Eröffnungsfilm der Festspiele Venedig: Der Saft ist los
Lidokino 2: Tim Burton eröffnet die Festspiele mit dem lang erwarteten zweiten Teil der Geisterkomödie „Beetlejuice“.
D ieses Projekt hat auf sich warten lassen. Der Regisseur Tim Burton hatte nach seiner Horrorkomödie „Beetlejuice“ von 1988 jahrzehntelang einen zweiten Teil geplant. Was sich als schwierig erwies, 2019 war das Vorhaben nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen sogar zunächst eingestellt worden. Gleichwohl konnte Tim Burton jetzt die Filmfestspiele von Venedig mit „Beetlejuice Beetlejuice“ eröffnen. Ermöglicht durch Brad Pitts Produktionsfirma Plan B, die schon an Burtons Miniserie „Wednesday“ von 2022 beteiligt gewesen war.
„Beetlejuice Beetlejuice“ knüpft an die Geschichte des „Ghost House“ des ersten Films an und lässt die Handlung 36 Jahre später einsetzen. Aus der Teenagerin Lydia Deetz, erneut gespielt von Winona Ryder, ist inzwischen eine Mutter geworden. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Moderatorin einer Serie über paranormale Phähnome. Lydias Familie erweist sich als dysfunktional, besonders die Beziehung zur Teenagertochter Astrid ist einigermaßen gestört. Für Astrids Rolle wurde Jenna Ortega verpflichtet, die zuvor in der Serie „Wednesday“ die Hauptrolle bekommen hatte.
Zusammengebracht wird die Familie zu Beginn des Films durch den Tod von Lydias Vater Charles. Für die Trauerfeier reisen sie zum Ghost House, das Lydias Mutter, die Künstlern Delia (Catherine O’Hara), sogleich anlasshalber in schwarze Stoffbahnen hüllt. Astrid isoliert sich vom Geschehen, zieht sich lieber in das Haus zurück, wo sie im Dachgeschoss die Modellversion der Stadt Winter River entdeckt, die schon in „Beetlejuice“ den titelgebenden Geist Betelgeuse erscheinen ließ und Michael Keaton in der Titelrolle den übrigen Figuren der Handlung mächtig auf den Geist gehen lässt, zusammengefasst in seiner Ankündigung: „Der Saft ist los!“
Burton hat für das Ganze noch die Vorgeschichte von Beetlejuice hinzugepackt, der im Jenseits von seiner ehemaligen Frau Delores (Monica Bellucci) verfolgt wird. Die Handlung mischt dabei in der für Burton typischen Weise Grusel und Klamauk mit Fragen der Trauer, esoterischen Psychoangeboten erteilt er nebenbei eine sarkastische Absage. Ernst ist allein die Realität der Geister als Manifestationen unbewältigter Dinge. Und die können einem kräftig zusetzen.
Sein Stil bleibt liebevoll makaber
Neben soliden Lachern lässt vor allem die Ausstattung wenig zu wünschen übrig. Burtons gothic style mag zwar ein paar Routinen ausgebildet haben, er bleibt gleichwohl liebevoll makaber. Etwa im Jenseits, wo die Verstorbenen in der Gestalt ankommen, in der sie aus dem Leben geschieden sind, egal, auf welche Weise. Und selbst dort bricht Burton das Makabre mit herrlich albernen Musical-Einlagen auf, wenn er den „Soul Train“ inszeniert, der einen endgültig ins Jenseits befördert.
Gegenüber dieser erfreulichen Eröffnung zeigt sich der Auftakt der Nebenreihe „Orizzonti“ etwas blass. Das Jenseits kündigt sich in „Nonostante“, der zweiten Regiearbeit des Schauspielers Valerio Mastandrea, ebenfalls ständig an, bei ihm allerdings auf einer Krankenhausstation für Komapatienten. Mastandrea spielt mit der Idee der außerkörperlichen Erfahrung, lässt die Patienten, während sie eigentlich reglos im Bett liegen, als ruhelose Geister umherirren, freundschaftliche Beziehungen untereinander eingehen und voneinander auf immer Abschied nehmen, wenn jemand von ihnen das Bewusstsein wiedererlangt.
Mastandrea übernimmt die Hauptrolle eines namenlosen Patienten, lässt außer Rührseligkeit jedoch wenige Einsichten zu. So viel gilt immerhin auch bei ihm: Wenn man einmal vom Wind auf die andere Seite erfasst wird, ist kein Halten mehr.
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