piwik no script img

Essay Rückkehr von WölfenKeine Panik im Wald

Kommentar von Ulrike Fokken

Wölfe passen sich allen Widrigkeiten der modernen Landschaft an. Sie sind nicht das Problem, ihre politische Instrumentalisierung schon.

Stört die Profitorientierung einiger professioneller TierhalterInnen und JägerInnen: der Wolf Illustration: Katja Gendikova

N icht in der Wildnis, sondern mitten im industrialisierten, mit Mais­äckern und Rapsfeldern betonierten Deutschland, fühlen sich Wölfe pudelwohl. Sie sind selbstständig eingewandert und passen sich an die widrigsten Bedingungen der ­Wirtschaftslandschaft des 21. Jahrhunderts an – ein Wunder der Natur.

In ihrem Hauptverbreitungsgebiet von der sächsischen Lausitz über Brandenburg bis Niedersachsen finden sie Landschaft, keine Natur, und allenfalls Relikte von natürlichen Ökotopen. Menschen rodeten im 20. Jahrhundert die letzten Wälder und pflanzten Kiefern und Fichten in Monokulturen. Wo Wiesenblumen blühten, stehen Logistikzentren. Autobahnen und Schienentrassen zerschneiden die Landschaft, begleitet vom gleichmäßigen Schlagen die Windräder.

BewohnerInnen dieser ökologisch verarmten Landschaften und die naturentwöhnten StädterInnen, die am Wochenende zu Besuch kommen, halten diese Wirtschaftsräume in Grün für Natur. Für ihre Natur. Sie haben sich an den Anblick von Kiefern und Maisstängeln gewöhnt, freuen sich über den gelb blühenden Raps im Nebel der Neo­nicotinoide.

Kollektiv haben wir uns die Natur angeeignet, sie entfremdet, industrialisiert, Schweine, Hühner, Rinder in Mastanlagen versklavt und merken erst, wenn die Insekten nicht mehr an der Windschutzscheibe kleben, dass was fehlt. Die Denaturierung hat nichts mit dem angeblich biblischen Auftrag zu tun, uns die Erde untertan zu machen. Systematische Zerstörung des Lebens kann nicht gottgewollt sein.

Die Neuen im Wald

In dieses Wirtschafts- und Lebenskonzept trabt der Wolf. Er zwingt Bauern, Jäger, Förster, Landbewohner im frischen Eigenheim dazu, sich mit der effizient genutzten Landschaft zu beschäftigen.

Der Wolf bringt Bewegung in den Kopf. Doch die Neuen im Wald überfordern offensichtlich jede Menge Leute. Diese projizieren das Bedrohliche, Unverständliche, die Furcht in ihrem Leben auf den Wolf und fühlen sich auch noch durch die Geschichten der Brüder Grimm bestätigt. Die Mythen und Märchen meinten jedoch seit je den Wolf im Inneren, erzählten vom Dunklen, Gefährlichen im Unbewussten, das mal der Wolf symbolisiert und mal der Drache. Symbolisch müssen die HeldInnen ihnen die Köpfe abschlagen – nicht im wirklichen Leben.

Wölfe in natura regen nun bei einigen dieselben Abwehrreflexe aus, die sie auch dazu bringen, den Klimawandel für von linksökologischer Seite übertrieben zu halten und das Insektensterben erst wissenschaftlich untersuchen lassen zu wollen, bevor sie handeln. Im Kern geht es immer um dasselbe: alles lassen, wie es ist, Wirtschafts- und Lebensweise nicht verändern und für die Folgen keine Verantwortung übernehmen.

Die Tazze, das Logo der taz
taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Quer durch die Parteien, von CDU über SPD bis FDP und AfD, fordern PolitikerInnen „eine Obergrenze für Wölfe“ und „wolfsfreie Zonen“. Sie wollen den Wolf ins Jagdrecht bringen, „Schutzjagden“ veranstalten, Wölfe in ausgewiesenen Naturreservaten halten. In den ländlichen Regionen dröhnen vor allem männliche Bewohner, Jäger und Landwirte gegen den Wolf. Sie versammeln sich in Brandenburg zu parteiübergreifenden Wolfsmahnwachen an nächtlichen Feuern, die in ihrer Pegidahaftigkeit an Ku-Klux-Klan-Rituale mit brennenden Fackeln und Kreuzen erinnern.Die AfD ist ganz vorne dabei, den Unmut in Populismus zu gießen. Sie profitiert von der irrationalen Angst, die der Wolf erzeugt, denn irrationale Angst ist schließlich auch das Geschäftsmodell ihrer Politik.

Unwissenschaftlich und rechtsfern

Erschreckend ist, dass auch Bundestagsabgeordnete und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die unwissenschaftlichen und rechtsfernen Forderungen verbreiten, Wölfe zu jagen. Vor den Landtagswahlen im Osten befördern sie die angstgetriebenen Ideen von Teilen der Landbevölkerung zur Bundespolitik, lenken von den politischen Versäumnissen in der Sozial-, Bildungs-, Wirtschaftspolitik auf dem Land ab und suggerieren nun, die sich verändernde Welt aufhalten zu können, indem sie Wölfe zum Abschuss freigeben.

Die politischen und wirtschaftlichen Nutznießer der Anti-Wolf-Stimmung auf dem Land haben keine Angst vor dem Wolf, schüren aber mit immer neuen Geschichten die Angst bei denen, die sich verunsichern lassen. Nirgends wird so viel gelogen wie im Wald. Jäger erzählen vom Fläming bis zum Wendland Storys, wie sie angeblich dem Wolf begegneten: Mit offenem Maul sei der auf sie zugerast, habe sie am Bein gestreift, nur der Schuss aus dem Revolver in die Erde habe das Tier vertrieben.

Über WhatsApp-Gruppen und soziale Netzwerke verbreiten sich die Wolfsgeschichten und scheinen denen wahrhaftig, die glauben wollen. Die Lügen und daraus abgeleiteten postfaktischen Forderungen entstammen den Hirnre­gionen, in denen die Angst regiert, die Angst vor Neuerungen und Veränderungen, die Angst, wirtschaftlich zu verlieren und nicht mehr Herr im angeeigneten Naturraum zu sein.

Wo Wölfe neu hinkommen, regen sich die Menschen besonders auf. Sie fürchten sich, allein in den Wald zu gehen, Eltern haben Angst um ihre Kinder, wenn ein Wolf in der Dämmerung am Waldkindergarten gesehen wurde. Das ist schade, denn es bedeutet zunächst nur, dass ein Wolf durch den Kindergarten lief, so wie auch mal Wildschweine oder Hasen durchkommen. Gefahr besteht deswegen nicht. Und allein im Wald spielen Kinder schon lange nicht mehr, was sich ja in der Naturentfremdung der Eltern und der Großeltern zeigt.

Die Erfahrung mit Wölfen in Deutschland lehrt, dass die Aufregung auch wieder nachlässt und Menschen lernen, mit Wölfen in der Landschaft zu leben. Daran zeigt sich die Aufgabe der politisch Verantwortlichen im Bund und in den Ländern: mit wissenschaftlichen Argumenten aufklären und darauf setzen, dass die Menschen mit eigener Erfahrung lernen, dass Wölfe in der Nachbarschaft keine Gefahr für sie bedeuten.

Gestörte Profitorientierung

Wölfe erfordern ein anderes Management in der Landwirtschaft, sie fordern von TierhalterInnen eine bessere Planung, Organisation und ein sauberes Arbeiten mit neuartigen Zäunen. Wölfe machen Arbeit und kosten Geld, sie stören die Profitorientierung einiger professioneller TierhalterInnen und JägerInnen.

Eine Obergrenze ist biologisch Blödsinn und rechtlich Quatsch, was all die politisch arbeitenden WolfsgegnerInnen von Landwirtschaftsministein Julia Klöckner bis SPD-Ministerpräsident Woidkte in Brandenburg wissen. Laut der euro­­päi­schen FFH-Richtlinie ist Deutschland gesetzlich verpflichtet, einen guten Erhaltungszustand der geschützten Art Wolf zu erreichen. Das ist in absehbarer Zeit nicht der Fall.

Im Übrigen ist fast ganz Deutschland auch 20 Jahre nach der ersten Einwanderung eines Wolfs wolffreie Zone, denn 73 Rudel und 30 Wolfspaare bedeuten keine flächendeckende Besiedlung. WolfsgegnerInnen von FDP und der AfD rechnen diese Zahlen gern hoch und behaupten, dass sich die Zahl der Wölfe alle drei Jahre verdoppeln würde. In wenigen Jahren würden dann Tausende Wölfe in Deutschland leben. Das ist biologisch falsch. Fakt ist, dass erwachsene Wölfe in stabilen Beziehungen und klaren Familienstrukturen leben – eben im Rudel. Die Rudel bestehen aus Eltern, Welpen und Nachkommen aus dem Vorjahr. Regelmäßig wandern Jungwölfe ab, suchen einen Partner und gründen ein Rudel, wenn sie ein ausreichend großes Territorium von 150 bis 250 Quadratkilometern finden.

Wölfe stören sich nicht am Lärm und auch nicht an der ökologischen Verarmung im Forst. Sie jagen und fressen die Gewinner der landwirtschaftlichen Monokulturen – Rehe, Wildschweine, Damhirsche. Wölfe leben zwischen Panzern auf Truppenübungsplätzen und neben dem Tagebaubagger in der Lausitz und schaffen es manchmal, sechsspurige Autobahnen lebend zu überqueren, wie mit Sendern versehene Wölfe auf ihren Wanderungen quer durchs Land zeigen.

Und, ja, sie reißen auch Schafe. Sie fressen manchmal ein tot geborenes Kalb auf der Weide, und vielleicht beißen sie schon zu, wenn das lebensunfähige Tier noch zuckt. Deutschland ist reich genug, TierhalterInnen zu entschädigen, deren Schafe und Rinder vom Wolf gerissen wurden. Dank industrieller Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu Wasser, zu Lande und in der Luft hat dieses Land auch genug Geld, Zäune gegen Wölfe zu bezahlen. Landwirte können ihre Schafe, Rinder, Damhirsche professionell mit Bodenschutz in Freigehegen, Elektrolitzen, Herdenschutzhunden schützen.

Für Tausende Hobbytierhalter mit sieben Ziegen oder acht Galloway-Rindern auf der Weide lohnt sich der Aufwand mit Elektrozaun nicht. Da geht nur eins: Die Tiere kommen nachts in den Stall und stehen nicht wie abholbereit für den Wolf auf der Wiese. Wenn die Hobbyschäfer und Liebhaber alter Hausrindrassen ihre Tiere unbedingt draußen allein lassen wollen, dann brauchen sie eben auch in Deutschland Herdenschutzhunde. Im größten Wolfsgebiet Westeuropas, im Nordwesten Spaniens, leben Kühe und Kälber monatelang allein mit Hunden auf den abgelegenen Weiden. Sin problema, wie die Bauern sagen.

Wölfe sind kein Problem, sondern Ansichtssache. Und eine Frage des Managements in einer profitorientierten Landwirtschaft.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

25 Kommentare

 / 
  • Frau Fokken sortiert Gegner/(Innen) des Wolfes im achten Absatz in politisch korrekten Kategorien ein. Sie sind politisch nicht bei den Grünen angesiedelt, leben auf dem Land, sind männlichen Geschlechts, versammeln sich zu Lagerfeuern und haben irrationale Ängste! Bravo. Ab jetzt muss klar sein wo die Vernunft steht und die guten Menschen wohnen. Frau Fokke schreiben sie von Misandrie und leben in einem urbanen Ballungsraum?



    Wer eignet sich hier eigentlich welchen Raum an und richtet darüber? Richtig, die rurale Bevölkerung kritisiert die Art und Weise der Wolfspolitik. Wer hat diese Politik zu verantworten und wo ist sie gemacht worden? Vor vielen Jahren auf EU Ebene haben sich einem dunklen Hinterzimmer politische Vertreter/Innen (oder vielleicht Lobbiesten) getroffen, bei Zigarrenqualm und Whisky die Berner Konvention unterschrieben und in geltendes deutsches Recht umgesetzt. Danach sind die Wölfe wiedergekommen und vermehren sich im ruralen Bereich lustig.



    Eine Obergrenze kann rechtlich kein Quatsch sein. Wir leben schliesslich in einer Demokratie und glauben nicht alle an die Unfehlbarkeit des Papstes oder von Robert Habeck. In einer Demokratie kann man Gesetze ändern, das ist so gewollt. Wissen Sie das nicht?



    Welche Jäger/Innen sind eigentlich profitorientiert? Die meisten zahlen viel Geld an die Jagdgenossenschaften für das Hobby.



    Welche Bauern haben am ehesten etwas gegen Wölfe? Bestimmt nicht Schweinemäster, Geflügelhalter oder Getreideanbauern, eher Schäfer, Milchviehalter und Weidetierhalter. Schäfer und Weidetierhalter betreiben übrigens am ehesten ökologische Landwirtschaft. Vergessen oder geht es hier um die Etablierung oder Aufrechterhaltung von Vorteilen?



    Ich halte keine alten Haustierrassen, bin kein Hobbietierhalter aber ich lass mir sehr ungern in klugscheisserischer Weise Ratschläge aufnötigen. Meine Großeltern waren Pachtbauern. Ich habe heute noch die Faust in der Tasche, wenn jemand auf hohem Ross daherkommt!

  • Super Artikel 🙏 so muss es sein in der Presse 💚🐺 herzlichen Dank

  • das beispiel in spanien bezog sich eindeutig auf den gelungenen Einsatz von herdenhunden... warum sollte die Besiedlungsdichte da einen unterschied machen?

  • Diesem Essay ist nichts hinzuzufügen. Danke dafür.

  • Super Text!!

  • Ich finde den Text super.



    Obwohl "Hobbyhalterin" von Ouessantschafen (kleine Häppchen für Wölfe), finde ich es schoen, dass sich, entgegen dem Trend eine Tierart wieder ausbreitet.



    Das es sich dabei um einen großen Beutegreifer handelt - na und?!



    Ein Teil der Zaeune sind schon verändert, der Rest folgt noch und das obwohl die Weiden maximal 50m vom letzten Haus im Wald sind.



    Netter Nebeneffekt: unerzogene Hunde kommen da auch nicht mehr rein.



    Angst vor uebergriffen auf Menschen hab ich keine und das obwohl ich staendig im Wald bin.



    In den letzten 20 Jahren seit Ankunft des Wolfes in Deutschland ist noch niemand von Ihnen getötet worden, im gleichen Zeitraum aber knapp 100.000 Menschen im Straßenverkehr.



    Welches "Tier" da gefährlicher ist, ist da wohl eindeutig.



    Wir sind Menschen, stolz auf die Leistungen unseres Intelekts - also nutzen wir Ihn und passen uns an.



    (Text per Smartphone geschrieben - evtl. merkwürdige Autokorrektur)

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    Kompliment zu diesem Artikel.

  • Danke für den Artikel und Beitrag zu einer differenzierteren Debatte!

  • Der Wolf hat in D keine Chance wegen Autoverkehr. Wie will man ihm das Auto beibringen? Interessant wären jetzt mal ein paar Zahlen dazu.

    Ich schätze so 90% sterben im Strassenverkehr. Vielleicht noch mehr.

    Die Schafe sind kein Problem. In Rumänien, RUS, Bulgarien wo er sonst frei lebt, gibt es immer Wachhunde bzw Esel. Da geht der Wolf nicht ran. Es ist nur eine Kostenfrage (Landwirte wollen Subventionen- wie immer).

    Aber wie gesagt- Strassenverkehr killt ihn. Er läuft pro Tag (Nacht) so 20 Km mindestens. Das wird nichts.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Großes Lob an die Autorin!

    Selten habe ich einen derart gelungenen Artikel zum Anlass dieses Tages gelesen.

  • Wölfe bedrohen keineswegs die industrielle Massentierhaltung, und auch den Rapsanbauern, die den ominösen "Nebel der Neo­nicotinoide" verursachen, ist der Wolf herzlich egal.



    Wölfe in der Kulturlandschaft treffen gerade diejenigen, die noch dafür Sorge tragen, dass nicht das letzte Fetzelchen Grünland unter den Pflug des Energiewende-Maisanbauers gerät, und denen man schwerlich "Profitorientierung" vorwerfen kann, es sei denn, man versteht darunter den schieren Lebensunterhalt ohne den klimakillenden Schnickschnack, den deutsche Normalbürger für unentbehrlich halten.



    Wölfe und die durch sie verursachte Notwendigkeit wilddichter Zäune und Herdenschutzhunde, die auch noch das letzte Gelege der Bodenbrüter auf der Weide vernichten, werden dafür sorgen, dass Deutschland noch ein bisschen weniger extensiv genutzte Flächen für den Artenschutz und noch ein paar Insektenarten weniger hat.



    Naturschutz muss mit Sachverstand betrieben werden, die von Emotionen gelenkten Massnahmen wie der absolute Schutz einer einzelnen und weltweit keineswegs gefährdeten Tierart Wolf richtet da nur Schaden an, der nicht wieder gut zu machen ist.

    • @Wilma Zahn:

      wilddichte zaeune werden nicht nur wegen woelfen benoetigt… Wildschweine pfluegen Felder um, rehe halten baumpflanzungen klein...



      jetzt zu glauben das bodenbrueter dadurch behindert werden...



      vielleicht gibt es gar weniger Probleme durch den wolf, weil er das verhalten von anderen wildtieren beeinfluessen koennte… schon mal daran gedacht?

    • @Wilma Zahn:

      Was will die Schreiberin eigentlich? Keine Energiewende und damit keinen intensiven Mais und Rapsanabau für Biogas und Bio-Diesel? Keine Landschaftspflege mit Weidetieren und somit auch keine Bodenbrüter, seltene Pflanzen und die dazugehörigen Insekten mehr? Stattdessen sollen die Haustiere in die Ställe.



      Weswegen das Ganze? Wegen einer Tierart, die in Europa keineswegs vom Aussterben bedroht ist. Die Population zu der die Wölfe in Deutschland genetisch gehören umfasst ca. 8.000 Exemplare. Da kann von "vom Aussterben bedroht" kein Rede sein. Seit 2002 werden Wölfe nicht mehr auf der roten Liste der aussterbenden Arten der IUCN geführt. Von diesem Gesichtpunkt her müsste Deutschland kein einziges residentes Rudel dulden, nur Durchzügler.



      Die Schreiberin hat sich bemerkenswert einseitig, sprich nicht ausreichend informiert. So arbeitet sie kritiklos mit den Wolfsbeständen von 2017 oder steckt da ein Manipulationsversuch dahinter? Von der TAZ bin ich Besseres gewöhnt. Oder ist man da inzwischen auch der Meinung dass heutzutage Recherche überbewertet sei?

      Warum können die Leute Wölfe nicht als das begreifen, was sie sind? Wildtiere, die als Bereicherung unserer Fauna einen Wert an sich darstellen, wie ein Rotkehlchen oder ein Fuchs. Sie sind aber auch ohne Zweifel Raubtiere ohne natürlichen Feinde. Die gilt es, wie bei jedem anderen herrenlosen freilebenden Wildtier zu ersetzen um einen den jeweiligen Habitaten angepassten Bestand zu erreichen und zu erhalten.



      Mit solch tendenziösen und schlecht recherchierten Artikeln tun Sie weder den Wölfen noch den Menschen noch Ihrer Zeitung einen Gefallen. Mit Fakten wäre das nicht passiert.

  • Irgendwie seltsam, der erste - vielleicht auch nur behauptete - Angriff eines Wolfes wird (eventuell) kommen. Dann kocht die Volksseele. Wenn unser Andy S. aber ein Tempolimit, welches ohne jeden Zweifel Menschenleben rettet, als gegen jeden Menschenverstand diffamiert, dann klatscht die Volksseele Beifall.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Lapa:

      Offenbar auf einen alten, abgelaufenen Kalender geschaut. Heute ist 01. April, nicht Fasching.

  • Wir sollten auch mal in der Kinder-Literatur (fast hätte ich Propagenda geschrieben) aufräumen.



    .



    Wenn wir schon Pipi Langstrumpf / Tim Sawyer usw, umschreiben, dürfen wir dabei die alten Horrorgeschichten, Rotkäppchen, usw. nicht aus den Augen verlieren.



    .



    Die sind diskriminierend für ein Mitwesen & erzeugen unreflektierte Ängste.



    OK, den Wolf auf Tofu & Vegan um zu erziehen braucht etwas länger, aber die schon Kinder traumatisierenden Geschichten könnten wir doch leicht anpassen.



    Das müsste uns der Frieden & das vorurteilsfreie Zusammenleben mit einem Mitgeschöpf wohl wert sein!



    .



    Bei Hunden, gleich welcher Größe haben wir das doch auch geschafft.



    "Die wollen doch nur spielen!"



    Gruss Sikasuu



    .



    Ps. Ob es sinnvoll ist, in den Märchen-Texten "Wolf" durch "Priester" zu ersetzen, wage ich zu bezweifeln, so realistisch darf man nicht werden, aber "Rotkäppchen und der SUV vor der Schule",... hätte mMn. was !

  • ist diese romantische naturlyrik als aprilscherz gemeint?



    der brauchbare wolfsanteil ist bereits als "hund" extrahiert.

    • @kipferl:

      Womit Sie konsequent Anthropozentrismus und Speziesismus demonstriert haben. Bravo! ;)

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Sehr widersprüchlich, Ihr Plädoyer. Einerseits beschreiben Sie treffend die vorerst unumkehrbare Verwandlung des Naturraumes in eine durch und durch menschengemachte und menschengenutzte Agrar- und Industrielandschaft, mannigfaltig durchzogen von den Verkehrsrouten, die alles zerschneiden und zerstückeln, also eine Landschaft, die ganz zwangsläufig zur Verdrängung oder Verschwinden sehr vieler ursprünglich vorhandener Arten geführt hat (andere wiederum wurden durch anthropogenen Einfluss massiv gefördert oder gar erst eingeführt). Andererseits plädieren Sie für ein Existenzrechts des Wolfs, weil er nun mal dank seines plastischen Verhaltens mit den künstlichen Bedingungen und dank des künstlichen Angebotes an Wild und Nutztieren sehr gut zurecht kommt.



    Mir tun die Rückeinwanderer eher leid, so wie mir auch Zootiere leid tun. Ihr Lebensraum ist hin. Aus romantisch-tierschützerischem Gestus heraus (der ein egoistischer Impetus ist), sollen sie trotzdem hier bleiben und gedeihen.



    Sie werden massenhaft auf der Straße überfahren werden. Sie werden illegal geschossen werden. So wie heute auch schon, man kann ja nicht alle besendern.



    Viel vernünftiger erschiene mir, für solch einen Carnivoren an der Spitze der Nahrungspyramide in leereren, perifereren Gegenden Europas alles zu tun was jetzt noch getan werden kann, um halbwegs intakte oder jedenfalls naturnahe Lebensräume zu erhalten. Das schlösse natürlich auch Kompensationszahlungen an die dort lebende Menschen mit ein, da sie ja in ihrer Entfaltung wiederum behindert wären (bebauungsfreie Landschaften, restriktive Jagdgesetze, usw.).



    Noch etwas: Der erste Unfall mit einem Wolf, bei dem ein Mensch angegriffen wird wird kommen. Das wird überhaupt nichts an der real tatsächlich zu vernachlässigbaren Gefahr ändern, aber es wird die Diskussion von einem Moment zum anderen völlig zum Kippen bringen, so irrational sie auch immer sei.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      "Noch etwas: Der erste Unfall mit einem Wolf, bei dem ein Mensch angegriffen wird wird kommen. Das wird überhaupt nichts an der real tatsächlich zu vernachlässigbaren Gefahr ändern, aber es wird die Diskussion von einem Moment zum anderen völlig zum Kippen bringen, so irrational sie auch immer sei."

      Das ist ja gerade das absurde.

      Wird der erste Unfall eines selbstfahrenden Autos , der unzweifelhaft auch bei uns kommen wird, die Diskussion zum kippen bringen"



      Nein. - Wird er nicht.

      Aber beim Wolf hat es ja schon einmal geklappt.



      Also werden "wir" es auch wieder schaffen......



      Denken wir.



      Bei den Ratten und den Kakerlaken ist es schwieriger.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      "Viel vernünftiger erschiene mir, für solch einen Carnivoren an der Spitze der Nahrungspyramide in leereren, perifereren Gegenden Europas alles zu tun was jetzt noch getan werden kann, um halbwegs intakte oder jedenfalls naturnahe Lebensräume zu erhalten."

      Mecklenburg-Vorpommern?



      Oder das Emsland?

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        .



        Meck-Pomm ist weitgehend leere Agrarwüste verspargelt mit, na ja Sie wissen schon.



        Nein, ich denke da an die Gebirgsregionen Spaniens, einschließlich Pyrenäen, den Ostalpenraum, Apennin, Teile Sloweniens, Białowieża und weitere große Nationalparks in Polen, usw. Das sind vergleichsweise dünn besiedelte und vielfach geschützte, aber dennoch bedrohte Regionen.

  • Wölfe gehen nicht auf Wildschweine, die sind viel zu wehrhaft und damit ist das Verletzungsrisiko zu groß.



    Das Problem bei den Hobbyzüchtern hat Nutzer schon beschrieben, die würden die Haltung schlichtweg einfach aufgeben, zumal man nicht einfach in Wald und Flur einen Stall bauen darf, dafür braucht es eine Baugenehmigung, und die wird schlichtweg nicht erteilt.



    Herdenschutzhunde können wirksam sein, sind aber auch für Menschen extrem gefährlich. Wie soll so etwas in unserem dicht besiedelten Land funktionieren?



    Der Nordwesten Spaniens hat viele extrem dünn besiedelte Landschaften, ganz im Gegenteil hierzu Deutschland.

    • @sb123:

      Wölfe jagen sehr wohl junge Wildschweine nur um die schwereren machen sie meistens einen Bogen

  • guter Kommentar, nur mit dem letzten Absatz



    "Wenn die Hobbyschäfer und Liebhaber alter Hausrindrassen ihre Tiere unbedingt draußen allein lassen wollen, dann brauchen sie eben auch in Deutschland Herdenschutzhunde."



    gehe ich nicht überein.

    Schutzmaßnahmen bei eben diesen Haltern lassen sich kaum umsetzen, finanziell und organisatorisch meist auch schlecht. Aber eben diese Haltungsform leistet auch einen Beitrag zum Naturschutz. Gerade kleinflächige extensive Beweidung ist positiv für Insekten. Wald und Hoschstaudenfluren sind insektenärmer.



    Auch das ist Teil der Problematik.