Ex­per­t:in­nen­rat zur Coronapandemie: Es ist noch nicht vorbei

Der Ex­per­t:in­nen­rat empfiehlt, sich auf steigende Corona-Infektionszahlen im Herbst vorzubereiten. Wie schlimm es wird, weiß aber keiner.

Eine Maske liegt auf dem Boden

Niemand weiß, was im Herbst passieren wird Foto: Daniel Löb/dpa

BERLIN taz | Der Corona-Expert:innenrat der Bundesregierung drängt auf Vorsichtsmaßnahmen, um im Herbst eine neue Covid-19-Welle einzudämmen. „Was wollen wir nicht: dramatische Bilder erzeugen“, sagte Heyo Kroemer, Vorsitzender des Corona-ExpertInnenrats anlässlich der Vorstellung der 11. Stellungnahme des Rates. „Die Pandemie ist definitiv nicht vorbei.“

In ihrem Papier sprechen sich die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen für eine „vorausschauende Vorbereitung mit kurzen Reaktionszeiten“ aus, vor allem dann, wenn es zu einer Überlastung des Gesundheitswesens kommt oder eine neue, gefährliche Variante auftaucht. Aber: Niemand weiß derzeit, was im Herbst passieren wird. Die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen skizzieren in ihrer Stellungnahme daher drei Szenarien.

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Eine zeitnahe, bessere Koordination zwischen Bund und Ländern steht dabei im Fokus, zudem sollte die Patientenversorgung stärker in den Blick genommen werden. Der Rat spricht sich daher auch für eine bessere digitale Datenanalyse aus. Nachholbedarf gebe es vor allem bei Erhebungen in den Krankenhäusern: Wie viele Personen kommen mit einer Covid-19-Erkrankung? Wie viele Betten gibt es? Dazu bräuchte es eine validere Datengrundlage.

Beim günstigsten Szenario gehen die Ex­per­t:in­nen davon aus, dass es zwar viele Infektio­nen geben wird, aber die gesundheitliche Beeinträchtigung sich in Grenzen hält. Um auch andere saisonale Krankheiten einzudämmen, empfiehlt der Rat dann Masken zu tragen. Gibt es dagegen neue Varianten, aber schwerere Krankheitsverläufe, könnte es wieder zu lokalen Kontaktreduzierungen kommen. Quarantänemaßnahmen oder Isolationsregeln bei der Einreise fehlen im Papier. Dies soll nur bei wirklich schweren Verläufen zum Tragen kommen.

Cornelia Betsch, Expertin für Gesundheitskommunikation an der Uni Erfurt, betonte, die Aufklärung der Bevölkerung sei von großer Bedeutung. Es bräuchte einfache, gut erklärte Regeln sowie bundeseinheitliche Vorgaben. Der Ex­per­t:in­nen­rat besteht aus WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen, die gemeinsam der Bundesregierung Empfehlungen aussprechen, wie sie die Pandemie bewältigen kann.

Die gestiegene Zahl Infizierter in Portugal ist einer der Gründe, welche aktuell die Ex­per­t:in­nen beunruhigen. Innerhalb von kurzer Zeit verbreitete sich die Variante BA.5 dort und verursacht mittlerweile nach Angaben der portugiesischen Behörden rund 90 Prozent aller Infektionen. Die Inzidenz stieg seit Ende April deutlich an und es starben wieder mehr Menschen im Zusammenhang mit Corona. In Deutschland ist die BA.5-Variante noch nicht so verbreitet wie in Portugal. Laut RKI macht sie bisher 5 Prozent der Infektionen aus – Tendenz steigend.

Entsprechend brisant ist, dass noch kein Gesetz in Arbeit ist, um das Pandemiegeschehen nach dem 23. September einzudämmen. Bund und Länder kündigten bisher nur an, Kitas oder Schulen nicht mehr zu schließen. Es sollte keine Schnellschüsse geben, erklärte Kanzler Olaf Scholz (SPD), deshalb wollten sie auf die nun erschienene Erklärung des Ex­per­t:in­nen­rats warten sowie auf eine Bewertung des Sachverständigenausschusses der bisherigen Maßnahmen.

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Dieser soll bis Ende Juni darlegen, was geholfen oder geschadet hat. Doch schon vorab gab es Kritik am ersten Kapitel, das der Virologe Hendrik Streeck verantwortet. Fachkreise bemängelten, es sei handwerklich schlecht, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Das Kapitel sei einseitig und betone die negativen Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Hendrik Streeck entgegnete, das Kapitel sei noch nicht fertig.

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