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FDP-Krise nach „Dday“-PapierEx-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär

Nach dem Rücktritt von Bijan Djir-Sarai wird Ex-Justizminister Marco Buschmann neuer FDP-Generalsekretär. Seine Partei steht weiter in der Kritik.

Steht vor keinen leichten Aufgaben: der neue FDP-Generalsekretär Marco Buschmann, gerade noch Justizminister Foto: Christoph Soeder/ dpa

Berlin dpa/afp | Der ehemalige Bundesjustizminister Marco Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär. Buschmann werde Nachfolger des am Freitag zurückgetretenen Bijan Djir-Sarai, sagte ein FDP-Sprecher am Sonntag in Berlin. Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

Buschmann sagte der „Bild“-Zeitung, „ich fühle mich durch das große Vertrauen sehr geehrt“. Die FDP müsse jetzt zeigen, dass sie die besten Antworten habe, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen und die Freiheit jedes einzelnen Menschen vor Bürokratie und staatlicher Übergriffigkeit zu schützen. „Das ist jetzt unsere Aufgabe.“

Vordringlichste Aufgabe von Buschmann ist die Organisation des Wahlkampfs der FDP für die geplante vorgezogene Bundestagswahl. Diese soll am 23. Februar stattfinden.

FDP steht weiter in der Kritik

Die FDP befindet sich momentan in schweren Turbulenzen. Am Freitag hatten Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann Konsequenzen aus dem Bekanntwerden eines Strategiepapiers der Liberalen zum Ampel-Ausstieg gezogen und waren zurückgetreten. Das sogenannte „D-Day“-Papier war am Vortag bekanntgeworden. Es enthält ein detailliertes Szenario für den Ausstieg der FDP aus der Ampel mit SPD und Grünen. In ihm ist zum Beispiel davon die Rede, dass der „ideale Zeitpunkt“ für einen „avisierten Ausstieg“ aus der Koalition zur Mitte der 45. Kalenderwoche zwischen dem 4. und 10. November liegen könnte. Eine Pyramidengrafik benennt vier Phasen, die letzte davon ist betitelt: „Beginn der offenen Feldschlacht“.

Am 6. November kam es tatsächlich zum Bruch des schon lange kriselnden Bündnisses – indem Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer Sitzung des Koalitionsausschusses Christian Lindner als Finanzminister entließ.

SPD und Grüne kritisierten auch am Wochenende ihren früheren Koalitionspartner FDP scharf. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, Parteichef Lindner und seine FDP hätten die Arbeit der Ampel-Regierung über Monate hinweg „systematisch sabotiert“. „Sie wollten aktiv verhindern, dass diese Bundesregierung erfolgreich ist“, sagte Scholz bei einer Wahlkampfkonferenz der SPD am Samstag in Berlin. „So etwas darf in Deutschland nie wieder passieren.“ Grünen-Chefin Franziska Brantner bezweifelt, dass Lindner keine Kenntnis vom „D-Day“-Papier hatte.

Lindner hatte zum Arbeitspapier seiner Partei gesagt, dieses sei nie in politischen Gremien besprochen worden, und er habe davon keine Kenntnis gehabt. Den Mitarbeitern, die das Papier entworfen hätten, mache er keinen Vorwurf. „Ich trage die Gesamtverantwortung für die FDP, und zu der bekenne ich mich auch“, sagte er in den ARD-„Tagesthemen“. Die FDP muss um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.

Scholz griff Lindner in seiner ersten großen Wahlkampfrede vor etwa 500 SPD-Parteimitgliedern an. In ernsten Zeiten brauche Deutschland ernsthafte Politik und „keine Spieler und keine Zocker“. Die Lindner-FDP sei eine marktradikale Klientelpartei.

SPD-Chefin Saskia Esken sagte: „Aus heutiger Sicht war es möglicherweise ein Fehler, Vertrauen in die staatspolitische Verantwortung von Christian Lindner zu setzen.“ Die FDP habe den Bruch der Koalition von langer Hand geplant und inszeniert wie ein Schauspiel, um sich in eine bessere Position für die Bundestagswahl zu bringen.

Wusste Lindner wirklich nichts vom „Dday“-Papier?

Der Grünen-Parteivorsitzende Felix Banaszak äußerte Zweifel an Lindners Darstellung, nichts vom „D-Day“-Papier gewusst zu haben. Die FDP sei eine „sehr autoritär geführte Partei“, sagte Banaszak in Cottbus beim Parteitag des Brandenburger Landesverbandes der Grünen. Man müsse sich fragen, von was für „Leuten“ man regiert werden wolle, die so mit der Wahrheit und Unwahrheiten umgingen.

Lindner bekam auf FDP-Landesebene Unterstützung für seinen Kurs in der früheren Ampel. Der Landesvorsitzende der FDP in Mecklenburg, René Domke, sagte, die Liberalen hätten im vergangenen Bundestagswahlkampf und auch danach darauf bestanden, weder neue Schulden zu machen noch die Steuern zu erhöhen. Das seien die Leitplanken der FDP gewesen. „Und unsere Koalitionspartner wollten diese Leitplanken einreißen, um uns bloßzustellen, um uns zu demütigen“, sagte Domke auf einem Landesparteitag in Schwerin.

Das interne Papier sei nicht die Strategie Lindners gewesen. Domke distanzierte sich von einzelnen Formulierungen: „Wir müssen nicht über Schlachtfelder reden, wir müssen nicht über D-Day reden, und wir müssen auch nicht über einen Tag X reden.“

Lindner erwartet Nachwuchs

Unterdessen wurde bekannt, dass Christian Lindner und seine Frau, die Journalistin Franca Lehfeldt, ein erstes gemeinsames Kind erwarten. Medien beziehen sich auf Vertraute des Paares, Lindner selbst wollte sich nicht dazu äußern. Das Baby soll im frühen Frühjahr 2025 zur Welt kommen. Für beide ist es das erste Kind. Lindner und Lehfeldt, die Ende Oktober 2023 den zum Medienkonzern Axel Springer gehörenden Nachrichtensender Welt TV verließ, um als freiberufliche Publizistin zu arbeiten, hatten im Sommer 2022 auf Sylt geheiratet.

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22 Kommentare

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  • Irgendwie kommt mir die FDP im Moment vor wie ein Kleinkind, das erst heimlich das Nutellaglas ausgemampft, dann die Finger an der Gardine abgewischt hat und jetzt trotz aufällig braun verschmiertem Mund auf die Katze zeigt.

  • Lieber Mineralsekretär,



    die Leitplanken gegen eine Lockerung der Schuldenbremse ist ein Alleinstellungsmerkmal!



    Wer das will, kann FDP wählen.



    Die oberen 10.000, die von der ebenfalls geplanten Abschaffung des Solidaritätszuschlags profitieren würden, reichen allerdings nicht für den Einzug in den Bundestag.



    Selbst Meckermerzi hat jetzt nachrechnen lassen und gemerkt, dass es ohne Investition und somit derzeit ohne Lockerung der Schuldenbremse nicht weiter geht.



    Da es bei der FDP derzeit aber wohl eh nicht voran geht, kann man auch auf der Idee sitzen bleiben. Den festgefahrenen Wagen kriegt Keiner mehr aus dem selbst angerührten Morast.



    Das wird wohl eher Selters statt Sekt und da ist der Mineralsekretär dann wieder ganz vorne mit dabei!

  • Es ist doch schön zu sehen, daß Herr Buschmann noch versorgt werden konnte. Die anderen die später gehen, werde da größere Probleme bekommen.

    • @dtx:

      Muss Herr Habeck für seinen Kumpel Graichen auch gedacht haben. Dieser ist ja auch noch schnell versorgt worden

    • @dtx:

      Wobei Herr Buschmann, bei Markus Lanz, zum Thema" Welche Lehren zieht die FDP aus dem Amel-Aus " - auch schon größere Erinnerungslücken aufweist...

  • "Unterdessen wurde bekannt, dass Christian Lindner und seine Frau, die Journalistin Franca Lehfeldt, ein erstes gemeinsames Kind erwarten. Medien beziehen sich auf Vertraute des Paares, Lindner selbst wollte sich nicht dazu äußern."

    Wird er die Vaterschaft anfechten ?

    • @stadtlandmensch:

      Herr Lindner wird über die Zeit der Ministerversorgung hinaus etwas zum Familienunterhalt beitragen müssen. Vom Einkommen einer Journalistin wird die Familie kaum leben können.

  • Ja, ja - wie schrecklich! Die bösen, bösen GRÜNEN und SPD wollten die arme FDP ja nur demütigen. Sie haben doch tatsächlich an höhere Aufgaben gedacht als an die Wahlchancen der FDP. Sowas aber auch.... Wir ahnen es: die FDP hätte niemals mit unlauteren Mitteln gearbeitet und dem Springerkonzern etwa "was zugesteckt" NIEMALS! Das waren die anderen, die Bösen.

    • @Perkele:

      Die Grünen haben doch bei dem aktuellen Hype, auf die FDP einzudresche, überhaupt keine Aktien drinne.

      Das Spiel betreibt ganz allein die SPD, wo der Kanzler, der jahrelang den Mund nicht aufbekam nun mit verbalem Doppelwums Amok läuft und bald ein Drittel der Vorwahlkampfzeit über das Verhalten der FDP lamentiert statt zu anstehenden innen- und außenpolitischen Themen Stellung zu beziehen.

  • "Wer einmal lüüüü... t dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht!!"



    Aber die FDP macht solche unglaubwürdigen Taktiken schon seit 75 Jahren!!



    Der einzige mögliche Befreiung-Schlag für diese Dauer-Wechsel Partei, seit 75 Jahren.



    Nur noch Leute in der Führung die bekannt sind immer nur das zu tun was sie gesagt haben.



    Menschen die berühmt und berüchtigt sind für ihre extreme Geradlinigkeit und Ehrlichkeit.

  • So lange Lindner nicht zurücktritt sind das alles nur unwesentliche Bauernopfer die den Mob ruhigstellen sollen.

    Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken.

  • Na ja, als Justizminister hat sich Herr Buschmann, bezogen auf den Justitzskandal in der JVA Gablingen, auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert...



    Wir schon " schief gehen " - als Generalsekretär der FDP - möchte man als werter Wähler doch meinen 😉

    • @Alex_der_Wunderer:

      Der für die JVA Gablingen zuständige Justizminister heißt Georg Eisenreich, ist CSU-Mitglied und mitnichten entlassen.

      • @dtx:

        Georg Eisenreich hat ja auch, laut seiner Aussage nach, nichts gewusst.



        Vielleicht hätte Herr Buschmann, auf den - Konferenzen der Justizminister der Länder, ihn ja einmal " zur Seite " nehmen können.

  • "Scholz griff Lindner in seiner ersten großen Wahlkampfrede vor etwa 500 SPD-Parteimitgliedern an. "

    ... was wäre Scholz nur ohne Lindner 🤪

    • @Rudolf Fissner:

      Deutlich besser vorangekommen.....

      • @Perkele:

        Das sehe ich genau so.

  • Der eine tritt zurück und wird ersetzt durch den nächsten, der an den Absprachen beteiligt war. – Kannste dir nicht ausdenken.



    Gibt wohl keinen geeigneten und unbelasteten Nachwuchs mehr bei der FDP.

    • @Staublaus:

      Buschmann war ja schon 2013 Generalsekretär der FDP - also zurück zu alten Ufern....

  • The winner is AfD und BSW



    "Die FDP steht schwer in der Kritik"



    Klar, die ganze Ampel steht schwer in der Kritik, nicht nur die FDP. Die SPD, FDP und die Grünen haben viel Glaubwürdigkeit in die Politik verspielt. Sie waren nicht fähig gemeinsam zu regieren, und damit meine ich alle drei. AfD und BSW greifen diesen Ball auf und werden ihn zu ihren Gunsten für den Wahlkampf nutzen, ich fürchte sogar mit viel Zuwachs. Merz macht einen auf Migrationsbremser und Rechtspopulist-light und holt sich so auch ein paar Stimmen mehr. Für die rot/grünen und die FDP kommt nun das Tal der Tränen. Obwohl, einen von denen braucht Merz ja noch, er hat freie Auswahl.

    • @Hans Dampf:

      Und wieder:



      Herr Merz, viel Spaß mit dem Koalitonspartner FDP.



      Popcorn steht bereit.

    • @Hans Dampf:

      Warten wir mal ab, was für Papiere den Weg aus dem Giftschrank der CDU ans Licht finden. Ist ja noch eine Weile Wahlkampf.