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Entlassung des haitianischen PremiersDas Ende der Ära des humanitären Interventionismus

Kommentar von Katja Maurer

Haitis Premier Conille wurde seines Amts enthoben. Damit endet ein geopolitisches Experiment und das Zeitalter der humanitären Interventionen.

Wurde rausgeworfen: Garry Conille, Haitis Ex-Premierminister Foto: Ralph Tedy Erol/reuters

E rst verlieren die Demokraten in den USA, dann platzt die Ampel in Berlin, und wenige Tage später scheitert das US-Projekt zur Befriedung der haitianischen Krise mit dem Rauswurf des quasi von ihr installierten Ministerpräsidenten Cornille.

Lachen Sie nicht, wenn ich das in Reihe stelle. Was man gerade beobachten kann, ist, wie das liberal-demokratische Politikmodell des „Weiter so“ immer tiefer in eine Sackgasse läuft. Das kann man an Haiti ausgezeichnet studieren.

Jahrelang hat man mit dem Slogan „Haiti is open for business“ die institutionellen, sozialen und rechtsstaatlichen Probleme des Landes den „heilenden“ Kräften des freien Marktes überlassen und so eine nie dagewesene Krise provoziert. Gangs und Milizen der Eliten zerstören derweil das Land und kontrollieren weite Teile der Hauptstadtregion. Monatelang war sogar der Flughafen geschlossen.

Zum Sicherheitsproblem reduziert

Neben der Ukraine und Gaza gehört Haiti zu den zentralen Themen, mit denen sich US-Außenminister Blinken in den letzten Monaten seiner Amtszeit beschäftigt. Wie immer in solchen Fällen betrachtete man in Washington die Polykrise allerdings als reines Sicherheitsproblem, das eine internationale Polizeimission unter Führung Kenias beseitigen sollte.

Schätzungsweise etwa eintausend Gangmitglieder, die Hälfte davon minderjährig, müssten doch militärisch in den Griff zu bekommen sein. Flankiert werden sollte die Intervention von einer Übergangskoalition aus abgehalfterten Politikern, die nur sich und ihre eigenen Wirtschaftsinteressen vertreten, um Wahlen zu organisieren. Das verkauft man dann als eine „Lösung in den Händen der Haitianer“.

Der UN-Sicherheitsrat genehmigte die Polizeimission halbherzig, aber stellte praktisch kein Geld dafür zur Verfügung. Bis März wird noch die zahnlose militärisch-polizeiliche Mission finanziert. Dann ist Schluss. Und damit ist wahrscheinlich das Ende der Politik humanitärer Interventionen, die die letzten Jahrzehnte internationaler Politik geprägt haben, besiegelt. Es ist ein Fiasko.

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2 Kommentare

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  • Soweit mir bekannt ist, entstand der Begriff der "humanitären Intervention" als Antwort auf die Völkermorde von Srebreniza und Ruanda, sowie der Verhinderung eines solchen im Kosovo. Das trug u.a. dem ehemaligen Grünen-Aussenminister Joschka Fischer, der für den Nato-Kosovo- Einsatz im Kosovo gestimmt hatte, einen Farbbeutel- Anschlag während eines Grübrn- Parteitags ein. Die Frage damals wie heute lautet doch: ist eine militärische Intervention zur Verhinderung oder zum Stoppen eines möglichen Völkermordes richtig oder falsch. Wenn eine schutzlose Zivilbebölkerung in Haiti oder sonst wo von Gangs in Chaos und Gewalt getrieben wird, ist es m.M. nach die Aufgabe der UN, eine effektive Schutztruppe zum Überleben der Zivilvevölkerung bereitzustellen. Das Problem von Haiti sind nicht " die Humanitären Interventionen" oder deren vermeintliches



    "Ende" , sondern die neokoloniale Ausrichtung der internationalen Hilfe für dieses gebeutelte Land, die, und da gebe ich der Autorin Recht, all zu oft " den " freien Narktkräften" freie Hand lies.

  • Na dann überlassen wir die Länder eben sich selbst und ihrer Unfähigkeit. Richtig machen können wir ja wohl dort sowieso nichts



    Im Endeffekt sind wir halt immer die „Bösen“. Auch in der Sicht der von hier alles Besserwissenden..