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Erinnerung an die MärzrevolutionEin Kampf gegen Windmühlen

In Berlin-Mitte erinnert der „Platz der Märzrevolution“ an die Aufstände von 1848. Doch 27 Jahre nach der Benennung fehlt noch immer ein entsprechendes Schild.

Am 18. März wurde ein provisorisches Schild angebracht Foto: Klarissa Krause

Der „Platz der Märzrevolution“ – ein eindrucksvoller Name für den seit Jahren von Baustellen geprägten Durchgang zwischen Humboldt-Universität und Gorki Theater in Mitte. Am Dienstagmorgen, dem Jahrestag der Revolution von 1848/49, stehen hier ein wenig verloren zwei Vertreter der Berliner Geschichtswerkstatt. Mitgebracht haben die beiden älteren Männer ein selbst gebasteltes, mit Sekundenkleber am Mast befestigtes Straßenschild. Denn ein echtes gibt es auf dem Platz nicht – obwohl der schon seit dem 18. März 1998 offiziell seinen Namen trägt.

Jürgen Karwelat und Christian Breuer kämpfen seit vielen Jahren für die Aufstellung der Platzbeschilderung. „Das Bezirksamt schläft“, sagt Karwelat. Anscheinend sei der Wille, auf dieser ehemaligen Straßenbahnstrecke der März­re­vo­lu­tio­nä­r*in­nen zu gedenken, gering. Die Berliner Re­vo­lu­tio­nä­r*in­nen vertrieben im Frühjahr 1848 das preußische Militär für einige Wochen aus der Hauptstadt, wählten eine eigene Nationalversammlung und begannen, eine Verfassung auszuarbeiten. „Die Verfassung der Märzrevolution ist der Grundstock unserer heutigen Gesellschaft“, sagt Karwelat nicht ohne Stolz.

Einen „Platz des 18. März“ gibt es schon: am symbolträchtigen Brandenburger Tor. Dort fand am Dienstag dann auch die jährliche Aktion statt, die an die Barrikadenkämpfe der Märzrevolution in Berlin erinnert. Für Jürgen Karwelat kein Grund, nicht noch einen Platz dem historischen Ereignis zu widmen: „Wenn man sich mal anschaut, nach wie vielen Prinzen und Prinzessinnen Straßen und Plätze in Berlin benannt sind, dann sollte man auch an die Revolutionär*innen, die gegen sie gekämpft haben, an mehreren Orten erinnern!“

Kunstschlosserei ging pleite

Aber warum gibt es trotz Umbenennung kein offizielles Schild? Als man den Platz zum 150-jährigen Jubiläum „Platz der Märzrevolution“ nannte, wurde eine reguläre Beschilderung in Auftrag gegeben. Aber bis zum Gedenktag war der Platz nicht fertig gebaut und noch eine einzige Baustelle. Deshalb blieben die Schilder in der Kunstschlosserei, die bald darauf in Konkurs ging. Eines der Schilder verschwand, ein anderes steht bis heute in einem Kreuzberger Hinterhof.

In der Bezirksverordnetenversammlung Mitte wird regelmäßig über den Platz diskutiert. Allein im vergangenen Jahr wurde ein Antrag von Jacqueline Sanehy und Ingrid Bertermann (beide Linke), in der sie die Beschilderung des Platzes der Märzrevolution fordern, mehrfach besprochen. Zum 1. März dieses Jahres hätte das Bezirksamt eine Entscheidung treffen müssen – ließ die Frist aber verstreichen.

Es wirkt wie ein Kampf gegen Windmühlen. Aber die Mitglieder der Berliner Geschichtswerkstatt haben einen langen Atem. So wurde der Rosa-Luxemburg-Steg in Tiergarten nur dank des 26-jährigen Bemühens des Vereins eingeweiht. „Man muss dranbleiben und mit Widerständen rechnen, selbst wenn man als Don Quichote bezeichnet wird“, sagt Jürgen Karwelat. Und hofft, dass es im nächsten Jahr ein offizielles Schild geben wird – 28 Jahre nach der Benennung.

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