FC Bayern München und Schnee: Schönwetter-Rekordmeister
Die Woche hat gezeigt: Der FC Bayern kann auf schneebedeckten Rasen nicht kicken. Der Klimawandel kommt den Münchner Titelverteidigern deshalb zupass.
D ie Erkenntnis dieser Woche ist: Der FC Bayern München kann kein Schnee. Holstein Kiel hat im DFB-Pokal mutig und effizient und am Ende mit etwas Glück davon profitieren können, damals im dichten Schneetreiben an der Ostsee; Arminia Bielefeld hat im Februar immerhin einen Punkt aus München mitnehmen dürfen; und die Superstars aus Paris ließen sich an diesem Mittwoch die Gelegenheit nicht entgehen, dass die Bayern-Abwehr inklusive Welttorhüter im Schnee gerne mal zur Rutschpartie neigt und vorne der verletzte Robert Lewandowski nur zweit-, wenn nicht gar drittklassig ersetzt werden kann.
3:2 siegte der andere CL-Finalist vom August 2020, der zur Zeit nur müde drei nationale Meisterschaften in Folge auf dem Konto hat und insgesamt sowieso nur neun. Wie das sein kann? Paris hat erst spät angefangen, das Kapital auf seine Seite zu ziehen. Die erste Meisterschaft für PSG datiert aus dem Jahre 1986.
Natürlich wird es noch ein Rückspiel geben, einen Flug ins frühlingshafte Paris, der FC Bayern steht nach dem Mittwochspiel zwar schlecht da, aber durchaus nicht chancenlos. Vermutlich wird es in Paris am nächsten Dienstag kein Schneegestöber geben, und wenn die Chancenverwertung angepasst wird, könnte was drin sein für den FCB. Sollte es anders kommen, wird man vor allen Dingen an dieses Spiel im Schnee von München – und die laufenden Diskussionen um Boateng, Flick (Abschied?), Salihamidzic und Hoeneß (verzockt?) denken: ein Fanal? Die entscheidende Wende? Der rutschige Start zum langen Ende, der letzte Ausrutscher unter Hansi Flick?
Der Blick auf die Wetterkarte verrät, dass das alles kein Grund zur Hoffnung für die Konkurrenz in der heimischen Liga ist. Es soll nämlich wieder wärmer werden. Sieben Punkte trennen die Bayern von den Zweitplatzierten aus Leipzig, bei noch sieben ausstehenden Spielen. Das ist so gut wie aussichtslos, selbst bei einem möglichen Ausrutscher am Samstag gegen Union – national bleibt der FC Bayern auch im neunten Jahr eine Klasse für sich.
BFC Dynamo hat die Titel wenigstens nicht erkauft
Und ein Ende ist nicht absehbar: Es gibt viele hoffnungsvolle Mannschaften, die eint, dass sie zusammen als eine Mannschaft eine Konkurrenz darstellen könnten – als jeweils einzelne jedoch nicht. Irgendwo gibt es immer eine Sollbruchstelle: Sei es der Trainerposten, sei es die Mentalität. Sei es der fehlende Knipser in der Mitte, sei es die allgemeine Substanz. Die Vereine lassen sich unschwer zuordnen.
So werden im nächsten Jahr trotz Corona-EM und nachfolgender Winter-WM (Teilnahme des DFB noch fraglich) die nächsten Berlin-Vergleiche kommen (diese Saison, wir haben es fast vergessen, gab es Schalke und Tasmania; Schalke hat übrigens immer noch die Chance, diverse Rekorde der Berliner einzustellen): Die mit Dynamo Berlin nämlich, dem ehemaligen Stasi-Klub, der in den 1980er Jahren zehnmal in Folge Meister der DDR wurde. Den Stern und den Stolz tragen die Mannen in Bordeauxrot noch immer durch die Niederungen der Oberliga; obwohl, zur Zeit ja nicht.
Der Unterschied ist natürlich, dass sich Dynamo damals die Meisterschaftsserie redlich verdient und nicht erkauft hat; die Gemeinsamkeit wird sein, dass an den entscheidenden Stellen die entscheidenden Fäden gezogen worden sind, was das sogenannte Spielermaterial betrifft. Doch unrühmlicher Vergleich hin oder her – der FCB wird genug Ehrgeiz in sich tragen, auch den BFC übertrumpfen zu wollen, dann eben mit 11 Meisterschaften in Folge.
Auf Schnee wird man da auch nicht groß hoffen können. Schließlich schneit es dank Klimakrise auch nur noch zweimal im Jahr. Das sind für den Rest der Liga – vielleicht doch noch mal über 50+1, über Superliga etc.? – alles andere als gute Aussichten.
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