Entwurf zum Selbstbestimmungsgesetz: Rasche Umsetzung angesagt
Das Selbstbestimmungsgesetz ist vielleicht das wichtigste queerpolitische Vorhaben der Regierung. Jetzt muss es nur noch schnell umgesetzt werden.
N a endlich: Der Referent_innen Entwurf zum Selbstbestimmungsgesetz wird bald veröffentlicht. Das neue Gesetz soll dafür sorgen, dass Geschlechtseintrag und Name beim Standesamt geändert werden können. Bislang sind demütigende Gutachten und ein Gerichtsverfahren nötig – trans, inter und nicht-binäre Menschen zahlen dafür Tausende Euro.
Es ist das wichtigste queerpolitische Vorhaben der Bundesregierung und sollte nun so schnell wie möglich umgesetzt werden. Einerseits, weil schon jetzt trans, inter und nicht-binäre Menschen lange darauf warten, dass das Selbstbestimmungsgesetz kommt, um ihren Geschlechtseintrag niedrigschwellig der Realität anzupassen.
Zum anderen, weil man weltweit an den Rückschritten erkennen kann, wie gefährlich queere Menschen leben: In Uganda soll das Wissen um Mitmenschen, die schwul, lesbisch oder trans sind, strafbar werden. Aus den USA kommt ungefähr jede Woche eine Horrormeldung, die neueste: Der US-Bibliothekenverband ALA zählte im Jahr 2022 so viele Anträge auf Entfernung von Büchern wie noch nie – die meisten betreffen Sexualität und Geschlechteridentität.
Die queerfeindliche Stimmungsmache hat System. In Deutschland sorgte sie zuletzt dafür, dass das Selbstbestimmungsgesetz immer weiter abgeschwächt wird: Nun soll es eine Wartezeit von drei Monaten geben. Wofür? Das bleibt offen und hinterlässt den Geschmack des „Überleg’s dir doch noch mal“. Zudem soll das Hausrecht dafür sorgen, dass beispielsweise die Betreiberin einer Frauensauna Besucher_innen unabhängig vom Geschlechtseintrag der Sauna verweisen kann.
Der Queerbeauftragte Sven Lehmann (Grüne) macht darauf aufmerksam, dass dies keine Neuerung ist. Wenn das Hausrecht sich aber schon jetzt in dieser Form gegen trans, inter und nicht-binäre Menschen richten kann, dann sollte über eine Reformierung des Hausrechts debattiert werden. Das Selbstbestimmungsgesetz sollte unterdessen schnellstmöglich vorangebracht werden – bevor weitere queerfeindliche Strömungen es schwächen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt