Ermordung von Geisel durch IS: Japan hält Video für authentisch
Der 42-jährige Haruna Yukawa war im vergangenen Jahr in Syrien verschleppt worden. Nun scheint ein Video, das seinen Tod zeigt, echt zu sein.
TOKIO ap | Das Video von der mutmaßlichen Tötung einer japanischen Geisel durch die Terrormiliz Islamischer ist nach Einschätzung von Ministerpräsident Shinzo Abe wahrscheinlich echt. Allerdings prüfe die Regierung die Aufnahme noch, sagte Abe am Sonntag dem TV-Sender NHK. Den Angehörigen und Freunden des Japaners Haruna Yukawa drückte er sein Beileid aus. Zugleich forderte Abe die Freilassung der anderen Geisel Kenji Goto.
Die IS-Miliz hatte der Regierung in Tokio bis Freitag Zeit gegeben, 200 Millionen Dollar (rund 176 Millionen Euro) Lösegeld zu zahlen. Ansonsten würden die Geiseln getötet. Das Ultimatum verstrich, am Samstag tauchte ein Video auf, in dem der Tod von Yukawa verkündet und ein Gefangenenaustausch für Goto gefordert wurde. Doch kamen an der Echtheit des Videos Zweifel auf.
Das Video wurde rasch wieder aus dem Netz genommen. Zudem gab ein Extremist auf einer mit der IS-Miliz verbundenen Webseite an, dass es eine Fälschung sei. Ein anderer Dschihadist erklärte hingegen, die Aufnahme sei nur für die Familie Gotos bestimmt gewesen. Ein dritter wies darauf hin, dass in dem Video nicht das Logo des IS-Sprachrohrs Al-Furkan zu sehen sei, das bisherige Botschaften verbreitet habe.
Auch Gotos Mutter äußerte Zweifel an der Stimme in der Aufnahme, die als jene ihres Sohnes ausgeben wird. „Kenjis Englisch ist sehr gut. Es sollte flüssiger klingen“, sagte Junko Ishido dem Sender NHK. „Ich habe Angst. Er hat Kinder. Ich hoffe, dass er bald zurückkehrt, das ist alles, was ich will.“
Der 42-jährige Abenteurer Yukawa war im vergangenen Jahr in Syrien verschleppt worden. Regierungschef Abe zeigte sich erschüttert über dessen mutmaßliche Ermordung. „Ich bin sprachlos“, erklärte er. Japan verurteile Terrorismus. Zuvor hatte auch US-Präsident Barack Obama seine Solidarität bekundet und den „brutalen Mord“ verdammt. Die USA stünden Seite an Seite mit Japan, um Gotos Freilassung zu erreichen, sagte Obama bei einem Zwischenstopp auf dem amerikanischen Militärstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz.
Yukawas Vater erklärte indes, er hoffe „tief in seinem Herzen“, dass sein Sohn noch lebe. „Wenn wir uns jemals noch einmal wiedersehen, will ich ihn einfach nur fest drücken“, sagte Shoichi vor Reportern in seinem Haus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?