
Mit Blick auf den demografischen Wandel wird Deutschland nicht ohne Einwanderer*innen auskommen können. Das darf allerdings nicht dazu führen, dass Arbeiter*innen gegeneinander ausgespielt werden. Der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne muss unabhängig von Herkunft und Geschlecht geführt werden – und ist angesichts steigender Preise nötiger denn je.
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Kommentar von
Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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Marie Frank