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Ex-Oberst der Sowjetarmee über Ukraine„Es wird noch mehr Blut fließen“

Nachts ziehen Banditen marodierend durch Odessa, überfallen Bürger, schlagen sie zusammen und rauben sie aus, sagt Wladimir Lisjanoj.

Pro-ukrainische Demonstranten in Odessa. Bild: ap
Interview von Andrej Nesterko

taz: Herr Lisjanoj, wie ist derzeit die Lage bei Ihnen in Odessa?

Wladimir Lisjanoj: Schrecklich. Abends geht kaum noch jemand auf die Straße, wenn er nicht unbedingt muss, denn es gab schon mehrere Fälle, wo Leute überfallen, zusammengeschlagen und ausgeraubt worden sind. Wegen der jüngsten Ereignisse sind viele Banditen in die Stadt gekommen, die nachts marodierend durch die Straßen ziehen.

Wie bewerten Sie die Vorfälle der vergangenen Tage?

Für Odessa ist das einerseits erniedrigend und demütigend. Aber andererseits sind die Menschen auch dazu gebracht worden. Ich gehe davon aus, dass es eine dritte Kraft gibt, die an den Konflikten im Donbas und in Odessa interessiert ist. Allerdings würde es hier auch nicht so viele russische Söldner geben, wenn das nicht auf die Zustimmung der Massen stoßen würde. Die Staatsmacht hat alles getan, um den Eindruck entstehen zu lassen, dass sie auf der einen Seite steht – und das Volk auf der anderen. Ja, wir wollen, dass Russisch zweite Amtssprache wird. Das ist besonders für ältere Menschen von Bedeutung.

Wollen die Älteren in Odessa nicht Ukrainisch lernen?

Nehmen Sie mich: Ich bin in einem Dorf in Russland geboren, habe die Militärhochschule abgeschlossen und zu Sowjetzeiten gedient, zunächst in Weißrussland, dann im Fernen Osten und dann 22 Jahre in Lemberg. Da gab es übrigens großartige Menschen. Natürlich kann ich mich im normalen Alltagsleben auf Ukrainisch unterhalten, doch wäre es mir als jungem Menschen nie in den Kopf gekommen, medizinische Fachausdrücke auf Rezepten in dieser Sprache zu lernen. Viele Leute, vor allem Militärangehörige, sind wie ich erst nach ihrer Pensionierung in die Ukraine gezogen.

In Odessa war es lange Zeit friedlich. Das ist eine Stadt mit vielen Nationalitäten. Was war der Auslöser für diese bewaffneten Auseinandersetzungen?

Kiew ist eine Metropole. Odessa, wie der gesamte Osten, sie sind ein Echo dessen, was sich in der Hauptstadt auf dem Maidan abgespielt hat. Nur passiert das bei uns auf eine furchtbare Art und Weise, mit einer besonderen Härte und Grausamkeit. Die Menschen verstehen, dass sie mit ihren Problemen alleingelassen werden. Die Macht regagiert auf das, was bei uns passiert, allenfalls im Fernsehen, reale Aktionen fehlen. Ich wäre nicht überrascht, wenn es den Menschen schon bald egal wäre, welche Flagge über dem Stadtparlament weht und welche Farbe sie hat. Die Hauptsache ist, dass wieder Ordnung herrscht. Jetzt herrscht Anarchie, die Macht liegt am Boden. Das ist demütigend für das Land. Ich denke nicht, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Odessa braucht. Was soll er mit zwei Millionen hungrigen Mündern zusätzlich? Andererseits, wenn dir etwas in den Schoß fällt, warum sollst du es nicht nehmen?

Im Interview: Wladimir Lisjanoj

75 Jahre alt, ist ehemaliger Oberst der Sowjetarmee und lebt seit 15 Jahren in Odessa.

Was glauben Sie, womit wird das alles enden, und wie lange wird das noch dauern?

Ich will wirklich kein Skeptiker sein, aber mir scheint, dass das noch lange dauern wird. Und es wird noch mehr Blut fließen. Mich beunruhigt noch eine weitere Sache: Ich bin gläubig und kann die Augen nicht davor verschließen, dass es jetzt Versuche gibt, das Land nicht nur territorial zu spalten, sondern auch religiös. Die Konfessionen verstärken ihre Aktivitäten in unterschiedlichen Regionen des Landes. Damit jedoch droht in naher Zukunft auch eine Zerstörung der kulturellen Beziehungen. Das ist für unser Land sehr schlecht.

Übersetzung aus dem Russischen von Barbara Oertel

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29 Kommentare

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  • Auch wenn das keine Sau interessieren wird und den Lauf der Welt nicht ändert :

    Ich habe noch nie einen solchen Ekel vor abgründiger Verlogenheit empfunden wie den vor den derzeitigen politischen Klassen des Westens , diesen Guten , Menschenrechtsverbreitern , diesen ("notfalls" mit Bomben) Demokratie-, Sicherheits- und Wohlstandsbringern .

    • @APOKALYPTIKER:

      Mhm, ich denke dass das im Prinzip immer so war. Legendenbildung, wie man das Volk bei Stange hält, Brot und Spiele für das Volk und so weiter... wie bei Macciavelli beschrieben. Reale Politik ist frei von jeglicher Ideologie, egal ob gut oder schlecht. Egon Bahr meinte neulich einmal vor einer Schulklasse, die Kinder sollten nicht glauben was die Lehrer erzählen. Staaten würden nur ihren Interessen nachgehen...Ich finde ja echte Demokratie auch gut. Und natürlich Meinungsfreiheit, Bürgerrechte. Dass jeder seiner Sexualität nachgehen kann usw. Die Idee Europas finde ich grundsätzlich richtig - Menschen und Völker sollten zusammengeführt werden. Aber die reale Politik zeigt einem: alles nur Floskeln, wenn es ums Eingemachte geht und Instrumentarium um die Menschen einzustimmen in das Lied: "Freiheit, Menschenrechte, Demokratie". Wir hatten Glück halbwegs in so Zuständen aufzuwachsen. Zur Expansion packt man seinen Leviathan aus, greift in die hässliche Trickkiste, Streut Sand in die Augen und bombt sich zur Not mit Hilfe sog. Rebbellen (Syrien) den Weg frei, damit es den Leuten gefälligst irgendwann besser geht (als Rechtfertigung).

      • @Biggi:

        Die Informationsmöglichkeiten sind im Gegensatz zu früher halt um einiges vielfältiger. Das macht es "dem System" bzw. "den Systemen" natürlich schwerer die Märchengeschichten unters Volk zu bringen so dass die wirklich daran glauben. Die Frage ist, wie lang das noch so ist. Die NSA-Kiste kann man ja auch so werten, dass es auf viele Menschen so wirkt: "sei vorsichtig was du anschaust und wo du dich rumtreibst!". Diese Angst lässt sich wiederum nutzen. Ob da des Pudels Kern hinter der NSA-Kiste liegt, kann ich nicht sagen. Krasse Gegenthese: Alles nur Verarschung, vielleicht werden wir gar nicht so extrem überwacht. Ich denke schon. Momentan hat man die breite Wahl. Kann sich die Propaganda jedes Staates usw. reinziehen und sich seine Meinung bilden. Ob das im Interesse der Mächtigen ist? In Deutschland soll der Mensch glauben dass seine Presse frei, offen und objektiv ist. So wird man von Kind auf geprägt. Und man fühlt sich auf der überlegenen Seite. Darum sind ja viele Medienleute so arrogant im Westen. Da rütteln diese Geschichten, andere Auslegungen und Sichtweisen, ob richtig oder falsch, gewaltig daran. Ein gewisses Spektrum ist zugelassen. Aber nicht die gesamte Bandbreite, die grobe Stoßrichtung ist vorgegeben, sowohl hier als auch dort, was in manchen Punkten aber auch richtig ist. Zumindest seh ich das so. Was von meinem Eindruck her aber gerade läuft ist massive Vergewaltigung des Menschenverstandes. Das hier finde ich richtig, ein Aufruf:

        http://www.barth-engelbart.de/?p=10286

        • @Biggi:

          In Russland wird die mediale Stoßrichtung vielleicht direkter und konsequenter vorgegeben als im Westen. Im Westen nutzt man das Mittel der Diffamierung und des Medienprangers über die politicial correctness, was über eine Sache, vor allem außenpolitisch zu sagen und zu denken sei. Ein Druck wird erzeugt: wenn du nicht mitsingst, machen wir dich medial zur Not zu Kleinholz. Bestes Beispiel ist die Sache mit Schröder bei Putin. Missfelder bei Putin. Warum muss sich Missfelder rechtfertigen? Ist es nicht sein grundsätzliches Menschenrecht zu Putin zu reisen? Sind wir nicht sooo liberal im Westen? Und all die anderen Politiker und Altkanzler Schmidt und wie sie alle heißen. Über die macht man sich medial ein paar Tage her. Grabt irgendwelche uralten Geschichten aus "der war ja schon immer..." , setzt denjenigen in ein schlechtes Licht, Opa, Alzheimer, was weiß ich, und fertig. Ein Scholl-Latour der sein Leben reiste weiß plötzlich und angeblich gar nichts mehr...Sehr heimtückisch das ganze.

          • @Biggi:

            Silke Burmester hat in ihrer Kolumne von dieser Woche ihren Frust per tollkühne Metapher rausgelassen :

            " ...sondern die ihre Mitarbeiter vertraglich verpflichten, Amerika, dem Nordkorea des Westens, die Treue zu halten. Christoph Keese vom Springer Verlag ..."

            Oder : Orwells "1984" und "Zwiedenken" im Mainstream .

            Oder auch schön : "Die Menschheit wartet auf die Wasserstoffbombe ."

          • 0G
            0564 (Profil gelöscht)
            @Biggi:

            Bürgerliche neigen ja oft zu apocalyptischen Untergangsphantasien (wunsch dem abgenötigten Alltgasdruck entfliehen zu können, oder so), doch wenn ich daran denke, was vor einer Woche für krasse Artikel von der TAZ lanciert wurden, befürchte ich wirklich eine deutliche Konsenverschiebung nach national rechts in den nächsten Jahren (genau genommen ist die auch schon seit spätestens 1990 im Gange). Konnte man in der old BRD auch als nicht "Linksradikaler" seinen Pazifismus pflegen, so wird dies bald nicht mehr als eine mögliche Haltung hingenommen werden, man wird zum Defätisten und Volksfeind erklärt werden. In Deutschland heißt dann bald die Devise entweder du bist für uns oder gegen uns. Auch wenn klar ist, dass die fanatische Haltung einiger Redakteure vor allem daher herrührt, dass ihr Konfrontationskurs von Teilen der Wirtschaft und zu großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt wird, es den klaren Konsenz gerade nicht gibt, durch den sie "normalerweise" herrschaftsmoralisch geschützt, ihre Realpolitik-Gestaltungphantasien aus sich heraus toben können. Dennoch, das Kriegsimperiale Müssen gehört bald zur absoluten deutschen Staatsräson, so wie Abschiebeknast, Lohnarbeit und sonst noch was. Da kommt dann selbst die LINKE nicht mehr dran vorbei. Sie wird ja jetzt schon von Teilen der CDU (Wilfried Lorenz) als "Marionette Russland" beschimpft.

    • @APOKALYPTIKER:

      Dochdoch, dass hat schon immer interessiert:

       

      "Da ist nicht die Lüge, sondern die eingefleischte Unschuld in der moralischen Verlogenheit. Diese »Unschuld« überall wieder entdecken müssen – das macht vielleicht unser widerlichstes Stück Arbeit aus,– es ist ein Weg, der vielleicht gerade uns zum großen Ekel führt.

      Diese Lügner jedenfalls an ihren Idealismus glauben. Unsre Gebildeten von Heute, unsre »Guten« lügen nicht – das ist wahr; aber es gereicht ihnen nicht zur Ehre! Die eigentliche Lüge, die echte resolute »ehrliche« Lüge wäre für sie etwas bei weitem zu Strenges, zu Starkes; es würde verlangen, was man von ihnen nicht verlangen darf, dass sie die Augen gegen sich selbst aufmachten, dass sie zwischen »wahr« und »falsch« bei sich selber zu unterscheiden wüssten. Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge; Alles, was sich heute als »guter Mensch« fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgend einer Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen,, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, tugendhaft-verlogen. Diese »guten Menschen«, – sie sind allesamt in Hinsicht auf Ehrlichkeit zu Schanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit »über sich« aus!"

      • @H.-G- S.:

        Was vorallem deutsche Medien im Ukraine-Konflikt gemein haben, ist die Ablehnung Putins, weil sie die Repression ihres Berufsstandes im Russland der letzten Jahre erlebt haben. Wer meint, es handle sich um eine gesteuerte Gleichschaltung, den nenne ich Verschwörungstheoretiker.

        Dass die Objektivität der Presse dabei drauf geht, weil sie sich damit gleichsam zum Wasserträger der im Westen agressiv agierenden Großmachtpolitik machen, ist das tragische daran. Putin ist zum ganz eigenen Feind des westl. Journalimus erklärt worden, und damit geben sich Journalisten einem niedrigem Beweggrund hin. Sie dehnen persönl. und branchenbezogene Aversionen auf die Gesamtheit der Thematik aus und lassen sich damit prima instrumentalisieren.

        Bestes Beispiel ist Herr Donath, der persönl. schlechte Erfahrungen mit Putin gemacht hat und dessen Subjektivität offensichtlich ist.

        Um aus diesem Dilemma heraus zu kommen und trotzdem die Pressefreiheit hochzuhalten, wäre es nötig, zur kritischen Position zu Putin die hiesigen Akteure des Konfliktes gleichsam anzuprangern.

        Freier Journalismus darf sich vor keinen Karren spannen lassen, nicht vor den der Antlantiker, noch vor den des Kremls und schon garnicht aus reinem Motiv des Selbsterhalts, denn das verstellt den Blick aufs Ganze.

        Was jetzt einfach fehlt, ist ein Selbsterkenntnisprozess der "freien" Presse, der zum Ziel haben könnte, die wikliche Unabhängigkeit zu erlangen (wiederzuerlangen). Ich bin fern davon, apokalypt. Zustände in die gegenwärtliche Lage hinein zu interpretieren, doch ein wenig beängstigend ist es auch für mich.

      • @H.-G- S.:

        Das klingt nach Nietzsche , ist aber wohl nicht von ihm , oder ? Der Autor hat ihn jedenfalls "intus" .

        • @APOKALYPTIKER:

          100 Punkte!!—

          Ja, ich kam nur deshalb auf ihn, weil du von deinem dich „ekeln“ vor einer so massiv empfundenen Verlogenheit schreibst.—

          Macht unsereinen in der Sache auch nicht glücklicher, -iss mir schon klar. Ist aber gut auf den Punkt gebracht, was es mit diesen so ideologisch selbstgläubigen, „eingefleischten Unschuldigen“ und ihrem bigotten Verhalten zum eigenen Lügen, schon immer so auf sich hatte. Diese Typen halten so entschieden in ihrer Verlogenheit zusammen und befeuern sich gegenseitig damit, so dass sie halt ab irgendwann, das auch als Ehrlichsein glauben und somit auch sich selbst als ehrlich empfinden. Du sagst es: Ekelhaft.--

           

          Hier noch ein link wegen der eigentlichen Sache:

          http://www.heise.de/tp/artikel/41/41668/1.html

  • Sagen wir es mal mit Wolfowitz

    Darf man den in Deutschland zitieren?

    Wenn nicht dann versuch ich später mal mit Brzezinsky

     

    »Es ist unser vorrangiges Ziel, das Wiederauftauchen eines neuen Rivalen, entweder auf dem Territorium der früheren Sowjetunion oder anderswo, der eine Bedrohung der Art darstellt, wie es zuvor die frühere Sowjetunion getan hat, zu verhindern. Diese übergeordnete Überlegung liegt allen neuen regionalen Verteidigungsstrategien zugrunde und macht es notwendig, uns verstärkt darum zu bemühen, eine feindliche Macht daran zu hindern, eine Region zu beherrschen, deren Ressourcen unter einer gefestigten Kontrolle ausreichen würden, eine Weltmacht hervorzubringen.«

     

    Die Wolfowitz-Doktrin rechtfertigt Washingtons weltweite Vorherrschaft. Sie steht im Einklang mit der neokonservativen Darstellung der USA als des »unverzichtbaren« Landes, dem aufgrund seiner »Ausnahmestellung« die weltweite Vorherrschaft zustehe.

  • Es gibt keine Sowjetunion mehr.

     

    Was es gibt ist ein zutiefst kapitalistisches Russland.

    Aber das spielt wohl nicht die Rolle. Denn auch Kapitalisten können sich gegenseitig nicht riechen. Kapitalismus ist auch Kleinkrieg aller gegen alle. In der Nationalistischen Hybris geht Kapitalismus auch.

  • Das erste Mal, dass wenigstens im Ansatz eine objektive Stimme in der taz zu Wort kommt.

     

    Die taz-Redakteure leben anscheinend immer noch auf dem Maidan vom Januar. Eine längst geplatzte Illusion.

     

    Längst haben ganz andere Kräfte das Heft in der Hand. Faschisten, Schläger, Gewaltkriminelle.

  • wenn wir schon zynisch sein wollen, dann richtig.

    http://www.der-postillon.com/2014/05/kiew-nur-noch-wenige-tote-davon.html#more

  • "Nachts ziehen Banditen marodierend durch Odessa, überfallen Bürger, schlagen sie zusammen und rauben sie aus", sagt Wladimir Lisjanoj. Das könnte man auch von zahlreichen US-amerikanischen Städten sagen. In Odessa aber hat es eine Massenverbrennung gegeben. Die hat alle menschlichen Bezüge ausgehebelt. Schlagartig! Deeskalation ist jetzt angesagt und dafür braucht man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch viel mehr Mut. Kirchen könnten jetzt viel mehr tun, um die Situation wenigstens ein bischen zu entspannen. Wo bleibt ihre Initiative? Aber wenn Christen schon nicht mehr miteinander können, wo soll dann die Kraft herkommen, die die Ukrainer noch einigen kann? Ohne Gewalt! Die Massenverbrennung im Odessaer Gewerkschaftshaus hat lange Frontlinien aufgemacht, die bis nach Russland hineinwirken. Vielleicht passt eine Abtrennung der Nationalitäten im Moment nicht in die Pläne der EU und der Nato. Für die Menschen dieser Region aber wäre es das Beste. Ein Neustart geht nur in Ruhe und Sicherheit. Wenn man das Blutvergießen wirklich beenden will, muss man den bitteren Folgen des Kiewer Putsches endlich ins Auge sehen. Und vor allem muss man die Kampfhunde der Nato zurückhalten. Sonst löscht man Feuer mit Benzin...

    • @yyyy xxxx:

      die massenverbrennung, die Massenverbrennung, ihre überdrehte Rhetorik nervt, noch ist gar nicht klar wer da wen verbrannt, erschossen oder was weiß ich hat, oder ob die meisten Leute dort nicht an Rauchvergiftung oder (auch) an ihren eigenen Molotovcoctails gestorben sind. Und die rumgereichten "Videobeweise", die zumeist, wie schon alle Videos vom Maidan, reichlich verwackelt, zumeist ohne erkennbare Gesichter auskommt, und für die Interpretation dessen was auf den Videos angeblich zu erkennen sein soll sorgt eine unbekannte Stimme auf der Tonspur, so etwas hätte vor keinem Gericht bestand. Ich will gar nicht bestreiten, dass es hier zu Morden gekommen ist, nur bevor ordentliche professionelle Untersuchungen stattgefunden haben schon per Ferndiagnose schon, in gewohnt knalliger Sprache, Schlüsse zu ziehen, ist Propaganda, nichts anderes.

      • @ingrid werner:

        Die Photos sind im Netz ohne Weiteres zu finden. Ich bezweifle, dass ich den Link hier posten darf. Die Photos sind auch grausiger als jeder Horrorfilm, also sei froh, dass du sie nicht gesehen hast. Ach ja, und (inconveniently) sehen die Leichen wie gewöhnliche Zivilisten aus. Wer auch sonst? Es trifft immer die Zivilisten am Härtesten. Beste Grüße

        PS: Ein bisschen Empathie kann hilfreich sein! Wenn deine eigene Tochter in dem Gebäude verbrannt wäre und jemand würde sich über die "überdrehte Rhetorik (ge)nervt" fühlen und vorschlagen dein Töchterchen könnte sich ja auch einfach selbst mit einem Molotovcocktail angezündet haben... Muss ein schönes Gefühl sein. Nicht.

      • 0G
        0564 (Profil gelöscht)
        @ingrid werner:

        Ich spüre, dass alle 116 fieser Weise selbsmord begannen haben um den Faschistenverstehern in Deutschland eins auszuwischen, sie moralisch mal gehörig unter Druck zu setzen. Aber gut das man sich hier den Schuh nicht anzieht und zwischen Täter und Opfer in bester deutscher revonistsicher Weise nicht zu unterscheiden vermag. Warum sollte man, nur weil man den Vorgang auf dutzenden Videos nachverfolgen kann (auch unverwackelt), nur weil unzählige Zeugen von den Ereignissen eindeutig berichten, sogar die Kiewer Presse? Ich sehe keine Gesichter also sehe ich gar nichts. Akzeptieren sie es doch bitte, dass ein faschistischer Mob Moletowcoktails auf ein Gebäude warf um dieses zu entzüden und die Menschen, welche sich in dem Gebäude befanden, umzubringen. Warum ist das nicht zu akzeptieren, warum immer dieses Verständnis haben für Faschisten, ich begreife das einfach nicht.

        • @0564 (Profil gelöscht):

          Hätten Russen Ukrainer ermordert, die Überschriften lauteten "Das Massaker von Odessa..." usw. Tagelang. Natürlich ein Auftrag von Putin höchstpersönlich...

          So wird von "Eskalation" usw. gesprochen und alles unter den Tisch gekehrt. Was die Svoboda in der Übergangsregierung anbelangt, wird seit Wochen das Kind nicht beim Namen genannt: Faschos. Göring Eckhardt (Grüne ev. Kirche) meinte im Bundestag in der Art: was interessieren mich antisemitische Aussagen von vor 10 Jahren? Jazenjuk fällt immer mal mit nem Hitlergruß auf, scheinbar egal. Wenn die ihre eigenen Bürger mit Panzern überrollen, wird von Antiterroreinsatz gesprochen und auf das staatliche Gewaltmonopol verwiesen (Janukowitsch nicht zuerkannt, da entsetzte man sich). Den alten Oligarchen wollte man beseitigen, einen neuen "Schokoking" bringt man ins Amt. Die Taz, sonst Rechten auf der Spur, geht NPD Kontakten der Svoboda nicht nach (sonst Totschlagargument) und säuselt was von rechtmäßiger Übergangsregierung - mal sehen ob sie das nach den Ukrainewahlen immer noch machen, wenn sie nichts mehr zu verlieren haben... Ob sich die Svoboda das einfach bieten lässt nichts mehr zu sagen zu haben, oder die ihre Horden losschicken, bleibt abzuwarten. Also, warum ist das so ein heuchlerisches Schmierentheater? Politische Interessenslage! Oder was für eine Erklärung gibt´s sonst? Glaubhaftigkeit haben EU und USA eh keine mehr. Unsere Parteien genau so wenig. Ist der Ruf erst einmal ruiniert lebt sich´s ungeniert.

        • 0G
          0564 (Profil gelöscht)
          @0564 (Profil gelöscht):

          na, den deutschen Geschichtsrevisionismus meinte ich

          • 0G
            0564 (Profil gelöscht)
            @0564 (Profil gelöscht):

            Echt kein Bock mehr, Deutschland hat sich mit Faschisten verbündet um den Russen fertig zu machen und die Ukraine heim ins Reich zu holen. Herzlichen Glückwunsch, läuft ja alles bestens. Bald ist es so schön wie in Kroatien nur minus Tourismus. Eine schöne deutschkoloniale, neoliberal organisierte Zukunft erwartet die freiheitsliebenden und hoffentlich auch kräftig Russen und Kommunisten hassenden Menschen, eine andere Normalität des Seins ist für Grüne Chauvinisten ausserhalb des Denkbaren und erträumbaren. Verglich es ja selbst mit Kroatien, ist ja geil da. Immer wieder verbündet man sich in Deutschland gerne mit seinen alten Weggefährten aus guten alten Welteroberungs- und Judenvernichtungstagen, so welche intensiven Momente kleben einen einfach über alle Zeiten und Systeme hinweg zusammen. So und jetzt mal wieder zusammengerissen und frisch nachgedacht, was nur was nur können wir tun damit der Frieden wiederkehrt, das Gewaltmonopol wieder hergestellt wird und die bößen Torroristen die Bühne der deutschen Expansionspolitik verlassen. Also sie bößer bößer Putin, ich denke sie sollten friedlich das Feld räumen, damit wir keine Gewalt anwenden müssen. Ende der Durchsage, so einfach geht Politik.

            • @0564 (Profil gelöscht):

              Ja, nur die Fäden zieht bestimmt nicht Deutschland. Die ziehen nur mit als Teil des Puppentheaters...

              • 0G
                0564 (Profil gelöscht)
                @Biggi:

                ja, stimmt schon, immer wieder ein mit und gegeneinander in der NATO, aber Deutschland konnte in den letzten Jahren seinen Worten mehr Gewichte angehängen und so führt Obama Merkel als Europa auf seinem Rücken ins Weiße Haus. Europa ist halt vor allem erst einmal Deutschland und dann Frankreich und dann... Spanien oder so und Rumänien und Kroatien und Griechenland usw. haben halt den Status von exklusiven deutschen Kolonien.

  • Und dieser "Kommunismus" war für die ganze Welt vorgesehen?

    Na recht schönen Dank auch.

    Von der Sowjetunion lernen heißt also siegen lernen...

    • @Fury - das 1. Pferd im Weltall:

      Der Oberst beschreibt die jetztigen Zustände in dem ukrainischen Odessa. Die haben nix mit den Zuständen in der Sowjetunion zu tun, die auch nur sehr bedingt und umganssprachlich "kommunistisch" zu nennen waren.

       

      Und die waren nicht für die ganze Welt vorgesehen seit Stalin. Wäre dies ein Modell für die Weltrtevolution gewesen, hätte Trotzki länger gelebt.

       

      Der Oberst beschreibt den heutigen Alltag in einem kapitalistischen Staat, der von Kapitalisten aus unterschiedlichen Staaten beeinflusst wurde, der aber auch aufgrund des in ihm herrschenden kapitalistischen Systems so pleite ist, dass er kein Geld mehr für Ordnungsmaßnahmen hat.