Equal Pay beim Fußball der Frauen: Weg vom Vermarktungswettlauf

Dass Spielerinnen dieselben Prämien bekommen wie die Männer, ist gut. Hier darf die feministische Umwälzung im Fußball und im Sport aber nicht enden.

Die brasilianische Fußballnationalspielerin Marta freut sich nachdem sie ein Tor geschossen hat un dumarmt eine Mitspielerin

Weltfußballerin Marta jubelt. Über Tore, nicht über die zähen Verbesserungen beim Fußball der Frauen Foto: Norbert Schmidt/imago

Brasilien hat es getan. Der brasilianische Fußballverband zahlt fortan Spesen und Prämien in selber Höhe an Männer und Frauen. Equal Pay im Nationalteam wird sich in den nächsten Jahren massiv verbreiten. In Deutschland werden häufig nur Norwegen, Australien und Neuseeland erwähnt, dabei haben bei der WM 2019 auch die Südafrikanerinnen gleiche Prämien erstritten. Die Nigerianerinnen fordern sie – bisher erfolglos – ebenfalls ein. Der Kampf um Gleichberechtigung ist global, wird im globalen Norden aber nicht so wahrgenommen.

Die aktuelle feministische Welle hat also längst den Fußball erreicht, und das ist gut so. Der Jubel aber zeigt, wie naiv viele argumentieren. Denn nicht umsonst streiten Aktivistinnen im Fußball lieber für gleiche Bedingungen als für Equal Pay. Gleichbezahlung kopiert die brutalen Ungleichheiten des Männerfußballs und nützt nur einer kleinen Minderheit. Für die große Mehrheit der Spielerinnen sind Aspekte wie schlechte Infrastruktur, fehlender Mutterschutz, fehlende Verträge, fehlende medizinische Versorgung und mangelnde Vermarktung viel drängender. Und nebenbei eng mit dem Thema Gehalt verknüpft, denn die Spitzenprofis verdienen Millionen mit Werbeverträgen. Und damit weiterhin viel mehr als die Frauen.

Klüger ist daher ein Gesamtkonzept für gleiche Chancen, wie es gerade Australien verabschiedet hat. Denn die Equal-Pay-Debatte bleibt selektiv und systemkonform, Fußballerinnen genießen selbst enorme Vorzüge. Deutsche Spielerinnen etwa würden laut Zeit-Informationen schon jetzt für einen WM-Titel mehr als dreimal so viel erhalten wie deutsche AthletInnen für Olympiagold, und sie verdienen ein Vielfaches von Handballerinnen oder Volleyballerinnen, obwohl zu denen 2019 mehr Publikum kam.

Soll Popularität in einem demokratischen Sport nicht zählen? Und wie könnte ein Sport aussehen, der nicht auf Wettlauf um Selbstvermarktung fußt? Die popfeministische Equal-Pay-Debatte muss eine Systemdebatte werden. Die monetäre Anerkennung für die Brasilianerinnen schmälert das nicht.

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Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de

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