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FC Bayern wirbt nicht mehr für KatarEine Bilderbruchlandung

Der FC Bayern München beendet die Partnerschaft mit seinem Ärmelsponsor aus Katar. Das hat mit den Fans zu tun. Ein Haltung zeigt der Klub aber nicht.

Die Münchner Profis auf dem Weg ins Trainingslager nach Katar mit dem Flugzeug ihres Sponsors Foto: Peter Kneffel/dpa

B lumiger kann man dem Publikum das überraschende Ende einer Partnerschaft kaum verkaufen. Von vertrauensvollem Austausch, Freundschaft und fruchtbarer Zusammenarbeit war in der gemeinsamen Erklärung des FC Bayern München und Qatar Airways die Rede.

In all dem Gesäusel vermisste man jedoch zumindest einen kleinen Hinweis, weshalb die staatliche Fluggesellschaft von Katar nicht mehr die Ärmel der Münchner Fußballprofis schmücken soll und warum die Sponsorenpartnerschaft nicht verlängert wurde?

Alle Anzeichen hatten darauf hingedeutet, dass der Verein keine Rücksicht auf seine aktive Fanszene nehmen wollte. Von Anfang an, seit 2018 also, haben diese im Stadion und auf Jahreshauptversammlungen lautstark angeprangert, dass das menschenrechtsverachtende Emirat mit diesem Deal nur sein Image auf Kosten des Klubs reinwaschen wollte. An die zahlreichen auf Baustellen verstorbenen Arbeitsmigranten sowie die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen wurde erinnert.

Von derlei Skrupeln wollte die Klubführung bis zuletzt nichts wissen und versuchte noch vergangenen Sommer mit Hilfe des ehemaligen Außenministers und Katar-Lobbyisten Sigmar Gabriel in einer Gesprächsrunde mit Fanvertretern die Wogen zu glätten. Michael Ott, deren prominentester Fanaktivist in dieser Angelegenheit, stellte resigniert fest, die Verlängerung des Vertrags sei wohl schon beschlossene Sache.

Wankender Verein

Die Kehrtwende beim FC Bayern soll nun offenbar bloß nicht dem Fanprotest gutgeschrieben werden. Nicht dass am Ende noch jemand glaubt, der Verein würde künftig sein finanzielles Gewinnstreben durch Menschenrechts­standards beschränken.

Das Ende der Partnerschaft mit Qatar Airways darf in der Tat nicht als ein grundsätzlicher Richtungswechsel des FC Bayern missverstanden werden. Als Erfolg darf sich die aktive Anhängerschaft des FC Bayern die Beendigung dieser unseligen Kooperation dennoch auch auf ihre Fahnen schreiben. Der Verein ist in den letzten Monaten durch Fehler seiner Profis und seines Führungspersonals derart ins Wanken geraten, dass nun noch weitere Gleichgewichtsstörungen, wie etwa im Verhältnis zu den eigenen Fans, höchst ungelegen kämen. Stünde der Verein stabiler da, wäre vielleicht die Entscheidung anders ausgefallen.

Nötig wäre beim FC Bayern eine grundsätzliche Aufarbeitung der Katar-Partnerschaft und eine Debatte darüber, mit wem man unter welchen Bedingungen Geschäfte machen möchte. Offen ist, ob der FC Bayern weiterhin seine Wintertrainingslager in Katar beziehen wird. Karl-Heinz Rummenigge erzählte einst vor solch einem Winterausflug nach Doha, Außenminister Sigmar Gabriel habe ihm bestätigt, die Situation der Arbeiter in Katar habe sich durch den Fußball verbessert.

Wenn der FC Bayern mit seinen Deals eigentlich die Menschenrechtslage auf dieser Welt verbessert, müsste sich der Verein nach Beendigung der Zusammenarbeit mit Qatar Airways nun unterlassene Hilfestellung vorwerfen lassen. Auch derlei krude Analysen verdeutlichen, wie nötig eine Aufarbeitung vergangener Vereinspolitik für eine Neuausrichtung ist.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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8 Kommentare

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  • Die SZ schreibt, dass Qatar nicht verlängern wollte. Bayern München hätte schon noch gewollt.

  • Wenn ein Fußballverein Geschäfte mit Katar macht ist es ein Skandal, wenn aber unsere ganze Regierung in Katar um Gas bettelt ist es gute Regierungsarbeit. Ach du schöne Doppelmoral ...

    • @Günter Witte:

      Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Eine von russischen Gaslieferung abhängige Bundesregierung musste nach dem Ende der russischen Lieferungen auch mit Beelzebub persönlich abschließen, um den (immer noch zu hohen) Gasbedarf zu decken. Wäre das nicht gelungen, wären die Folgen der Regierung um ein Vielfaches heftiger gewesen als die jetzigen Querelen ums Heizungsgesetz. Die Bayern hingegen können dagegen abschließen mit wem sie wollen, um irrwitzige Spielergehälter oder Geldverbrennungen in der Sache Nagelsmann zu finanzieren. Da kann man als Stern des Südens auch mal wählerisch sein, vor allem wen man auch als einer der Guten auftreten will und nicht als bestollte Heuschrecke.

    • @Günter Witte:

      Es sind nicht zwingend dieselben Leute, also auch nicht zwingend dieselbe Moral.

    • @Günter Witte:

      Naja, wenn die Alternative Russlands Putin ist, dann doch lieber das Gas von Katar, zumal die Niederlande und Norwegen zu wenig Gas haben.

      Betteln stimmt nicht, wir bezahlen dafür.

      • @Diogeno:

        Was soll bitte an dem Gas von Katar besser sein?

        Die unmenschlichen Bedingungen für die Gastarbeiter (die die WM 22 möglich machten) sorgten für über 6500 Tote und das in einem Land das sich nicht im Krieg befindet. Und dazu auch noch sehr klein ist (Ukraine hat z.b. 150x Einwohner als Kata).

        (www.spiegel.de/spo...bec8-b8ee2d2bda10)

        • @Alexander Schulz:

          www.spiegel.de/?fr...%3A%2F%2Ftaz.de%2F



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        • @Alexander Schulz:

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