piwik no script img

FPÖ-Chef fordert Insel für IslamistenWie Guantánamo, nur anders

Nein, mit dem US-Gefangenenlager habe sein Vorschlag nichts gemein, sagt H. C. Strache, Chef der FPÖ. Lampedusa sei geeignet.

Ein idyllisches Fleckchen Erde für Dschihadisten? So sieht‘s Strache. Küstenabschnitt der italiensichen Insel Lampedusa. Foto: reuters

Man möchte den Kopf wiederholt auf die Tischplatte schlagen. Aber das ist neben eingehender Prüfung, ob es sich vielleicht nicht doch um eine Satiremeldung handelt, auch die gängigste Reaktion auf Forderungen der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, aber offenbar ist es wahr: FPÖ-Parteichef H. C. Strache forderte in einer Pressekonferenz im Zuge seines „Fünf-Punkte-Plans“ gegen Terrorismus unter anderem „konsequenteres Vorgehen gegen radikale Islamisten und Jihadisten“.

Wie sich der gelernte Zahntechniker das vorstellt? Er will eine Insel. Ja, die „Daham statt Islam“-Partei, die gerne mal mehr Brutto vom Netto fordert (kein Scherz), hätte gerne eine europäische „Haftanstaltsinsel“ (leider wohl auch kein Scherz).

Und falls jetzt die Guantánamo-Glocke läutet, mit dem US-Gefangenenlager wollte Strache seinen Vorschlag aber bitte nicht vergleichen. Nein, seiner Vorstellung nach soll diese Insel ein außerstaatliches Territorium sein, verwaltet von der Europäischen Union oder „vielleicht sogar mit Selbstverwaltung“. Stimmt, klingt überhaupt nicht nach Guantánamo.

Nach einem geeigneten Ort für diese Haftanstalt hat sich Strache auch schon umgesehen – in anderen EU-Mitgliedsstaaten. Er ist zu dem Schluss gekommen, dass die italienische Insel Lampedusa sich ganz hervorragend eignete oder auch „eine griechische Insel“. Österreicher, die anderen Staaten Land abnehmen wollen, waren ja selten beliebt, also sollte man der Gerechtigkeit halber auch eine österreichische Insel zur Verfügung stellen. Etwa die Wiener Donauinsel. Das könnte den Strache aber Wähler kosten. Immerhin: Damit wäre das Problem Strache auch bald gelöst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Wieder im Wettlauf der Abschaffung der Menschenrechte?

  • Wiesooooo? Man ja wohl noch einen phantasievollen Vorschlag machen dürfen?