Eritrea-Festival in Gießen: Mehr als 1.000 Einsatzkräfte vor Ort
Bei dem umstrittenen Festival kam es zu mehrfachen Ausschreitungen. Laut Polizei seien 22 Beamte verletzt. Im Vorfeld wurden 60 Menschen in Gewahrsam genommen.
Da die Polizei an vielen verschiedenen Orten im Einsatz sei, komme es im Stadtgebiet zum starken Verkehrsbehinderungen. Mehr als tausend Einsatzkräfte waren den Angaben zufolge vor Ort. Die polizeilichen Maßnahmen dauerten den Angaben zufolge am Samstagnachmittag an. Konkrete Zahlen zu Verletzten und insgesamt in Gewahrsam genommenen Menschen lagen zunächst nicht vor.
Die Polizei verwies zudem darauf, dass ebenso wie am Freitag im Zusammenhang mit den Aktionen in Gießen Meldungen unbekannter Herkunft kursierten, etwa über eine bei einer „Störaktion getötete“ Person. Dieses Gerücht habe sich nicht bestätigt, betonte die Polizei.
50 Platzverweise bereits vor Beginn des Festivals
Die Polizei hat am frühen Samstagmorgen vor Beginn des umstrittenen Eritrea-Festivals in Gießen rund 60 Menschen in Gewahrsam genommen. Zuvor seien bereits an die 50 Platzverweise ausgesprochen worden, teilten die Beamten mit. Mehrere Personengruppen hätten ab 5.30 Uhr versucht, in Richtung des Veranstaltungsgeländes Hessenhallen zu gelangen. Aufgrund eines Videos, welches auf einer Social-Media-Plattform veröffentlicht wurde, hätten sich Hinweise auf einen von ihnen geplanten Angriff auf die Kulturveranstaltung ergeben. Eine „Vielzahl von Einsatzkräften“ habe das Vordringen zu den Hessenhallen verhindern können.
Die Polizei setzte nach ihren Angaben Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Mehrere Menschen hätten versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen. Es seien Steine geflogen und Rauchbomben geworfen sowie Gegenstände von einer Brücke geworfen worden. Mehrere Menschen hätten versucht, die Lahn zu durchschwimmen. 100 bis 150 Menschen hätten versucht, einen Zaun zum Veranstaltungsgelände der Hessenhalle zu übersteigen. Ein Wasserwerfer stehe bereit.
Die Polizei empfahl, das Stadtgebiet zu meiden und weiträumig zu umfahren. Die Einsatzkräfte müssten an vielen Orten im Einsatz sein.
Kritiker sehen Nähe zu Militärdiktatur Eritreas
Nach gewaltsamen Protesten beim Eritrea-Festival im vergangenen Sommer hatte die Stadt die Neuauflage in diesem Jahr per Verbot verhindern wollen – doch die Gerichte sahen dafür keine Grundlage.
Im August vergangenen Jahres hatten etwa 100 Menschen Helfer und Besucher der damaligen Veranstaltung angegriffen, 26 von ihnen wurden verletzt, auch sieben Polizisten trugen leichte Verletzungen davon.
Kritiker des Festivals hatten eine problematische Nähe zur Regierung Eritreas gesehen. So wurden Vorwürfe laut, bei der Veranstaltung sollte Geld zur Unterstützung des Regimes gesammelt werden. Eritrea gilt als das „Nordkorea“ Afrikas.
Seit der Unabhängigkeit Eritreas von Äthiopien vor rund 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki das Land mit einer Übergangsregierung. International geriet Afewerki zuletzt in die Kritik, da die eritreische Armee mehreren UN-Berichten zufolge im äthiopischen Bürgerkrieg bis November 2022 an der Seite der äthiopischen Zentralregierung schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben soll. Zudem sind in dem Land viele Freiheitsrechte weitgehend eingeschränkt.
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