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Ermittlungen zu Anis AmriAuch Islamisten nehmen Drogen

Im Dezember fuhr Anis Amri mit einem Lastwagen auf einen Berliner Weihnachtsmarkt. Obwohl es Mahner gab, wurde er davor nicht observiert.

Christian Steiof, Chef des Berliner Landeskriminalamt Foto: dpa

Berlin taz | Anis Amri wurde nicht überwacht, das Landeskriminalamt (LKA) Berlin hatte die Beschattung des späteren Attentäters vom Berliner Wintermarkt bereits im Juni 2016 eingestellt. Dabei hatten LKA-Ermittler laut Recherchen des ARD-Politmagazins Kontraste und des Senders RBB mehrfach angemahnt, Amri weiter zu beobachten. Das LKA Berlin hatte im Sommer eine Ermächtigung beantragt, Amri weiter zu beschatten. Aber lediglich Amris Telefon wurde weiter abgehört.

Die LKA-Ermittler stellten in ihrem internen „Sachstandsbericht“ von Juni 2016 fest, dass Amri weiter Kontakt zu zwei Islamisten pflegte, von denen der Tunesier Soufiane mittlerweile wegen Terrorverdachts in Haft ist. Weiter heißt es in dem LKA-Bericht, Amri verhalte sich „weiterhin konspirativ“, indem er häufig seine Wohnung wechsele und in Telefongesprächen immer wieder gezielte Fehl­informationen über seinen Aufenthaltsort streue. Im Nachfolgebericht von August 2016 ging das Landeskriminalamt in Berlin davon aus, dass bei Amri und seinen „Gesinnungsgenossen“ sogar „eine gruppendynamische Steigerung des Gewaltpotentials erkennbar“ sei. Im Dezember fuhr Amri mit einem LKW in eine Menschenmenge auf dem Wintermarkt und tötete zwölf Menschen.

Innensenator Geisel hatte im Januar bei der Sitzung des Innenausschuss zugegeben, dass es ein Fehler gewesen sei, Amri nicht weiter zu observieren. Allerdings habe Amri Drogen konsumiert und die islamische Fastenzeit Ramadan nicht beachtet. Das habe dem „Bild des islamistischen Überzeugungstäters“ nicht entsprochen, so der SPD-Politiker. Die religiösen Überzeugungen und Praktiken, die potenzielle Gefährder hätten, würden als „absolut wichtig“ eingeschätzt, hatte der Chef des Berliner Landeskriminalamts Christian Steiof erklärt.

Es seien damals „keine Gefahren oder verdachtserhärtenden Anhaltspunkte festgestellt wurden und dass auch über einen sehr langen Zeitraum nicht,“ sagte Berlins Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) im Februar.

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10 Kommentare

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  • Da gab es doch Berichte, dass bis kurz vor der Tat Erkenntnisse über ihn vorlagen - einschließlich seines Aufenthalts sie berichten über einen Hinweis, dass Amri Fehlinformationen über seinen Aufenthaltsort streute. Mit anderen Worten: Die wussten, wo er war.

     

    Und jetzt die große Frage, warum die ihn gewähren ließen. Lustlosigkeit? Die Hoffnung auf einen Anschlag der Konservativen und noch Konservativeren politisch nutzt? Die Motive sind unklar aber sämtluch unehrenhaft.

     

    Nur eins lässt sich sagen: Innenminister von Union und SPD taugen regelmäßig kaum was.

  • Die Prinzen und Milliardäre Saudi-Arabiens und WM-Fußball-Katars sind die wichtigsten Finanziers des weltweiten Islamismus, und zugleich große Auftraggeber und Wirtschaftspartner der westlichen Rüstungskonzerne und Banken, einschließloch der USA und BRD. Wo sollte also hier -bei den westlichen Partnern- ein ernsthaftes Interesse am Kampf gegen den feudal-religiösen Terrorismus und islamistischen Aberglauben sein?

     

    Fürs Kapital- und Rüstungsgeschäft opfert man auch Teile der eigenen Bevölkerung durch terroristische Anschläge.

     

    [- ungeschminkt.]

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    So ein dämliches Geschwätz.

     

    Wäre ich gewaltbereiter Islamist und wollte die Geheimdienste loswerden, ich würde trinken und den Ramadan mißachten...

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Daran sieht man, dass sie nicht religiös sind.

  • „Allerdings habe Amri Drogen konsumiert und die islamische Fastenzeit Ramadan nicht beachtet. Das habe dem „Bild des islamistischen Überzeugungstäters“ nicht entsprochen, so der SPD-Politiker“

     

    Falsch!

    Der Islam sichert jedem, der im Kampf gegen die „Ungläubigen“ getötet wird, den Erlass ALLER Sünden und den sofortigen Eingang ins Himmelreich zu. Darüber hinaus warten dort (angeblich) schon über 70 Jungfrauen auf ihn, um ihn zu „verwöhnen“!

     

    Eine verführerische Aussicht für alle Kriminellen. Sie können nochmal richtig die Sau raus lassen, z. B. auch die sonst streng verbotenen Drogen (=“Haram“) nehmen und trotzdem mit ewiger Glückseligkeit belohnt werden.

    Das wär’s doch dann! Warum ein Leben lang edel, hilfreich und gut sein, wenn man über den kurzen Weg sofort viel mehr erreichen kann!

  • Wenn ich mich richtig erinnere waren einige der Paris Attentäter auch nicht unbedingt Vorbildislamisten. Vielleicht versuchen sie sich gerade dann zu beweisen. Oder es hat weniger mit der Religion an sich zu tun als viele gerne behaupten. Der sog. IS benutzt Religion doch letztendlich auch nur als Vehikel um Macht auszuüben und Menschen zu manipulieren und zu unterdrücken.

    • @JoWall:

      Es hat sehr viel mit dem Islam zu tun, und zwar mit dem Märtyrerverständnis im Islam. Das ist anders als im Christentum und Judentum. Im Islam kannst Du gesündigt haben, wie Du willst - volles Programm. Wenn Du als "Kämpfer im Djihad" mit einem LKW Ungläubige umbringst, bist Du ein Märtyrer und alles ist vergeben. Das Paradies erwartet Dich. Dieses Märtyrerverständnis spricht genau die an, die bisher ihr Leben verpfuscht haben.

    • 3G
      32795 (Profil gelöscht)
      @JoWall:

      Mit Religion hat es schon zu tun, aber nicht unbedingt bei den "Fußtruppen". Ich bin mir recht sicher, dass die Hetzer im Hintergrund der Mörder schön ordentlich den Ramadan eingehalten haben. Und diese Leute im Hintergrund sind bei der Auswahl ihrer "Soldaten" nicht besonders wählerisch, im Gegenteil, je dümmer und labiler desto besser, desto einfacher kann man sie in eine Wahnsinnstat hetzen. Die versammeln einfach nur eine Gruppe labiler junger Männer um sich und hetzen drauf los...

       

      Der Geheimdienst hat da ein Problem. Wenn man zugibt was da läuft, dann müsste man in größerem Stil an Prediger und Mosscheen ran. Das wiederum würde von den Religionswichteln als "Beweis" für den "Krieg" der "Ungläubigen" gegen den Islam herangezogen.

       

      Hier beist sich die Katze in den Schwanz. Die Geheimdienste und sonstige Sicherheitsbehörden können das Problem nicht lösen. Das ist Aufgabe der Gesellschaft, die tut es aber auch nicht, die duckt sich vor den Kulturrelativisten weg und blendet das Problem im Namen der Toleranz aus. So wird das nix...

      • @32795 (Profil gelöscht):

        "je dümmer und labiler desto besser"

         

        Den letzten beiden Absätzen stimme ich zu, dem ersten nur bedingt. Die Toppterroristen - siehe 9/11 oder auch Paris - waren alles andere als dumm und labil. Auch bei den religiös übermotivierten Morden in z.B. Bangladesh sind es überwiegend gebildete Kids. Die meisten IS-Kämpfer aus den Magrebstaaten haben eine höhere Bildung / Studium.

        Das Runterbrechen der gemäß des Islams aktiven Gläubige auf mental Benachteiligte ist ein dummer Irrtum.

        Es gibt ja auch inteligente Menschen im Christentum, denen die "Inteligenz" bei deren erheblichen "Wahrnehmungsstörungen" nicht wirklich hilft.

      • @32795 (Profil gelöscht):

        Ich sehe hier vor allem auch die Verantwotung der Muslime selbst.

        Religiöse Bünde führen doch immer zu isolierten Strukturen - egal ob Scientology, Zeugen Jehovas oder sunnitischer Wahabismus.

         

        Einen irgendwie von Aussen herangetragener Einfluß wird doch zB von den Katholiken genauso vehement abgelehnt, man denke an den Schutzschirm den die Kirche jahrzehntelang über Mißbrauchstäter bis heute spannt.

         

        Es ist von Aussen an solche Strukturen immer nur schwer heranzukommen. Reformen passieren da eher aus dem Inneren.

         

        Was die islamistischen Moscheen und meist importierten Hetz-Imane angeht, würde ich mir eine deutlich ablehnende und aktiv verteidigte Position der deutsch-muslimischen Gemeinde wünschen.