FC Bayern und der Trainerabschied: Es wartet viel Flickarbeit
Hansi Flicks Bitte um Vertragsauflösung bei den Bayern ist ein Punktsieg für Flick, aber für beide eine Niederlage. Der große Profiteur wäre der DFB.
Nun hat Hansi Flick Vollzug vermeldet. Er möchte weg von den Männern des FC Bayern. Dieser erwartbare Abgang ist eine doppelte Niederlage. Natürlich für den FC Bayern, der sich offenkundig in chaotischen Führungskämpfen befindet und nie bereit war, die sportlichen Interessen seines Trainers zu schützen oder seine Leistung angemessen zu würdigen. Aber auch, was man angesichts der lobenden Kommentare leicht vergessen kann, für den Trainer, der offenbar im Verein nie Fuß fassen konnte. Und zuletzt wenig professionell agierte, indem er die internen Konflikte immer wieder in die Öffentlichkeit trug.
Zumindest kurzfristig ist es Flick gelungen, diesen Konflikt in einen Punktsieg zu verwandeln. Ähnlich wie sein Mentor Jogi Löw hat Flick, der derzeit wesentlich populärere Trainer mit dem Verniedlichungs-i im Vornamen, sich nicht die Bedingungen seines Handelns diktieren lassen und den Abschied selbst verkündet. Er hat sich damit Autonomie gesichert. Wer aktiv Schluss macht, geht meist mit dem intakteren Selbstbild aus der Beziehung.
Interessant ist das auch vor dem Hintergrund der (völlig anders gelagerten) Fälle Marco Rose und Adi Hütter, die gerade eigeninitiativ gehen, nach Höherem strebend. Gute Trainer sind mit der Verwissenschaftlichung des Männerfußballs längst begehrte Ware. Und sitzen oft dennoch am kürzeren Hebel.
So kaschiert der späte Triumph des Hansi nur mühsam, dass in diesem Streit beide Seiten verloren haben. Hansi Flick, der mit seiner Popularität innerhalb und außerhalb des Teams und sechs Titeln eigentlich beste Voraussetzungen für eine längere Zukunft genoss, gelang es nicht, intern seine Ideen durchzusetzen oder überhaupt Mehrheiten zu generieren. Er leistete aufrechte Gegenwehr, blieb aber im internen Gerüst ein schwacher Posten. Und wirkte zunehmend selbst dünnhäutig, darunter fiel auch die unkluge „Halt’s Maul“-Beschimpfung gegen Salihamidžić.
Identifikationsfiguren vergrault
Der FC Bayern wiederum, der sich zuschreibt, mit verdientem Personal anständig umzugehen, hat sich öffentlich unentschlossen, arrogant gegenüber Flick und illoyal präsentiert und droht, neben Flick auch noch Co-Trainer Miroslav Klose, eine weitere Identifikationsfigur, zu vergraulen. Auch der soll mit Salihamidžić nicht unbedingt harmonisch abends beim Paulaner zusammensitzen. Von allen Figuren hat Salihamidžić die heftigste öffentliche Wandlung durchgemacht.
Vom unermüdlich auf dem Platz rackernden Liebling vieler Bayern-Fans wurde er erst zum verhöhnten Stallburschen der Bayern-Granden, dem das Sakko des Sportvorstands ein paar Nummern zu groß schien, und spätestens im Zuge der Flick-Affäre zur autoritären Figur mit Hotzenplotz-Bart, der mit seiner undemokratischen Kaderplanung jedenfalls nicht glücklich agiert. Wie viele der Vorwürfe stimmen und wie viel davon erfolgreiche Stimmungsmache des öffentlich gerade geschickteren Rummenigge-Lagers ist, muss aber offen bleiben.
Der DFB rollt den Perserteppich aus
Die aktuellen Aussagen von Niko Kovač über fehlende Mitsprache bei der Personalplanung sind Fortsetzung eines Konflikts, der schon länger währt als die Ära Flick. Und Hansi? Der DFB, zu dessen Amt als Männer-Nationaltrainer es ihn wohl zieht, bietet nicht unbedingt das ruhigere Umfeld. Auch dort tobt seit Monaten ein äußerst schmutzig ausgetragener Machtkampf mit peinlichem Intrigantenstadl. Und angesichts der Talentekrise des deutschen Männerfußballs könnte der Start ungemütlich werden.
Für Flick dürfte die Hauptrolle eher das spielen, was man gemeinhin als Wertschätzung bezeichnet. So rollt der DFB geradezu den Perserteppich aus. Dort weiß man genau, dass man einen so populären wie erfolgreichen Trainer normalerweise nicht mehr für das Amt des Bundestrainers gewinnt. Der DFB wäre, wenn es so kommt, der größte und einzige Profiteur. Auf den FC Bayern dagegen wartet viel, nun, Flickarbeit.
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