Ermittlungserfolge nach London-Anschlag: Täter war Geheimdiensten bekannt
Amak, das Sprachrohr des IS, teilte am Donnerstag mit, dass die Terrormiliz sich zu dem Anschlag bekennt. Die Echtheit der Nachricht ließ sich noch nicht überprüfen.
Die britische Polizei hat zuvor bei mehreren Razzien im Land acht Personen festgenommen. In London, Birmingham und anderen Orten seien sechs Wohnungen durchsucht worden, teilte ein Sprecher von Scotland Yard am Donnerstag mit. In welcher Beziehung die Festgenommenen zu dem Täter stehen, sagte er nicht.
Bei dem Anschlag am Mittwoch waren vier Menschen getötet und etwa 40 verletzt worden, darunter laut Premierministerin Theresa May auch ein Deutscher sowie drei Schüler aus Frankreich.
Der Attentäter war den britischen Geheimdiensten bekannt. Das sagte die britische Premierministerin Theresa May am Donnerstag vor dem Parlament in London. Der Mann sei in Großbritannien geboren und bei einer Untersuchung des Inlandsgeheimdiensts MI5 zu „gewalttätigem Extremismus“ bereits im Visier der Ermittler gewesen. Er sei aber als eine Randfigur eingestuft.
Das liege allerdings Jahre zurück. Es habe keine aktuellen Verdachtsmomente gegen ihn gegeben.
Die Tat löste international Bestürzung und Anteilnahme aus. Das britische Parlament und Scotland Yard gedachten ebenso wie Abgeordnete in Deutschland der Opfer. Paris schaltete die Beleuchtung des Eiffelturms ab, das Brandenburger Tor in Berlin sollte das Brandenburger Tor in Berlin in den Farben der britischen Flagge angestrahlt werden. Für 19.00 Uhr ist eine Gedenkveranstaltung auf dem Trafalgar Square in London geplant.
Auch Pariser Anti-Terrorstaatsanwaltschaft ermittelt
„Wir gehen immer noch davon aus, dass der Angreifer ein Einzeltäter war“, sagte der Polizeisprecher. Der Mann sei durch den internationalen Terrorismus zu der Tat angeregt worden. Eine Gefährdung der Bevölkerung bestehe derzeit nicht.
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon geht davon aus, dass der Anschlag „in Verbindung zum islamistischen Terrorismus“ steht. Die Sicherheitsmaßnahmen um das Parlament würden überprüft. Über dem Areal kreisten auch am Donnerstag Hubschrauber.
Die Polizei korrigierte die Zahl der Toten von fünf auf vier, ohne weitere Angaben dazu zu machen. 29 Menschen wurden am Donnerstag noch in Krankenhäusern behandelt. Sieben von ihnen sind laut Scotland Yard in einem kritischen Zustand.
Der Attentäter war am Mittwoch gegen 14.40 Ortszeit zunächst auf der Westminster-Brücke neben dem Parlament mit einem Auto in Passanten gerast. Dabei starben ein etwa 50 Jahre alter Mann und eine 43 Jahre alte Frau. Die Britin mit spanischen Wurzeln wollte gerade ihre Kinder von der Schule abholen, wie Medien berichteten. Anschließend erstach der Attentäter auf dem Parlamentsgelände einen Polizisten. Die Polizei erschoss den Angreifer.
Nach dem Londoner Terroranschlag ermittelt auch die Pariser Anti-Terrorstaatsanwaltschaft, da drei französische Schüler verletzt wurden. Es gehe um den Vorwurf eines Mordversuchs in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, bestätigten Justizkreise. Die Untersuchung wurde an die Anti-Terror-Einheit der Kriminalpolizei und den Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben.
„Wir dürfen uns nicht beugen“
„Dieser Anschlag passt genau in das Muster der Anschläge, die wir gesehen haben von Nizza und Berlin. Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promoted und anstiften will“, sagte der deutsche Terrorismusforscher Peter Neumann.
Neumann leitet das internationale Zentrum zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am King's College in London und berät auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Sachen Deradikalisierung von Islamisten. Bei den Anschlägen in Nizza und Berlin waren die Täter mit Lastwagen in Menschenmengen gerast.
„Wir dürfen uns nicht beugen; wir dürfen nicht zulassen, dass die Terroristen Erfolg haben und unseren Lebensstil zerstören oder Gemeinden spalten“, sagte der Londoner Bürgermeister Sadiq Kahn.
Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault wollte in der britischen Hauptstadt mit Behördenvertretern sprechen und die Familien der französischen Opfer treffen.
Das Berliner Abgeordnetenhaus gedachte mit einer Schweigeminute der Terroropfer in der Partnerstadt London. „Berlin fühlt mit den Opfern und den Angehörigen“, schrieb Berlins Regierender Bürgermeister seinem britischen Kollegen Khan. Nur wenige Monate nach dem schrecklichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten seien jetzt in London wegen eines feigen Anschlags wieder Menschen gestorben und verletzt worden.
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