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Europa in der KriseVölliger Kontrollverlust

Hunderttausende Flüchtlinge: Das könnte der Anfang vom Ende der Europäischen Union sein. „Solidarität versus Souveränität“ lautet das Dilemma.

Mit Isolierdecken gegen Wind und Wetter: Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos. Foto: ap

Brüssel taz | „Lasst uns nicht schon wieder über die Krise der Europäischen Union jammern. Die echten Krisen und Kriege spielen sich ganz woanders ab – in Syrien oder in der Ukraine!“ Das sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, am Dienstag in einer Aussprache zur Flüchtlingskrise in Straßburg. Es klingt so richtig – und greift doch viel zu kurz.

Natürlich ist es wahr, dass Europa angesichts des Miniweltkriegs in Syrien und des neuen Kalten Kriegs um die Ukraine wie ein Hafen des Friedens wirkt. Das ist auch ein Grund, weshalb Hunderttausende auf den alten Kontinent flüchten. Wahr ist aber auch, dass die Flüchtlingskrise Europa in den Grundfesten erschüttert. Sie könnte der Anfang vom Ende der EU sein.

Das Problem sind dabei nicht einmal die Flüchtlinge. Natürlich ist ein Land wie Deutschland in der Lage, eine Million Menschen aufzunehmen, vielleicht auch zwei. Das Problem ist, dass Brüssel völlig die Kontrolle verloren hat. Die EU kann weder die Außengrenzen schützen noch die Migrationsströme in Europa steuern. Gleichzeitig will sie aber die inneren Grenzen offen halten.

Daraus entsteht ein Dilemma, das für die europäische Einigung tödlich sein kann. Schließlich beruht diese Einigung auf der freiwilligen Zusammenarbeit souveräner Staaten. Die EU kommt nun in einen Zielkonflikt zwischen Souveränität und Solidarität, zwischen dem Ziel der Steuerung der Migration und dem Grundsatz des freien Personen- und Warenverkehrs. Das birgt Sprengstoff.

Brisante Mischung

Wie brisant diese Mischung ist, zeigen die Ereignisse der vergangenen Wochen. Zunächst pochten die osteuropäischen Staaten auf ihre Souveränität. Dann forderten Brüssel und Berlin mehr Solidarität. Dieser Konflikt ließ sich erst durch massiven Druck lösen. Doch der Beschluss der Innenminister, insgesamt 160.000 Flüchtlinge in der EU zu verteilen, steht bisher nur auf dem Papier.

Die Länder leisten passiven Widerstand – und melden keine oder viel zu wenige Aufnahmeplätze an. Insgesamt stehen bisher nicht einmal 1.000 Plätze zur Umverteilung bereit. Damit ist auch das Konzept der „Hotspots“ und der geplanten Auffanglager zum Scheitern verurteilt. Sie erfüllen ihre Funktion nicht, und sie kommen nicht schnell genug zustande – wie die Beschlüsse beim Balkangipfel am vergangenen Wochenende zeigen.

Wie soll Athen in kürzester Zeit 30.000 Aufnahmeplätze aus dem Boden stampfen? Und das ausgerechnet zu einer Zeit, da die Sparkommissare in Brüssel wieder die dringend benötigten Hilfskredite zurückhalten? Und wo sollen weitere 50.000 Plätze auf dem Balkan entstehen? In Kroatien, das noch bis vor Kurzem alle Flüchtlinge durchgewunken hat? In Bulgarien, das mit Korruption und organisiertem Verbrechen kämpft?

Womit wir wieder beim Scheitern wären. Es droht nicht nur in Griechenland oder auf dem Balkan, sondern auf ganzer Linie. Die EU ist nicht einmal an der Suche nach einer Lösung für Syrien beteiligt, wie der liberale Fraktionschef Guy Verhofstadt zu Recht moniert. Beim Wiener Kongress seien die europäischen Mächte wenigstens noch beteiligt gewesen, sagte er, heute machen die USA und Russland alles unter sich aus – ohne die EU.

Erdogan macht, was er will

Selbst über die Türkei, einen Beitrittskandidaten, hat Brüssel die Kontrolle verloren. Präsident Erdoğan macht, was er will, setzt sich über die in den Kopenhagener Kriterien verankerten Grundrechte hinweg und versucht sogar, die EU mit den Flüchtlingen zu erpressen. Statt sich zu wehren, gehen Juncker und Merkel auf Schmusekurs. Damit verraten sie die Werte, die sie in der Flüchtlingspolitik schützen wollen.

So verheddert sich die EU immer mehr in Widersprüche, ohne einer Lösung näherzukommen. Denn die Flüchtlinge wissen von den jüngsten Plänen, die auf eine stärkere Abschottung hinauslaufen, und verlassen umso schneller ihre Quartiere. Je mehr Brüssel die Menschen „entmutigen“ und die „Ströme verlangsamen“ will, desto stärker wird der Andrang.

Dieser Kontrollverlust wäre vielleicht noch hinnehmbar, wenn die EU ihren Bürgern die Perspektive auf eine bessere Zukunft bieten könnte. Doch außer in Deutschland ist das kaum noch der Fall.

Der neoliberale Kurs und die hoffnungslose Eurorettung haben die meisten EU-Länder in eine Dauerkrise gestürzt, bei der Flüchtlinge nur noch wie eine zusätzliche Last erscheinen. Gleichzeitig heizt die Flüchtlingskrise auch die Anti-EU-Stimmung in Großbritannien und Frankreich an. Wenn es so weitergeht, droht der EU ein böses Erwachen.

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49 Kommentare

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  • Die Flüchtlinge bringen die EU auf den Punkt. Sie ziehen den Deckmantel von einer Wertegemeinschaft, eines gemeinsamen Marktes und einer irgendwie gedachten oder gefühlten politisch-moralischen Grundeinheit EU weg.

     

    Übrig bleibt nur ein paranoider Haufen, der zum einem Teil ganz offenkundig politikunfähig ist oder ganz alte, anachronistische und gefährliche Ideen und Konzepte favorisierte (Orbán).

     

    Letztlich hat die EU sich beim Thema Syrien zurückgehalten, hat die Flüchtlingssituation ignoriert oder Maskerade betrieben. Dann hat die EU frohlockt, als es darum ging, den erratischen Gaddafi abzuschaffen, jetzt erntet sie die Konsequenzen dieser Politik.

     

    Und auch das wird die EU überleben, aber es fragt sich, ob die EU überhaupt noch einen Geheimplan aus der Tasche ziehen kann oder ob diese Union an Habgier, Kleinstaaterei, Angst, Begünstigungsregeln für Reiche und Unternehmen langsam aber sicher dahinsichen wird.

     

    Die EU könnte, wenn man die Panik und Paranoia getrost durchstreicht, gut noch zwei oder drei Millionen Menschen aufnehmen, ohne dass die Grundwerte oder die Wirtschaft zusammenbräche.

     

    Es ginge eben aber nicht ohne Verlierer und Gewinner - der eine wird irgendwann mit vielen Arabern und Muslimen zusammen leben, der andere wird seine Wohngegend und die Kita seines Sohnes so vorfinden wie jetzt oder vor zehn Jahren.

     

    Und da scheinen wenigstens einige der auserkorenen Verlierer mal wieder auf die rechte Karte setzen zu wollen. Manchmal ist auch der Staat auf 'ihrer' Seite, wie etwa in Ungarn, aber es gibt auch die linke Karte und vielleicht zeigt das auch eine Chance auf, aus dieser Situation wieder rauskommen zu können, denn die rechte Karte ist nur Müll, sie ist im Kern wertlos, nicht durchführbar und moralisch verwerflich.

  • 6G
    65522 (Profil gelöscht)

    Das die EU in einer Krise steckt ist ein Markenzeichen des Kapitalismus, als ständige Krise. In einem Werk von Lenin, " Der Imperialismus die höchste Stufe des Kapitalismus" schreibt er unter anderem die Aufteilung der Welt ist beendet, eine Neuaufteilung ist nur durch Kriege möglich. Es könnte auch anders gelaufen sein nach dem glorreichen Sieg über den Sozialismus. Mit der Osterweiterung der EU wurde einem wenigstens einem Teil Europas ,u.a. mit viel Geld, ein Rahmen geboten. Was wäre heute, wenn nicht? Jugoslawien in ganz Osteuropa. Man weiß es nicht ! Es hätte anders kommen können nach Beendigung des kalten Kriegs, wenn die Hinterlassenschaft des Macht Vakuums nicht mit alten Denkmustern gefüllt werden sollte. Das ist scheinbar im Freudentaumel vollkommen untergegangen. Macht Vakuum muss gefüllt werden, wo kämen wir denn sonst hin.

    Das die EU nun weltweit als sicherer Haven gilt hat auch etwas zu bedeuten, und vielleicht kommt die EU Kommission nun auch mal auf andere Ideen, wie auf Marktsichernde, ansonsten sinnlose Handelsabkommen. Markt ist dabei nur eine freundliche Umschreibung.

  • Nun, viele Kommentatoren begründen ihre Sichtweise vorrangig mit moralischen Argumenten. Das kann ich nicht nur verstehen, sondern es deckt sich auch weitgehend mit meinen Empfindungen.

     

    Leider hilft das in der konkreten Situation nur bedingt weiter. Da wäre zum Beispiel die Frage zu klären, in wie weit der Faktor Souveränität der einzelnen Mitgliedsstaaten in einer derart angespannten Notlage überhaupt noch eine Rolle spielen darf. Und hier tut sich in mehrfacher Hinsicht ein riesiges Problem auf.

     

    1.Die Regierungen aller EU-Staaten sind verpflichtet, (unter anderem) auch die Interessen ihres Landes und der darin lebenden Bürger zu vertreten.

     

    2.Die wirtschaftliche Situation, die Lage auf dem Arbeitsmarkt, die innenpolitische Konstellation, (man könnte noch etliche weitere Faktoren hinzufügen) weicht in den einzelnen Staaten stark voneinander ab.

     

    3.Schon aus Punkt 1 und Punkt 2 erschließt sich, dass die jeweilige Regierungen zu unterschiedlichen Einschätzungen gekommen sind, wie man z. B. die Verteilung der ankommenden gerecht organisieren könnte.

     

    4.Die deutsche Regierung hat im September die souveräne Entscheidung getroffen, einen Kurs einzuschlagen, der, wie sich inzwischen zeigt, in dieser Ausprägung von kaum einem der anderen 27 EU-Partner mitgetragen wird. Insbesondere weigern sich in dem zentralen Punkt der Verteilung der Flüchtlinge auch die bevölkerungsreichen Staaten wie Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Polen auf die deutschen Wünsche in relevanter Form einzugehen. Es besteht bestenfalls eine Verhandlungsbereitschaft über eine Zahl von Flüchtlingen, die zur Zeit innerhalb weniger Tage in Europa eintreffen.

     

    Weshalb sich Deutschland nun in dieser reichlich isolierten Lage befindet, möge jeder selbst beurteilen. Um die Punkte 1 bis 4 werden wir aber nicht herumkommen.

    • 6G
      688 (Profil gelöscht)
      @Urmel:

      5. Diese "Krise" bietet den Profitlern des Systems im Nachhinein den Sozialabbau im Sinne der Globalisierung voranzutreiben, bzw. die Geschenke auf Zeit ("Wirtschaftswunder" & "soziale Errungenschaften") wieder einzutreiben - Wenn es vorher nicht doch noch einen wirklich-wahrhaftigen Kontrollverlust im Sinne der systemrational-gepflegten Bewußseinsschwäche von Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" gibt! ;-)

      • @688 (Profil gelöscht):

        Mit dieser Prognose werden Sie wohl recht behalten. Und das Ganze wird dann vermutlich wieder einmal als "alternativlose" Rettung von uns allen verkauft.

  • Stellt euch alle mal kurz vor... dieser Krieg in Syrien, bei dem WEltmächte um Ansehen und Macht ringen auf Kosten der Menschen dort... würde hier stattfinden. Unmöglich?

     

    Da würde sich doch die UN einschalten?

     

    Wohl kaum. Noch immer ist unser Land durchwühlt von Bunkern, darin gelagert allerlei Material, von dem wir lieber nichts wissen wollen. Es war (und ist?) von USA und Russland im Kalten Krieg als Austragungsort eines Krieges geplant worden. Hier wäre weder der Kölner Dom stehen geblieben noch die Lüneburger Heide wäre wieder zu erkennen, entlang des romantischen Rheins wären die Burgruinen in sich zusammengefallen. Ganz Deutschland auf der Flucht, jedenfalls die, die noch leben, doch wohin? Frankreich auch unsicher, Spanien will uns nicht, einige kämpfen sich mühsam über die Pyrenäen, dort werden sie abgefangen und zurück geschickt. Andere versuchen als blinde Passagiere in Rotterdam in ein Schiff zu gelangen, wieder andere schlagen sich über den Balkan und die eisigen Karpaten nach Griechenland oder in die Türkei durch, um schließlich hoffentlich im Libanon, Agypten oder Syrien Aufnahme zu finden. Dort fallen wir sofort auf, mit heller Haut, hellerem Haar, Körpergröße, werden argwöhnisch angesehen, angegriffen, verjagt. Müssen mit Frau X und Herrn Y aus der Nachbarschaft, die wir nie leiden konnten, in einem engen Zimmer monatelang leben und mit noch anderen, die wir auch nciht leiden konnten, das einzige Clo teilen.

    Kann alles immer noch passieren. Denkt mal drüber nach.

  • Ja ja, schon schon, feine Analyse. Und nu??

    Wir können noch von Glück reden, dass im Bund eine große Koalition regiert, die auch dann noch handlungsfähig ist, selbst wenn sich ganze Rudel selbstgefälliger Abweichler und noch selbstverliebterer Oppositioneller quer stellen. Nach meiner Ansicht handelt die Regierung in der Flüchtlingskrise überwiegend mit Augenmaß, besonnen, human und richtig. Unvermeidbare Fehler kann es in so einer Lage einfach nicht geben. Dass dabei nicht jede Entscheidung oder jede Maßnahme schön oder gerecht ist versteht sich von selbst. Emotionale Störfeuer, egal ob Begrüßungswahn, Abwehrhysterie oder antideutsche Selbstkasteiung, sind zu gar nichts nutze, das ist in jeder Hinsicht schwachsinnige Deko. Die Regierung ist gut beraten, pragmatisch vorzugehen und die notwendigen Schritte mit Argumenten und PR nach außen und innen zu kommunizieren, erklären, was wir leisten können und müssen, und wo die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit sind. Wie weit die EU mitgeht liegt nur bedingt in der Hand der Regierung. Unterm Strich müssen aus dem Stand und im Lauf der kommenden zwei Jahren etwa 5 Millionen Flüchtlinge inkl. Familiennachzug versorgt, in Bildung und Arbeit gebracht werden. Arbeitsplätze, Wohnraum, Infrastruktur, das ist irre viel in kurzer Zeit. Migranten ohne Anspruch auf Bleibe müssen zurückgebracht werden, da hilft auch kein humanistisches Gejammere.

  • Geht das schon wieder los mit der Schuldverschiebung.

  • Am besten sparen die EU-Staaten sofort und drastisch, das ist ja immer ein gutes Rezept.

  • Die Flüchtlingskrise ist keine Krise der EU oder Europas. Die Flüchtlingskrise ist eine Krise der Welt, weil sich die meisten Länder nicht darum kümmern, was aus dem Krieg dort und mit den Menschen geschieht. Jetzt flüchten die Menschen natürlich und damit wird die syrische Kriegskrise auch zur Krise in den Ländern, die lieber weggeschaut hätten. Also muss jetzt geholfen werden, und für Menschenhilfe gibt es keine 'Obergrenze'.

    Die Krise wäre kleiner, wenn wir dafür sorgen würden, dass der Krieg aufhört. Aber darauf können wir wohl nach lange warten. REFUGEES WELCOME ist gut, STOP THE WAR wäre noch besser.

    • @bouleazero:

      Die "Krise" kommt jetzt nach Europa, weil die Nachbarländer von Syrien, die den Großteil der Bürgerkriegsflüchtlinge schon seit Jahren aufnehmen, keine oder kaum noch finanzielle Unterstützung von europäischen Staaten erhalten. Abgesehen davon haben die Flüchtlinge in den Nachbarländern außer Dahinvegetieren auch keine Perpespektive, also ziehen, die die können weiter oder kommen jetzt direkt in die EU, weil die Nachbarländer sie nicht mehr aufnehmen (können).

  • Sowohl Herr Bonse der anstatt pragmatisch Lösungsvorschläge zu diskutieren ganz dogmatisch die Schuld bei dunklen neoliberalen Zirkeln suchtsieht es bei den Kommentatoren leider auch nicht viel besser aus.

    Mit Beschwerden auf ungerechte Welten hat das leider alles nix zu tun und mit auch statischen linken Denkmustern kommen "wir" dem Thema nicht bei.

    Leider muss konstatiert werden, dass weder Amnesty noch Menschenrechtsgruppen oder die Grünen oder LInken noch irgend jemand sonst der von einer moralisch sich selbst überhöhenden POsition zu argumentieren weiß die aktuellen Flüchtligenströme in Gang gesetzt hat. Letztlich war es nicht mal Assad!

     

    Es war Frau Merkel die Ende August letztlich in Alleinregie das Dublin Abkommen für Syrer ausgesetzt hat und dadurch an allen anderen europäischen "Partnern" vorbei Millionen Geflüchteter in Bewegung versetzt hat.

     

    Nun findet sie bar der humanen Geste im linken Spektrum dankbare Refugee welcome Personen die denke ich gar nicht wissen welche gesellschaftliche Konsequenzen das haben könnte. Interessant, dass die deutsche Wirtschaft da mit phantasiert! Übrigens sind das genau die, gegen die hier ebenso ständig neolibaralisiert tendenziert wird!

     

    Anyway! Nun wird es interessant, dass Frau Merkel nach einer einsamen Entscheidung nach europäischer Solidarität ruft und beleidigt in die Runde schaut, wenn Polen, Tschechen oder die CSU das gar nicht so gesehen haben. Stimmt, das haben die auch zu keinem Zeitpunkt genauso gesehen. Aus Nibelungentreue haben die Konservativen halt ihre Schnau.... gehalten weil die Chefin leicht rachsüchtig ist.

     

    So dümpelt die Diskussion daher und anstatt mal konkrete PLäne vorzuschlagen liebe TAZ wird halt an allerm rumgemäkelt und besser gewusst was so täglich passiert, inkl. Legendenbildung für die aufopferunggsvollen Deutschen..

     

    Singuläre Entscheidungen haben oft massive KOnsequenzen zur Folge.

     

    Stellen wir uns den Aufgaben. Es wird uns keiner helfen.

    Zurecht!

    • @Tom Farmer:

      "Stellen wir uns(!) den Aufgaben. Keiner wird uns(!) helfen ."

      Tja , Tom , ... niemand k a n n Ihnen wohl helfen , wie Ihre 33 Zeilen Bullshit überzeugend nahelegen .

    • @Tom Farmer:

      Howdy! Hättste 'ne Idee?

      Spannend ist deine These, Frau Merkel hätte die Flüchtlingstreks in Gang gesetzt. Das ist fast schon lustig.

      • @Karl Kraus:

        Wie ich schrieb, Herr Kraus und eine moralisch erhobene Position.

        Mit derlei Tonfall kommen wir nicht weiter.

        http://time.com/4023186/refugees-migration-reasons/

        • @Tom Farmer:

          Na gut, dann anders: Der Times-Artikel, auf den du dich beziehst, nennt Merkels Äußerungen als ein Element unter mehreren. Deine These ist eine ganz andere und wirklich abseitig, zumindest in der Formulierung. Zumal man das eh nicht mehr rückgängig machen kann. Weitere Gründe für die verstärkte Migration nach D sind das Verhalten einiger Länder gegenüber den Geflüchteten und die Tatsache, dass wir hier halt tatsächlich etwas netter drauf zu sein scheinen, sowie der Effekt, dass Angekommene die wichtigsten Infos nach Hause funken. Das ist so eine Art Markt-Effekt, ein Verstärker durch Erfolg.

          Die Quote nach Wirtschaftskraft fänd ich übrigens eine gute Lösungsidee für den Anfang, um den EU-Ländern wenigstens ein bisschen Rechts- und Planungssicherheit zu geben. Zur Not weitere Finanzhilfen, wenn menschliche Behandlung am Geld zu scheitern droht. (Und jetzt bitte nicht wieder die Leier mit den Ärmsten, die gegen die Armen ausgespielt werden: Es ist Kohle ohne Ende da!) Dann ein Stopp der Rüstungsgeschäfte mit Arschlöchern oder Nicht-Demokraten. Ein Stopp der Freund-Feind-Szenarien unserer Think-Tank-Schwätzer und die Entwicklung einer globalen Friedenspolitik, die als Leitbild verankert wird. Scheitern kann sie immer noch, aber dann denkt man einfach von der anderen Seite her. Verstaatlichung von Rüstungskonzernen. Aufgabe der Nation als Pseudosubjekt, Rehabilitierung der Idee der Nation als Organisationsstruktur. Ansonsten: Bildung, Chancengleichheit und Kontrolle ausufernder Markteffekte, die diese untergraben. Ok? (Und "Howdy" fand ich wirklich witzig!)

        • @Tom Farmer:

          Dieser Artikel der Time gibt ziemlich präzise wieder, wie inzwischen nahezu alle renommierten Presseorgane weltweit die Ursachen für den jetzigen Flüchtlingsstrom einschätzen. Dieser existiert schon seit Jahren; Frau Merkels Stellungnahmen haben ihn aber erheblich dynamisiert und vorrangig nach Deutschland gelenkt.

           

          Ich bin schon erstaunt, dass hier einige Kommentaren Frau Merkel von der Verantwortung für diesen Effekt völlig freisprechen wollen. Vielleicht wegen der sich daraus ergebenden Konsequenzen?

  • Europa ist an allem Schuld: Allmächtiges undemokratisches Monster, was sich nicht einigen und nichts durchsetzen kann. Die Widersprüche in der Kritik werden damit offensichtlich.

    Die Länderchefs vertreten die echten oder vermeintlichen und häufig kurzsichtigen Interessen ihrer Länder was sollten sie sonst tun? Die EU ist als Wirtschaftsunion gestartet und hat beim Thema Flüchtlinge einfach keine Kompetenzen, die sie gegenüber den Einzelstaaten ausspielen könnte. Das ist nicht anders als das UNHCR, welches zugesagtes Geld für Flüchtlinge nicht erhält.

    Die Republikaner boykottieren den Haushalt in den USA (aktuell mal gerade nicht) und niemand spricht davon, dass die USA auseinanderfallen würden.

    Was fehlt ist eine kohärente Politik in Bezug auf die Flüchtlinge. Die Strategie war bislang einfach, dass jemand anders sie aufnehmen soll. Auch Merkel hält daran fest - sie hat lediglich die Flüchtlinge nicht nur schon deshalb zurückgeschickt, weil jemand anders sie aufnehmen müsste. Als gemeinsame Politiklinie kann das nicht funktionieren. Niemand will so unmenschlich sein, Flüchtlinge abzuweisen und sie ihrem Schicksal zu überlassen - aber niemand will sie (mehr als bislang schon gekommen sind) aufnehmen.

    Das Problem ist also nicht Europa, sondern ein Versagen in der Umsetzung der Flüchtlingskonventionen. Die europäischen Staaten können sich da nicht einigen, da die einzelnen Staaten selbst keinen Plan haben.

    Welche "Solidarität" erwartet Deutschland von Griechenland? Griechenland soll die Flüchtlinge entweder aufnehmen (und an der Weiterreise hindern) oder abweisen, damit Deutschland weder das eine noch das andere machen muss?

    • @Velofisch:

      Ich glaube besonders die osteuropäischen Staaten haben einen Plan - sie lehnen eine Zuwanderung einfach ab.

      Was soll Deutschland da bitte dann machen, oder über Europa machen lassen?

      Den Zuchtmeister spielen, deutsche Interessen mittels Geldhahn in Europa durchsetzen?

      Gegen demokratische gewählte Regierungen? Weil uns deren Politik nicht passt?

  • Europa hat vom deutschen Musterschüler gelernt,dass der der eine starke Wirtschaft hat,sich alles erlauben und alles finanzieren kann.Und diesen Zustand streben nun alle an.Bis sie diesen erreicht haben,wird alles weg gebissen,was das Fortkommen auf diesem Weg behindern könnte und es wird schnell noch soviel Geld aus Brüssel eingesackt,wie möglich,bevor Brüssel merkt was für kleine Egoisten es da an seiner Brust genährt hat.

  • "Der neoliberale Kurs und die hoffnungslose Eurorettung haben die meisten EU-Länder in eine Dauerkrise gestürzt,..."

    Auch das , Herr Bonse , "greift viel zu kurz" . Es ist nicht der Neoliberalimus oder der "neoliberale Kurs" , - als wären das nur die falschen Varianten eines an sich guten und richtigen Wirtschafts-und Gesellschaftssystems . Seine Dauerkrise rührt daher , dass alle Akteure in den einzelnen Systemsektoren genau das und optimal machen , was sie systembedingt tun müssen . Eben das hat unausweichlich zum aktuellen Zustand geführt : Das Wirtschaftssystem erstickt an seiner Produktivität , an seiner "Überproduktion" , mit der Folge , dass es dauerhaft für die Arbeitskraft von Millionen Menschen (in der EU ca 24 Mio ) keine profitable Verwendung mehr hat . In den letzten 30 Jahren schon hatte es sich nur noch mit fiktiver Liquidität aus Verschuldungsspiralen funktionsfähig gehalten , die Konjunktur und Nachfrage genährt haben . Jetzt steht , mit Ausnahme von D (noch...) , in den meisten EU-Ländern bereits die Abwärtsspirale von Rezession , Deflation , Depression in der Tür .

     

    Und die grosse Masse der Menschen hält weiterhin die desaströse kapitalistische Wirtschaftsweise - bewußtlos u/o erkenntnislos - für Naturgesetz .

    Heillos ...

  • Um so besser. Die EU ist sowieso ein Gebilde, das nicht funktioniert. Es wäre nur zu hoffen, dass dieses bürokratische Monster zerfällt.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    HOFFENTLICH, ist es das Ende des Profitdenkens und der Anfang konsequent-kompromissloser Menschlichkeit, ist es das Ende der Privatisierungen, ODER zumindest der Anfang der RE-Privatisierungen!

     

    Aber weil ihr hier ja schon den KONTROLLVERLUST plakatiert, wird es wohl wieder nur eine weitere Eskalation der niederen Instinkte!?

  • Wenn UK gegen die EU votieren sollte, dann wird auch in Deutschland endlich eine ernsthafte Diskussion beginnen. Dann muss endlich mal über den Sinn dieser EU, die nicht einmal ein paar Flüchtlinge verteilen will, gesprochen werden. Ich könnte auch ohne diese Organisation leben, die nur ausgewählten Unternehmen das Leben leicht macht.

  • Andere Sichtweise: Der Zustrom von Flüchtlingen könnte ein Segen werden für unsere überalterten Gesellschaften.

    • @Grisch:

      Das klingt ja erst einmal verlockend.

       

      Es gibt nur zwei Probleme bei dieser Argumentation:

       

      Letztlich steckt ja die Erwartung dahinter, dass auf diese Weise unsere Sozialsysteme stabilisiert werden könnten. In diesem Punkt sprechen dummerweise die Ergebnisse langjähriger Untersuchungen in Schweden eine völlig andere Sprache: Sogar in diesem integrationsfreundlichen Staat zeigte es sich nämlich, dass die dortigen Sozialsysteme massiv be- statt entlastet wurden. Ich weiß nicht, wie man die Hoffnung begründen will, in Deutschland könne das ja besser funktionieren.

       

      Die Verwendung des Argumentes „...könnte ein Segen werden für unsere überalterten Gesellschaften“ wird in anderen EU-Staaten allein schon deshalb kaum überzeugen, weil dort in vielen Fällen eine extrem eine hohe Jugendarbeitslosigkeit vorherrscht. In diesen Ländern gibt es massenhaft junge potentielle Beitragszahler, die sich darüber freuen würden, die jeweiligen Sozialsysteme „retten“ zu dürfen.

       

      Angesichts dieser beiden Aspekte bin ich dafür, dass wir die Flüchtlinge (auch argumentativ) aus humanitären Gründen aufnehmen sollten. Und eben nicht zusätzliche Begründungen ins Feld führen, die relativ einfach widerlegbar sind.

      • @Urmel:

        "...langjähriger Untersuchungen in Schweden [...], dass die dortigen Sozialsysteme massiv be- statt entlastet wurden."

         

        Hätten Sie dafür mal einen Link ?

  • ...und was haben wir geträumt von einem vereinigten Europa mit Russland, als es noch Europäer in der Politik gab: Abschied von Faschismus, Militarismus und Nationalismus. Aber unsere politischen Kleingeister nach Kohl und Mitterand haben uns nur eine Wirtschafts- und Währungsunion hinterlassen, die den Bürger nur noch als " Humanfaktor" in seiner wirtschaftlichen Verwertbarkeit begreifen. Statt nun die Flüchtlinge willkommen zu heißen mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm in Arbeit, Bildung und kulturelle Bereicherung gluckt unser Finanzhahn eifersüchtig über seiner "schwarzen Null" und zieht die Schuldenbremse. seine in die Armut führende Austeritätspolitik spaltet Europa. Und Merkel stimmt den Grabgesang an "Wir schaffen auch das!"

    • @hanuman:

      prinzipielle Zustimmung zum Teil nach Russland. Aber für seinen Nationalismus, Faschismus und Militarismus ist Russland ist Russland immer noch selbst verantwortlich, oder? und bei allem was falsch gemacht wir, Russland nicht auch noch um den Hals zu fallen ist absolut richtig.

      • @ingrid werner:

        ernsthaft... wenn wir auf der basis des erfolgs der osze die partnerschaft mit russland ausgebaut hätten, hätte russland ein anderes gesicht als das, das auf nato-osterweiterung, raketenabwehrbasen, ausschluss aus g 8 und sanktionen antwortet: das ist doch das credo amerikanischer obstruktionspolitik in europa seit ende des zweiten weltkriegs - eine liaison zwischen deutschland und russland - politisch wie wirtschaftlich - zu torpedieren. dem allein dient auch die globalstrategische anlage des ttip-abkommens, europa auf gedeih und verderb an die usa zu koppeln.

  • Über die "Krise der Europäischen Union" hätten die Politiker jammern müssen, als noch Zeit war fürs Jammern. Inzwischen ist es dafür längst zu spät. Jetzt heißt es bloß noch: Schwimmen!

     

    Es ist ja nicht wirklich so, dass erst die Syrer, die Ukrainer oder die Griechen die EU in eine Krise gestürzt haben. All diese Leute haben bloß die Krise, in der die EU seit vielen Jahren steckt, sichtbar gemacht. Und zwar im "Herzen" Europas, da, wo es uns so richtig weh tut. Zuvor waren die Auswirkungen der Fehlentwicklungen, die niemand korrigieren wollte, nur außerhalb Europas zu erleben. Dass sie nun Deutschland treffen, ist für die meisten Leute ein Schock. Sie nehmen nun quasi ein Symptom wahr und verwechseln es mit dem Beginn einer Erkrankung.

     

    Klar, unter den gegebenen Bedingungen kann das Sichtbarwerden von Problemen "Europa in den Grundfesten erschütter[n]". Die allgemeine Selbstgefälligkeit ist schließlich eine wesentliche Grundlage unserer Souveränität. Und die ist wiederum die Basis für den Frieden, den wir schon so lange haben. Im Grunde hat Brüssel jene "Kontrolle" nie gehabt, die es angeblich "völlig [...] verloren hat" im Augenblick. Es war ganz sicher, dass es sie nicht braucht. Die Wirtschaft, schließlich, hatte ja versprochen, dass sie das Kind schon schaukeln wird. Man müsse sie nur lassen.

     

    Es ist, als wäre man in einem Anfall von ignoranzbedingter Selbst- und Materialüberschätzung mit einem Ruderboot bei Sonnenschein aufs offene Meer hinausgefahren. Nun tobt der Sturm und man stellt fest, dass jene Nussschale, auf die man eben noch ganz furchtbar stolz gewesen ist, gleichzeitig vollläuft und zu kentern droht. Wobei das Bild natürlich hinkt. Was wir derzeit erleben ist kein schlechtes Wetter. Es sind die Folgen unseres Versagens. Wir haben uns die Führungsrolle angemaßt, ohne zu wissen, wo der Weg verläuft. Nun wissen wir nicht weiter. Die Syrer, Ukrainer oder Griechen müssten das verstehen können, finde ich.

  • Der letzte Absatz deutet darauf hin, dass es mittlerweile Abermillionen EU-Bürger gibt, denen es völlig "wurscht" ist, ob diese EU auseinanderfliegt. Diese Verzweifelten wissen schon lange, dass, entgegen aller politischen Sonntagsreden, diese EU eine EU der oberen zehntausend war und ist.

  • Furchtbarer Artikel, der den Hass auf Flüchtlinge überhaupt erst herbeiredet.

     

    Wie können "Hunderttausende Flüchtlinge" für die EU (~330 Millionen Einwohner) der "Anfang vom Ende" sein, wenn außer-europäische Länder Millionen aufnehmen, ohne daran zu Grunde zu gehen?

     

    Siehe bspw. http://www.taz.de/!5045602/

    Dort heißt es:

    "Der Libanon mit nur 4,5 Millionen Einwohnern zählt bislang etwa 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge."

    Und weiter:

    "Es ist für mich dabei besonders beeindruckend, wie großartig und gastfreundlich die Menschen im Libanon die Flüchtlinge aufnehmen und mit dieser mächtigen Aufgabe umgehen."

    Und dann:

    "Derzeit erwarte ich aber keinen Zusammenbruch der Strukturen im Libanon. Die Sicherheitskräfte im Libanon, die Vereinten Nationen und alle beteiligten Hilfsorganisationen haben die Lage noch beeindruckend gut im Griff."

     

    Die "Probleme" die Deutschland und die EU mit den Flüchtlingen haben, sind nicht einmal zu einem klitzekleinen Anteil auf Finanzmängel, Organisationsmängel, oder die Unfähigkeit, die Grenzen zu schützen (wovor eigentlich?) zurückzuführen, sondern nur und ausschließlich auf den Unwillen, andere auch als Menschen anzuerkennen.

     

    Im Libanon ist jeder fünfte ein Flüchtling, und bei uns wird der Weltuntergang ausgerufen, wegen Zahlen im Promille-Bereich. Lächerlich, und beschämend.

    • @kleinalex:

      .... (Teil 2) lässt sich in jeder Psychologie Einführung nachlesen - in deren Terminologie lässt sich sagen: System 1, dass für die automatische Abarbeitung von Problemen des Alltags zuständig ist (ohne das wir darüber wirklich nachdenken müssen) läuft gerade weitestgehend ohne Korrektur oder Unterstützung von System 2 dass für komplexere Problemlösungsversuche zuständig ist. Andererseits ist der einzelne, auch in einer Demokratie, in einer solchen Krise, als die sie sich in den Medien gerade darstellt, zumeist nicht in die Lösung des Problems involviert und der Alarmismus in der öffentl Darstellung kann das Gefühl der Ohnmacht noch steigern. Der menschlichen Psychologie angemessen wäre die Herangehensweise Merkels (wir schaffen das) diese positive Einstellung lässt unser Hirn insgesammt besonnener, lösungsorientierter und insg zuversichtlicher die Probleme angehen, währen das Herunterreden (wir schaffen das nicht) das Problem oft gar nicht erst vernünftig analysieren lässt, und für alle Vorurteile findet unser Kognitionsapparat garantiert auch kohärente Rechtfertigungen, die in sich schlüssig sind - also rational, so übersieht er alternative sehr wohl mgl Lösungen und bestätigt sein Weltbild immer wieder aufs neue, deshalb sind geschlossene Weltbilder auch so schwer aufzubrechen.

    • @kleinalex:

      Die EU würde ja auch nicht an der Zahl der Flüchtlinge kaputtgehen, sondern an ihren Ängsten und den inzwischen z.T. erheblichen sozialen Ungleichheiten, den wirtschaftlichen Abstürzen wie Griechenland, und dem Selbstbehauptungswillen bzw Egoismus der einzelnen Nationalstaaten bzw ihrer Regierungen (immer bestimmen die Großen, wir wollen auch was zu sagen haben- irgendwie auch eine folgerichtige Wirkung v Demokratie u menschl Ego)dies trifft nun auf die Flüchtlingskrise, die technisch mit ziemlicher Sicherheit zu meistern wäre, wenn man denn wollte. Nichts anderes hat der Artikel behauptet. Aber der Reflex lieber den Ängsten nachzulaufen (ja sie selbst noch anzufachen) um die immer stärker werdenden rechtsradikalen Parteien draußen zu halten, vor allem aber der Angst vor Machtverlust ist stärker. Überhaupt und andererseits, die Angst vor Verlust i.A. ist eine der grundlegendsten Ängste des menschlichen kognitiven Apparats, eingeschrieben durch die Evolution (so wie Angst vor Spinnen [Gefahr Gift], Angst vor dem Unbekannten, übermäßigem Fressen [es könnten schlechte Zeiten kommen] Angst vor bewaffneter Konkurrenz um das eigene Revier - u wenn wir ehrlich sind, tun Dschihaddisten alles um diese eingeschriebenen Urängste zu aktivieren- das macht es nicht einfacher, bei einer ähnlichen Flüchtlingswelle von Thailändern wären diese Ängste geringer, auch wenn die Wissenachaft sagt, dass Syrer durchschnittlich und unter normalen Unständen [!] genauso friedfertig sind wie Thais, aber die Umstände im Nahen Osten sind nun mal gerade nicht normal )...

    • @kleinalex:

      Zu

      "Wie können "Hunderttausende Flüchtlinge" für die EU (~330 Millionen Einwohner) der "Anfang vom Ende" sein, wenn außer-europäische Länder Millionen aufnehmen, ohne daran zu Grunde zu gehen?"

      - begehen sie keine Realitäts-verfälschung, natürlich ist der Libanon schon jetzt überfordert:

      1. siehe http://www.welt.de/politik/deutschland/article133752605/So-leiden-die-syrischen-Fluechtlinge-im-Libanon.html

      2. siehe http://www.tageswoche.ch/de/2015_06/international/679711/

      3. Die Flüchtlinge werden in den Ländern Türkei, Libanon etc. nur als "Flüchtlinge" geduldet, d.h. keine Recht auf "Immigration", eigene Wohnung,Arbeitsplatz, Schulplatz etc..

      4. In Europa wollen aber diese Menschen aber nicht wie "Flüchtlinge" sondern als "Immigranten" mit Recht auf eigener Wohnung, Arbeitsplatz, Schluplätzen behandelt werden.

      Also vergleichen sie nicht "Äpfel" mit "Birnen" und verschließen sie nicht die Augen vor der Realität, dass das beherbergen von 2 Mio Menschen eine ganz andere Aufgabe ist als das integrieren mit Wohnung,Arbeit und Schulplätzen.

      • @Aacheperenre372:

        Flüchtling ohne Wohnung und Arbeitsplatz kann man mal eine überschaubare Weile sein, aber auf Dauer ist es doch eher gesund, sich auf den Weg zu einem solchen Leben zu machen, wenn es im eigenen Land nicht mehr möglich ist. Die Flüchtlinge würden das sicher auch gerne im Libanon machen, aber es ist dort einfach nicht möglich. Und wie es scheint, erweckt Europa den Eindruck, als wäre es dort möglich bzw. aussichtsreich.

         

        Das sind nicht unbedingt andere Flüchtlinge, sie befinden sich lediglich in einem anderen Stadium.

    • @kleinalex:

      Ihre Ausführungen wären in der Gänze schlüssig, wenn dieses Europa auch nur einen Hauch von sozialer Gerechtigkeit verkörpern würde. Leider hat der jahrelang exerzierte neoliberale Kurs inzwischen eine Situation erzeugt, die nur noch als skandalös zu bezeichnen ist:

       

      Dazu nur zwei Beispiele:

       

      Zur Zeit ist das relative Einkommens- und Vermögensgefälle in der EU größer als das in Frankreich vor 1789. Und dies hat sich in den letzten Jahren noch deutlich verschlimmert.

       

      Millionen junger Menschen in den südlichen EU-Ländern können, auch mit hervorragender Ausbildung, bestenfalls darauf hoffen, irgendwann mal den einen oder anderen befristeten Job zu „ergattern“.

       

      Die Politiker der etablierten Parteien zeigen diesen Effekten gegenüber nur totale Ignoranz. In so einem Klima ist die Realisierung von solidarischem Handeln sicherlich nicht einfach.

       

      Lösbar wäre die Gesamtproblematik dennoch und zwar durch eine radikale Abkehr von dem jetzigen wirtschaft- und sozialpolitischen Kurs. Nur so wäre es möglich, sowohl den jetzt kommenden Flüchtlingen eine echte Chance zu geben als auch den bisher ins Abseits gedrängten EU-Bürgern. Das würde natürlich auch bedeuten, die Schere zwischen Arm und Reich wieder etwas zu schließen.

       

      Ich fürchte aber, dass mir eher der Himmel auf den Kopf fallen wird.

  • Die Reaktion der Bevölkerung der EU ist ein Rechtsruck, das gesamtgesellschaftliche Äquivalent zum Cocooning. Das ist die Antwort eines kleinen Kindes, das glaubt, es sei unsichtbar wenn es die Augen verschließt. Die Monster der Erwachsenenwelt aber sind real. Wenn die EU versagt, ist auch Europas Rolle in der Weltgeschichte zu ende. Im Vergleich zu den "Big Players" unserer Zeit ist selbst das ökonomisch aufgeplusterte Deutschland nur mehr ein politischer Zwerg. Die tatsächlichen Angriffe auf Europa kommt von Innen - durch die eigene zaghafte Bevölkerung und eine EU Kommission, die demokratische Grundprinzipien für politisch motivierte Handelsabkommen zugunsten der Macht transnationaler Konzerne in den Wind schlägt. Hinzu kommt die seit mehr als einem Jahr immer wieder ausufernde Aggressionsrhetorik der US-geführten NATO und auch der US Regierung die wirkt, als gäbe es ein Interesse an einer ausufernden militärischen Eskalation.

     

    Gerade jetzt braucht die Welt ein starkes, moderates und humanistisches Europa das hinter seinen Grundprinzipien steht und gewillt ist diese auch gegen innere und Äußere Widerstände aufrecht zu erhalten. Die Wähler und nationalistischen Politiker einzelner EU Staaten begehen einen fatalen Fehler wenn sie meinen ihre Souveränität würde durch einen neuen Nationalismus gestärkt. Das Gegenteil ist der Fall, denn nur im Rahmen der EU lassen sich die Interessen der Mitgliedsstaaten weltweit auch nur bemerkbar machen.

    • @Stefan Thiesen:

      Ich würde Ihnen fast zustimmen.

       

      Allerdings gibt es momentan auch das gewaltige Problem, dass die Politiker der etablierten Parteien viele ihrer eigenen Bürger jahrelang alles andere als human behandelt haben. Millionen Menschen wurden ins gesellschaftliche Abseits befördert, um den Interessen einer gewissenlosen Finanzmafia gerecht zu werden. Wenn nun exakt die gleichen etablierten Politiker von „Solidarität“ schwafeln, wirkt das alles andere als glaubwürdig.

      • @Urmel:

        Das ist sicher alles wahr. Leider. Die EU die ich mir wünsche ist vor allem Werte-basiert, und der Lissabon Vertrag gibt das auch durchaus her - so wie unser Grundgesetz auch. Wie Sie auch andeuten sind vor allem die Anreize des Finanzsystems extrem zerstörerisch. Das komplette Geldsystem müßte nicht nur neu geordnet sondern von Grund auf auf der Basis des ökonomischen Wissens (im Gegensatz zur neoklasischen Ideologie gibt es ja auch einen echten Wissenschaftsbetrieb) von Grund auf neu aufbauen. Inwiefern unsere diversen politischen Systeme und Institutionen überhaupt für das Zeitalter der Globalisierung - oder nennen wir es Planetarisierung - geeignet sind ist ebenfalls fraglich. Aber ich bleibe dabei: Kopf in den Sand oder/und Zäune bauen kann nicht die Lösung sein.

  • Die politische Situation ist verworren und verlogen. Tony Blair gab jüngst zu, daß der Irakkrieg letztendlich die Ursache für den Aufstieg von ISIS und die Destabilisierung der ganzen Region sei. Nicht, daß dies nicht offensichtlich wäre. Von einem Fehler mag er nicht reden - schließlich könnte Großbritannien zusammen mit den USA zumindest moralisch in die Haftung genommen werden.

     

    In der EU wird der Ruf nach dem "Schutz der Außengrenzen" lauter, und das nicht gegen einen militärischen Angriff, sondern gegen verzweifelte, frierende Menschen, die hunderte, teils tausende von Kilometern zu Fuß zurücklegen, um ihr nacktes Leben zu retten. "Außengrenzen schützen" ist nichts anderes als die Forderung danach, hunderttausende von Menschen in Lager zu internieren, oder im Sinne des Wortes im kalten Regen stehen und am langen Arm verhungern zu lassen. Wir haben es mit einer humanitären Katastrophe größten Ausmaßes zu tun, wie sie allerdings andernorts auf der Welt immer wieder zum Normalzustand gehört hat und auch jetzt gehört - man denke an den Sudan, und an die Tsunami, Erdbeben- und Sturmkatastrophen der letzten Jahre in Asien. Diesmal lässt sich das Gewissen nicht mit einer 20 Euro Spende an "Deutschland Hilft" beruhigen.

    • @Stefan Thiesen:

      "Diesmal lässt sich das Gewissen nicht mit einer 20 Euro Spende an "Deutschland Hilft" beruhigen."

       

      Super!!!

    • @Stefan Thiesen:

      "... man denke an den Sudan, und an die Tsunami, Erdbeben- und Sturmkatastrophen der letzten Jahre in Asien. Diesmal lässt sich das Gewissen nicht mit einer 20 Euro Spende an "Deutschland Hilft" beruhigen."

       

      Warum sollten Europäer wegen Tsunamis und Erdbeben in Asien und Afrika ein schlechtes Gewissen haben, das sie beruhigen müssten? Weshalb ist die 20-Euro-Spende für Katastrophenopfer als Gewissensberuhigung einzuordnen?

  • Geht das schon wieder los mit der Schuldverschiebung. Schuld am Ende der Europäischen Union ist die Europäische Union selbst. Bitte schnell beenden, das.

  • Solidarität? Den letzen Rest an Solidarität innerhalb der EU hat Schäuble mit der Griechenlanddemütigung in die Mülltonne der Geschichte getreten!

    • @robby:

      ich stimme zu. Und dann wird von Griechenland erwartet "die Außengrenzen zu schützen" (so als würde es sich nicht um Kriegsflucht sondern um einen militärischen Angriff handeln).