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Esprit verlässt DeutschlandAlle Filialen schließen

Der Modekonzern verkauft seine Markenrechte für Europa. Alle Geschäfte in Deutschland sollen geschlossen werden, die Marke soll aber fortbestehen.

56 Filialen und 1.300 Mit­ar­bei­te­r:in­nen weniger. Das ist die Bilanz der Esprit-Schließung in Deutschland Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Ratingen dpa | Der Modekonzern Esprit schließt bis zum Jahresende alle seine 56 Filialen in Deutschland. Rund 1.300 Mitarbeiter verlieren ihren Job, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Die Markenrechte für das insolvente europäische Geschäft sollen an den britischen Finanzinvestor Alteri verkauft werden.

Zum Kaufpreis wollte Esprit keine Angaben machen. Die Gesellschaften sollen demnach abgewickelt, die Produkte in den Filialen abverkauft werden. Der Finanzinvestor übernimmt nicht das operative Geschäft, also weder Filialen noch Arbeitnehmer.

Die Stellen in den Läden und der Zentrale in Ratingen fallen dadurch weg. Der Gläubigerausschuss der sieben insolventen deutschen Esprit-Gesellschaften habe eine entsprechende Mitteilung unterzeichnet, wie das Unternehmen mitteilte.

Esprit soll als Marke in absehbarer Zeit weitergeführt werden, heißt es. Produkte unter dem Label würden demnach weiter hergestellt und in Deutschland verkauft – in welcher Form, ist bisher nicht bekannt. Alteri gehört unter anderem das Modeunternehmen CBR Fashion mit den Marken Street One und Cecil.

Geschäfte im Ausland nicht betroffen

Die Esprit Europe GmbH sowie sechs weitere Gruppengesellschaften des Modekonzerns hatten im Mai einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Das Verfahren war am 1. August vom Amtsgericht Düsseldorf eröffnet worden.

Die Esprit Europe GmbH ist die Obergesellschaft für Esprit in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, die skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien. Einkauf und Vertrieb sind in diversen europäischen Tochter- und Enkelgesellschaften organisiert.

Esprit ist weltweit in rund 40 Ländern aktiv. Die Geschäfte außerhalb von Europa sind von der Insolvenz nicht betroffen. Die Hauptgesellschaft des Konzerns, die Esprit Holding, sitzt in Hongkong. Deutschland ist jedoch der wichtigste Markt für den Konzern.

Der Modekonzern Esprit hatte bereits im Jahr 2020 ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Gesellschaften beantragt. Damals waren rund 50 Filialen in Deutschland geschlossen worden, etwa 1100 Stellen wurden gestrichen.

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3 Kommentare

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  • Sehr schade, habe dort gerne eingekauft. Aber nach der Entwicklung der letzten Jahre verständlich. Im Zuge der Inflation haben sich die Preise so massiv erhöht, dass man viele Sachen eigentlich nur noch im Sale kaufen konnte. Esprit war zwar noch nie günstig, aber im Gegensatz zu Lebensmitteln ist Kleidung nicht lebensnotwendig. Zur Not tut es auch ein günstigeres Teil von H&M und Co. Und wer sich Qualität leisten kann, kauft lieber gleich bei nachhaltigen Anbietern wie Armedangels. Mit Esprit-Logo herumzulaufen ist nicht mehr cool. Die Qualität und Haltbarkeit war meist besser als bei den Billiganbietern, und man hatte ein breites, nicht ausuferndes Sortiment mit gutem Onlineshop. An sich - was will man mehr? Leider fehlte das Alleinstellungsmerkmal. Bei den Designs, der Passform oder dem Thema Nachhaltigkeit war man bestenfalls durchschnittlich oder schwamm mit den allgemeinen Trends mit. Trotzdem denke ich grundsätzlich, dass es für eine solche Marke einen Markt geben müsste, denn wollen wir wirklich alle nur noch Billigmode oder Luxusmarken kaufen? Ohne Pandemie und Inflation und mit besserem Marketing hätte sich die Marke sicher noch lange halten können.

  • Habeck: "Unternehmen sind nicht insolvent, sie hören nur auf, zu verkaufen"

  • Mit Esprit hatte es Deutschland bekanntlich eher selten, die taz, Lichtenberg und (c) TOM mal ausgenommen.



    Statt Esprit schielt mann auf E-Fuel ... der dauert jetzt eine Sekunde.